Calcineurininhibitor Pimecrolimus nicht unterschätzen

Dr. Andrea Wülker

In einer Beobachtungsstudie schnitten die TCI besser ab als die „Erstlinientherapie“ TCS, zudem weisen sie ein gutes Sicherheitsprofil auf. (Agenturfoto) In einer Beobachtungsstudie schnitten die TCI besser ab als die „Erstlinientherapie“ TCS, zudem weisen sie ein gutes Sicherheitsprofil auf. (Agenturfoto) © iStock/bravo1954

Der topische Calcineurininhibitor Pimecrolimus ist für Patienten mit atopischer Dermatitis ab zwei Jahren zugelassen – in einigen Ländern sogar ab drei Monaten. TCI haben zwar einige Vorteile gegenüber den niedrig- bis mittelpotenten topischen Steroiden, werden ihnen dennoch meist nicht vorgezogen. Kollegen nahmen dies zum Anlass, um für Pimecrolimus eine Lanze zu brechen.

Reicht die Basispflege bei Patienten mit atopischer Dermatitis (AD) nicht aus, greift man in der Regel als erstes zu topischen Kortikosteroiden (TCS). Allerdings führen Kortisonangst – immerhin bei fast 70 % der Patienten und Angehörigen vorhanden – und TCS-Nebenwirkungen oft zu einer schlechten Therapietreue. Das verhindert, dass sich die Krankheit ausreichend kontrollieren lässt, schreiben Professor Dr. Thomas Luger­ von der Universitäts-Hautklinik Münster und Kollegen. In diesen Fällen kommen die topischen Calcineurininhibitoren (TCI) ins Spiel. Sie wirken antiinflammatorisch, indem sie die Calcineurin-abhängige T-Zell-Aktivierung hemmen und damit die Expression von proinflammatorischen Zytokinen reduzieren. Und im Vergleich zu TCS sind Patienten hinsichtlich der Anwendung deutlich weniger besorgt.

Klinische Studien untersuchten die Wirksamkeit und Sicherheit von Pimecrolimus bei Säuglingen, Kindern und Erwachsenen mit AD. Diese zeigten, dass damit die Ekzeme zurückgehen, die Anzahl der Exazerbationen sowie die allgemeine Krankheitslast bei milder bis moderater AD abnehmen. In der Folge sind die Patienten weniger auf Steroide angewiesen und vermeiden das Risiko einer Hautatrophie – eine übliche Nebenwirkung der Steroide. Letzteres bedeutet auch einen entscheidenden Vorteil im Langzeitmanagement der Hauterkrankung. Zudem zeigten Studien einen positiven Effekt auf die FLG-Expression unter der TCI-Therapie.

Ein belastendes Symptom bei AD ist der Juckreiz. Kratzen schädigt die Hautbarriere und führt zu vermehrter Inflammation, was weiteren Juckreiz auslöst und eine Abwärtsspirale in Gang setzt. Der Pruritus beeinträchtigt nicht nur die Lebensqualität von AD-Kindern, sondern auch die ihrer Eltern und Betreuer erheblich. Die antipruritische Komponente in einer Therapie ist daher von großer Bedeutung, betonen die Experten.

Lebensqualität verbessert sich deutlich

Die juckreizlindernde Wirkung von Pimecrolimus entfaltet sich wahrscheinlich über mehrere Mechanismen. Belegt sind u.a. die Inhibition von T-Zell-Aktivierung und -Proliferation in der Haut sowie die Suppression der Synthese inflam­matorischer Zytokine. Im Vergleich verschiedener topischer Therapien bei AD senkten TCI das Pruritusrisiko im Vergleich zu den jeweiligen Trägersubstanzen um 36 %. TCS lagen mit 34 % etwas darunter und topische Antihistaminika mit 27 % auf dem dritten Platz. Studien mit erwachsenen AD-Patienten ergaben, dass der Juckreiz bei über der Hälfte schon innerhalb von 48 Stunden nach Beginn der Pimecrolimus-Therapie signifikant nachlässt. Und verschwinden Juckreiz und Ekzeme, steigert das die Lebensqualität der Patienten. In einer Beobachtungsstudie schnitten die TCI besser ab als die „Erstlinientherapie“ TCS. 77 % vs. 42 % der Patienten berichteten von einer verbesserten Lebensqualität.

Calcineurininhibitoren für empfindliche Stellen

Einige Hautareale haben eine dünnere Epidermis. Sie reagieren daher besonders sensibel und sind anfälliger gegenüber Irritanzien und Allergenen. Zu diesen Regionen gehören Augenlider und andere Gesichtsbereiche, Hals, Achseln, Intimbereich und Hautfalten. Bei Säuglingen manifestiert sich die AD an diesen Stellen zuerst. Unter topischer Steroidtherapie entwickelt sich schneller eine Hautatrophie. Für die lokale Langzeitbehandlung dieser Bereiche bevorzugen die aktuellen Leitlinien daher generell TCI.

Bedarf an (Notfall-)Medikamenten sinkt

Auch in der Langzeitbehandlung der moderaten AD hat Pimecrolimus seinen Platz. In Studien halbierte sich im Vergleich zu den Placebokontrollen nach sechs bzw. zwölf Monaten die Anzahl der Exazerbationen. Die Patienten brauchten seltener eine Steroid-Akuttherapie. Selbst die TCI wurden mit der Zeit immer seltener benötigt. In einer anderen Studie zur langfristigen Behandlung mit dem Calcineurininhibitor im Gesicht blieben die Hälfte der behandelten Kinder und Jugendlichen schubfrei, mit der wirkstofffreien Trägersubstanz gelang das nur 37,5 %. Pimecrolimus weist ein gutes Sicherheitsprofil auf. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Reaktionen am Anwendungsort wie ein vorübergehendes Wärmegefühl oder Brennen, das aber innerhalb einiger Tage verschwindet. Im Vergleich zu Placebo-Cremes treten zwar häufiger bakterielle oder virale Infektionen auf, z.B. mit Staph. aureus, Herpes simplex oder Malassezia sympodialis. Allerdings schneiden auch in diesem Fall die TCI besser ab als topische Steroide. Anders als zwischenzeitlich befürchtet, zeigten sich keinerlei Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für maligne Erkrankungen wie Lymphome, betonen die Kollegen.

Quelle: Luger T et al. JEADV 2021; 35: 1505-1518; DOI: 10.1111/jdv.17272

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In einer Beobachtungsstudie schnitten die TCI besser ab als die „Erstlinientherapie“ TCS, zudem weisen sie ein gutes Sicherheitsprofil auf. (Agenturfoto) In einer Beobachtungsstudie schnitten die TCI besser ab als die „Erstlinientherapie“ TCS, zudem weisen sie ein gutes Sicherheitsprofil auf. (Agenturfoto) © iStock/bravo1954