Botulinumtoxin soll postoperatives Vorhofflimmern reduzieren

Dr. Sascha Bock

Mit Botulinumtoxin im Takt bleiben? Mit Botulinumtoxin im Takt bleiben? © iStock.com/Nikolay Ponomarenko

„Botox“ ins Herz? Dieser Ansatz ist nicht so abwegig, wie er vielleicht klingen mag. Zwei aktuelle Studien zeigen, was das Nervengift zur Prävention postoperativer Rhythmusstörungen leistet.

Kurz nach einer offenen Herz-OP entwickeln viele Patienten ein Vorhofflimmern. Die Folge: mehr Komplikationen inklusive einer erhöhten Mortalität. In der Pathogenese scheint das kardiale autonome Nervensystem mitzumischen. Das brachte ein Team aus US-amerikanischen und russischen Forschern vor einigen Jahren auf die Idee, Botulinumtoxin intraoperativ ins epikardiale Fettgewebe zu spritzen.

Die Ergebnisse ihrer Pilotstudie überraschten Kardiologen wie Rhythmologen. Im Vergleich zur Placeboinjektion kam es sowohl unmittelbar als auch binnen zwölf Monaten nach dem Eingriff seltener zu der Rhythmusstörung. Inzwischen bestätigten die Drei-Jahres-Daten den präventiven Effekt.1

Im Follow-up lag die Inzidenz atrialer Tachyarrhythmien in der Botulinumtoxin-Gruppe signifikant unter der der Kontrollgruppe (Hazard Ratio 0,36). Zudem führte die Veruminjektion bei denjenigen, die doch ein Vorhofflimmern entwickelten, zu einer geringeren Symptomlast. Teilgenommen an der Untersuchung hatten 60 Patienten mit paroxysmalem Flimmern in der Anamnese und einer Indikation zum kardialen Bypass. Zur Rhythmuskontrolle war ihnen ein Herzmonitor unter die Haut implantiert worden.

Ein ähnliches Vorgehen wählte kürzlich ein weiteres Forscherteam.2 Sie spritzten 130 Teilnehmern während eines Eingriffes am offenen Herzen entweder Botulinumtoxin oder ein Placebo in die epikardialen Fettpolster. Die positiven Ergebnisse ihrer Kollegen konnten sie allerdings nicht reproduzieren: Zwar trat ein postoperatives Vorhofflimmern in der Verumgruppe seltener auf (36,5 vs. 47,8 %), jedoch ohne die Signifikanzhürde zu nehmen. Die Autoren bleiben aber optimistisch. Es bedürfe schlicht größerer Studien mit einer besseren Teststärke, um auch moderate klinisch relevante Unterschiede zu erfassen.

Quellen:
1. Romanov A et al. Heart Rhythm 2019; 16: 172-177
2. Waldron NH et al. A.a.O.: 178-184

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