Atopische Dermatitis soll sich vom Pruritus verabschieden

Dr. Barbara Kreutzkamp/Dr. Susanne Gallus

Wen‘s juckt, der kratzt – doch was subjektiv hilft, fördert die Entzündung letztlich nur noch mehr. Wen‘s juckt, der kratzt – doch was subjektiv hilft, fördert die Entzündung letztlich nur noch mehr. © fotolia/Ольга Тернавская; wikimedia/Gzzz

Dem Juckreiz einer Neurodermitis standzuhalten, ist kein einfaches Unterfangen, vor allem nicht für ein Kind. Mit individuellen Hilfestellungen und Therapiemöglichkeiten können Sie die Betroffenen im Kampf gegen das belastende Symptom unterstützen.

Der Pruritus als Hauptsymptom der atopischen Dermatitis (AD), ist häufig so schwer, dass auch alle Ablenkungsmanöver nicht mehr wirken. Besonders Kinder kratzen sich dann – oft im Schlaf – die Haut blutig. Ein alltägliches Problem, dem die kleinen Patienten und deren Eltern oft hilflos gegenüberstehen, schreiben Dr. Sibylle Scheewe von der Fachklinik Sylt und Professor Dr. Sonja Ständer vom Kompetenzzentrum Chronischer Pruritus des Uniklinikums Münster.

Die komplexe Entstehung des Symptoms bei atopischer Dermatitis hängt mit einem genetischen Hautbarrieredefekt, den hochregulierten Immunkaskaden der Entzündung sowie der Aktivierung peripherer Nerven und zentralnervöser Areale zusammen. Kratzen hilft subjektiv durch Reizüberlagerung, fördert aber die Entzündung und die Synthese von pruritogenen Substanzen.

Betroffene entwickeln zum Teil Kratzautomatismen

Wer jetzt nicht handelt, riskiert, dass seine Patienten in einen Teufelskreis aus Pruritus, Scheuern und Hautverletzung geraten und mitunter Kratzautomatismen entwickeln, warnen die Autorinnen. Sie raten zu einer Kombination aus Patienten- bzw. Elternschulung, kontinuierlicher Begleitung und frühzeitiger individueller Intervention je nach Leidensdruck und Verhalten.

Ein ganz wichtiges Element: die Basistherapie, also regelmäßiges Cremen mit feuchtigkeitsspendenden und rückfettenden Emollenzien. Nur so lässt sich die Hautbarriere langfristig stabilisieren. Außerdem gilt es, gemeinsam Triggerfaktoren zu identifizieren und zu eliminieren. Neben Stress gehören dazu vor allem Schwitzen, Wärme, körperliche Anstrengung oder Nahrungsmittel. Bei leichter bis moderater AD kann es helfen, Kratzalternativen einzuführen, d.h. stattdessen Eincremen oder sanftes Drücken. Das sollte auch in den Schulungen zusammen mit anderen verhaltenstherapeutischen Methoden immer wieder geübt werden. Patienten mit „Schweißallergie“ berichten zusätzlich von einer Verbesserung, wenn sie ihre Haut z.B. mit kaltem Wasser kühlen oder sich in kühlen Räumen aufhalten. Ein chronischer oder sehr starker Juckreiz muss eventuell zuerst medikamentös angegangen werden.

Rezeptor-Blocker im Kommen

Die neuen Behandlungsmethoden setzen vor allem auf gezielt wirksame IL-Rezeptorantagonisten, wie Dupilumab. Nach den guten Resultaten bei Erwachsenen wird dieser gerade für die Pädiatrie getestet. Weitere sind in der Pipeline. Außerdem befinden sich Histaminrezeptor-Hemmer in Erprobung.

Im Winter helfen womöglich schon 1000 IE Vitamin D

Für die kleinen Patienten stehen neben Basistherapeutika topische Glukokortikoide und Calcineurininhibitoren zur Verfügung. In therapieresistenten Fällen kann man systemisches Ciclosporin (off label) probieren. Bei einer winter­assoziierten AD hilft unter Umständen schon die Gabe von Vitamin D (1000 IE). Bleibt der Pruritus auf der visuellen Analogskala längerfristig über drei, empfehlen die Autorinnen, die Suche nach Triggerfaktoren auszuweiten und die Therapie stadiengerecht anzupassen.

Quelle: Scheewe S, Ständer S. Monatsschr Kinderheilkd 2018; 166: 513–520

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Wen‘s juckt, der kratzt – doch was subjektiv hilft, fördert die Entzündung letztlich nur noch mehr. Wen‘s juckt, der kratzt – doch was subjektiv hilft, fördert die Entzündung letztlich nur noch mehr. © fotolia/Ольга Тернавская; wikimedia/Gzzz