
Intravenöse Immunglobuline offiziell zugelassen

Die Dermatomyositis manifestiert sich in Form entzündlicher Hauterscheinungen sowie einer progredienten Schwäche der proximalen Muskulatur. Als Therapie der ersten Wahl gelten auch heute noch Glukokortikoide, die bei Bedarf durch andere Immunsuppressiva ergänzt werden können. Intravenöse Immunglobuline (IVIG) wurden bislang nur in der Zweit- oder Drittlinie und off label angewendet.
Studie stimmte international mehrere Behörden positiv
Die U.S. Food and Drug Administration, die kanadischen und verschiedene europäische Behörden haben ein IVIG-Präparat zur Therapie der Dermatomyositis bei Erwachsenen offiziell zugelassen. Diese Entscheidung basiert zum großen Teil auf der von Prof. Dr. Rohit Aggarwal von der Universität Pittsburgh und Kollegen initiierte ProDERM-Studie, an der sich 36 europäische und nordamerikanische Zentren beteiligten.
Im Rahmen der Studie erhielten 47 Erwachsene mit einer gesicherten oder vermuteten Dermatomyositis IVIG-Infusionen im Abstand von jeweils vier Wochen. Die Kontrollgruppe bestand aus 48 Teilnehmern, die Placebo bekamen. Eine begleitende Steroidtherapie war in beiden Gruppen erlaubt und wurde in etwa 90 % der Fälle wahrgenommen.
Nach 16 Wochen erfüllten 79 % der mit den Immunglobulinen behandelten Patienten, aber nur 44 % der Kontrollen die gesetzten Mindestkriterien für ein Therapieansprechen. Dieses definierten Prof. Aggarwal und seine Kollegen mithilfe des Total Improvement Scores, der die Veränderung der Myositisaktivität im Zeitverlauf abbildet.
Die Patienten mussten auf einer Skala von 1 bis 100 mindestens Werte von 20 erreichen. Auch im Hinblick auf die Kriterien für ein mäßiges (TIS ≥ 40) bzw. starkes (TIS ≥ 60) Therapieansprechen erwies sich die IVIG-Therapie als vorteilhaft. Nur die Kreatinkinasespiegel der Gruppen unterschieden sich nicht deutlich.
Innerhalb des Studienzeitraums sowie einer anschließenden 24-wöchigen unverblindeten Erweiterungsphase traten unter IVIG 282 therapiebedingte Nebenwirkungen auf, beispielsweise Kopfschmerz, Fieber und Übelkeit. Insgesamt beobachteten die Forscher neun schwere unerwünschte Ereignisse, darunter acht Thromboembolien.
Wie wirkt sich die Zulassung auf den Praxisalltag aus?
Die Vielzahl der dermatomyositisassoziierten Autoantikörper machen die Erkrankung zu einem sehr heterogenen Syndrom, was die Bildung von Studienkollektiven erschwert und die Verallgemeinerung der Ergebnisse einschränken kann, schreibt Dr. Anthony Amato vom Brigham and Women’s Hospital Boston in seinem begleitenden Kommentar. Da in der ProDERM-Studie auch ein großer Teil der Kontrollen ein minimales Therapieansprechen gezeigt hatte, müssen seiner Meinung nach größere und länger angelegte Untersuchungen die Wirksamkeit der Therapie mit den Immunglobulinen bestätigen.
Mit Spannung beobachtet er die Auswirkungen der IVIG-Zulassung in der Praxis: Werden die Kollegen das Präparat zukünftig in der Erstlinie oder eher bei refraktären Erkrankungsverläufen einsetzen? Nicht zu vernachlässigen sei allerdings das erhöhte Thromboembolierisiko, warnte der Kollege.
Quellen:
1. Aggarwal R et al. N Engl J Med 2022; 387: 1264-1278; DOI: 10.1056/NEJMoa2117912
2. Amato AA. N Engl J Med 2022; 387: 1320-1321; DOI: 10.1056/NEJMe2209117
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