
CDK4/6-Inhibitoren bei Brustkrebs: Noch kein Standard in der Adjuvanz

Dass Frauen mit metastasiertem Hormonrezeptor-positivem (HR+), HER2-negativem (HER2-) Mammakarzinom von CDK4/6-Inhibitoren profitieren, ist unbestritten. In der adjuvanten Situation ist der Stellenwert der Substanzen jedoch noch unklar. Professor Dr. Stefan Aebi vom Luzerner Kantonsspital, Schweiz, gab einen Überblick über die unterschiedlichen Studienergebnisse.
Er begann mit den Daten der unverblindeten monarchE-Studie.1 Darin untersuchten Forscher die Ergänzung der adjuvanten endokrinen Standardbehandlung mit Abemaciclib über zwei Jahre. 5637 operierte Patientinnen mit HR+/ HER2- frühem Brustkrebs und hohem Rezidivrisiko (N2 oder N1 mit zusätzlichem Risikofaktor) wurden in zwei Gruppen randomisiert.
„Analyse wurde sehr früh durchgeführt“
Die zusätzliche Gabe des CDK4/6-Inhibitors verlängerte das Überleben ohne invasives Rezidiv (iDFS) in der Zwischenauswertung nach 15,5 Monaten (HR 0,75; p = 0,01). Die Subgruppenanalysen zeigten sich ohne signifikante Interaktion mit der Therapie, so Prof. Aebi. Der Experte merkte jedoch an, dass die Analyse sehr früh durchgeführt wurde, und bezeichnete das Delta von 3,3 % beim iDFS nach zwei Jahren als entsprechend instabil.
Mittlerweile liegt die Analyse des primären Studienendpunkts vor. Nach im Median 19,1 Monaten war das iDFS unter Abemaciclib weiterhin signifikant verringert (HR 0,713; p = 0,0009).2 Da bis jetzt Ergebnisse zum Gesamtüberleben – das eigentliche Ziel einer kurativ intendierten Therapie in der Adjuvanz – fehlen und CDK4/6-Inhibitoren im adjuvanten Setting nicht zugelassen sind, ist die Ergänzung mit Abemaciclib aus Prof. Aebis Sicht kein Standard. Außerdem bemängelte er fehlende Daten zur Lebensqualität.
Bei 42 % wurde die Therapie vorzeitig abgebrochen
Ähnlich wie in monarchE prüften die Autoren der ebenfalls unverblindeten PALLAS-Studie, ob die Gabe eines CDK4/6-Hemmers, in diesem Fall Palbociclib, zusätzlich zur endokrinen Behandlung den Erkrankten Vorteile bringt.3 Das Patientenkollektiv war „etwas günstiger“, nur knapp 58 % hatten analog zu den Kriterien von monarchE ein hohes Rückfallrisiko, so Prof. Aebi. Die Addition der Substanz konnte das iDFS nach median 23,7 Monaten gegenüber alleiniger endokriner Therapie nicht verbessern. Bei 42 % der Frauen wurde die Behandlung mit dem CDK4/6-Inhibitor aufgrund unerwünschter Ereignisse vorzeitig abgebrochen.
Auch in der placebokontrollierten PENELOPE B-Studie profitierten die Teilnehmerinnen nach einem medianen Follow-up von 42,8 Monaten nicht von zusätzlichem Palbociclib. In der Untersuchung wurden Patientinnen, die auf eine neoadjuvante Chemotherapie keine pathologische Komplettremission erzielt hatten, nach der OP mit einer endokrinen Therapie plus Placebo oder der Prüfsubstanz behandelt.4
Aufgrund der kurzen Beobachtungszeit in monarchE und PALLAS seien deren Ergebnisse nicht als definitiv zu werten, schlussfolgerte Prof. Aebis. Der CDK4/6-Inhibitor Palbociclib sei in der adjuvanten und post-neoadjuvanten Indikation bisher ohne Nutzen.
Quellen:
1. Johnston SRD et al. J Clin Oncol 2020; 38: 3987-3998; DOI: 10.1200/JCO.20.02514
2. O‘Shaughnessy A et al. San Antonio Breast Cancer Symposium 2020 virtual; Abstract GS1-01
3. Mayer EL et al. Lancet Oncol 2021; 22: 212-222; DOI: 10.1016/S1470-2045(20)30642-2
4. Loibl S et al. San Antonio Breast Cancer Symposium 2020 virtual; Abstract GS1-02
Aebi S. 16. Onkologie-Update-Seminar (virtuell)
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