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Atopische Dermatitis soll sich vom Pruritus verabschieden

Der Pruritus als Hauptsymptom der atopischen Dermatitis (AD), ist häufig so schwer, dass auch alle Ablenkungsmanöver nicht mehr wirken. Besonders Kinder kratzen sich dann – oft im Schlaf – die Haut blutig. Ein alltägliches Problem, dem die kleinen Patienten und deren Eltern oft hilflos gegenüberstehen, schreiben Dr. Sibylle Scheewe von der Fachklinik Sylt und Professor Dr. Sonja Ständer vom Kompetenzzentrum Chronischer Pruritus des Uniklinikums Münster.
Die komplexe Entstehung des Symptoms bei atopischer Dermatitis hängt mit einem genetischen Hautbarrieredefekt, den hochregulierten Immunkaskaden der Entzündung sowie der Aktivierung peripherer Nerven und zentralnervöser Areale zusammen. Kratzen hilft subjektiv durch Reizüberlagerung, fördert aber die Entzündung und die Synthese von pruritogenen Substanzen.
Betroffene entwickeln zum Teil Kratzautomatismen
Wer jetzt nicht handelt, riskiert, dass seine Patienten in einen Teufelskreis aus Pruritus, Scheuern und Hautverletzung geraten und mitunter Kratzautomatismen entwickeln, warnen die Autorinnen. Sie raten zu einer Kombination aus Patienten- bzw. Elternschulung, kontinuierlicher Begleitung und frühzeitiger individueller Intervention je nach Leidensdruck und Verhalten.
Ein ganz wichtiges Element: die Basistherapie, also regelmäßiges Cremen mit feuchtigkeitsspendenden und rückfettenden Emollenzien. Nur so lässt sich die Hautbarriere langfristig stabilisieren. Außerdem gilt es, gemeinsam Triggerfaktoren zu identifizieren und zu eliminieren. Neben Stress gehören dazu vor allem Schwitzen, Wärme, körperliche Anstrengung oder Nahrungsmittel. Bei leichter bis moderater AD kann es helfen, Kratzalternativen einzuführen, d.h. stattdessen Eincremen oder sanftes Drücken. Das sollte auch in den Schulungen zusammen mit anderen verhaltenstherapeutischen Methoden immer wieder geübt werden. Patienten mit „Schweißallergie“ berichten zusätzlich von einer Verbesserung, wenn sie ihre Haut z.B. mit kaltem Wasser kühlen oder sich in kühlen Räumen aufhalten. Ein chronischer oder sehr starker Juckreiz muss eventuell zuerst medikamentös angegangen werden.
Rezeptor-Blocker im Kommen
Im Winter helfen womöglich schon 1000 IE Vitamin D
Für die kleinen Patienten stehen neben Basistherapeutika topische Glukokortikoide und Calcineurininhibitoren zur Verfügung. In therapieresistenten Fällen kann man systemisches Ciclosporin (off label) probieren. Bei einer winterassoziierten AD hilft unter Umständen schon die Gabe von Vitamin D (1000 IE). Bleibt der Pruritus auf der visuellen Analogskala längerfristig über drei, empfehlen die Autorinnen, die Suche nach Triggerfaktoren auszuweiten und die Therapie stadiengerecht anzupassen.Quelle: Scheewe S, Ständer S. Monatsschr Kinderheilkd 2018; 166: 513–520
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