Botulinumtoxin: Durchbruch in der Hernienchirurgie

Narbenhernien gelten mit einer Inzidenz von ca. 15 % als eine der häufigsten Komplikationen abdominalchirurgischer Eingriffe, schreiben Oliver Stern und Dr. Thomas Mansfeld, Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Asklepios Klinik Wandsbek. Ein inkompletter oder unter Spannung stehender Verschluss der Faszie sollte grundsätzlich nicht erfolgen, kommt bei mehr als 10 cm messenden Bauchwandbrüchen aber mitunter vor. In solchen Fällen drohen Rezidive und weitere Komplikationen.
Die chemische Komponentenrelaxation, also die Vorbehandlung des Patienten mit Botulinumtoxin A, ermöglicht auch bei ausgeprägten Hernien einen spannungsfreien primären Verschluss. Hierzu wird das Nervengift zwei bis drei Wochen vor der OP in die laterale Bauchdeckenmuskulatur injiziert.
Erste Anzeichen der Entspannung zeigen sich nach einigen Tagen, nach ca. 14 Tagen sind die Muskeln maximal relaxiert. Ein zusätzlicher Vorteil der Vortherapie: Postoperativ geben die Betroffenen weniger Schmerzen an. Den Erfolg des Verfahrens verdeutlichen die Autoren am Fall eines 63-jährigen adipösen Patienten, bei dem sich nach einem Aorteneingriff eine mittlerweile 20 x 20 cm große, median bis weit links lateral gelegene Narbenhernie entwickelt hatte. Drei Wochen vor dem geplanten Eingriff erhielt der Mann 300 IE Botulinumtoxin A – verabreicht über 18 Injektionen beidseits in die Muskelbäuche von Transversus abdominis, Obliquus internus und externus.
Dosisfrage bleibt vorerst unbeantwortet
Bereits präoperativ ließ sich eine den Kollegen zufolge beeindruckende Rückbildung der zuvor stark prolabierten und fixierten Hernie beobachten (s. Abb.). Letzlich gelang ein spannungsfreier Bauchdeckenverschluss unter Einlage eines großen Polypropylen-Netzes. Zur idealen Dosierung gibt es derzeit noch keine einheitlichen Richtlinien. Auch sehen die Autoren noch Erweiterungsbedarf in Sachen Langzeitstudien.
Quelle Text und Abb.: Stern O, Mansfeld T. Hamburger Ärzteblatt 2017; 71: 30-31 © Hamburger Ärzteverlag, Hamburg. Korrespondenz: Dr. Thomas Mansfeld, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Asklepios Klinik Wandsbek, t.mansfeld@asklepios.de
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