Da bricht der Penis!
Die meisten Penisfrakturen wurden aus den USA gemeldet (250). Dahinter rangieren Iran (240), Marokko (226) und Türkei (117), ergab die Literaturrecherche von Dr. Ndubuisi Eke von der Universität Port Harcourt. Die Deutschen liegen mit 15 Kasuistiken deutlich hinter den Italienern (30), wobei natürlich die Dunkelziffer immer ungewiss ist. Während in den westlichen Kulturen der Koitus als "Unfallursache" dominiert, führt in Mittelmeerländern mit vorherrschend moslemischem Glauben Selbstbefriedigung die Statistik an, berichtet der Urologe im "British Journal of Surgery".
Becken der Partnerin schuld
Die Möglichkeiten, sich einen Riss der bei der Erektion angespannten und dünnen Tunica albuginea bzw. des Corpus cavernosum zuzuziehen, sind vielfältig. Meist resultiert die Penisfraktur aus einem simplen "Missgeschick" beim Sex, etwa wenn bei kraftvollem Vaginalverkehr das Glied aus der Scheide rutscht und dann unsanft gegen das knöcherne Becken der Partnerin stößt. Beim reversen Sex kann es zur Verletzung kommen, wenn sich die Partnerin oben befindet und ihr Becken eventuell zu brüsk rotieren lässt.
Geradebiegen mit Gewalt ...
In anderen Fällen waren Masturbation im engen Hals eines Cocktailshakers, Penis-Kneten, um eine unerwünschte Erektion zu vertreiben, oder der Versuch, eine angeborene Deviation gerade zu biegen an der Penisfraktur schuld. Auch das Unterfangen, sein erigiertes Glied mit Gewalt in die Unterhose zu stopfen, musste mancher Mann schon bitter büßen. Zwei ereilte das Missgeschick beim Sex im Stehen, als die Partnerin kollabierte und dadurch den Penis akut nach unten bog. Während die meisten Koitusunfälle sich während einvernehmlichen Sexs ereigneten, "strafte" die Verletzung in einem Fall auch einen Vergewaltiger. Einigen passierte es wiederum ganz ohne Sex: Sie seien während einer Erektion im Schlaf aus dem Bett gefallen, gaben sie z.B. an, oder mit dem ganzen Gewicht über ihre "nächtliche Erektion" gerollt.
Welche Akutsymptome begleiten das Trauma? Häufig wird ein krachendes Geräusch geschildert, gefolgt von akutem Schmerz und plötzlicher Detumeszenz. Klinisch findet sich oft das "Auberginen-Zeichen": Schwellung, Hämatom und penile Deviation. Ein schmetterlingsförmiges Hämatom im Perineum legt eine Urethra-Verletzung nahe, erklärt Dr. Eke, und Blutungen aus dem Meatus, Hämaturie, verminderter Harnstrahl oder gar Harnverhalt weisen ebenfalls darauf hin, dass neben der Tunica albuginea auch Gefäße und/oder die Harnröhre betroffen sind. Patienten, die sich nicht gleich zum Arzt trauen, kommen oft später mit Beschwerden wie erektiler Dysfunktion, Penisdeviation oder fibrosierenden Plaques. In Einzelfällen wurden sogar urethrokavernöse oder urethrokutane Fisteln beschrieben.
Diagnose: Operation!
Was die Diagnostik betrifft, so gehen die Ansichten der Experten auseinander. Manche empfehlen die Kavernosographie, die aber gewisse Risiken - u.a. Priapismus, Allergie, Penisfibrose - birgt. Der Ultraschall ist zwar einfach und kostengünstig, dafür aber oft schwer zu interpretieren. Das MRI wiederum bildet das Trauma sehr akkurat ab, verursacht dafür hohe Kosten und zögert die dringliche Versorgung, wie Dr. Eke meint, unnötig hinaus. Er favorisiert die frühzeitige chirurgische Exploration. Denn die operative Versorgung einer Penisfraktur hat sich gegenüber der konservativen mit Eiskompressen, Antiphlogistika und Fibrinolytika ohnehin als überlegen erwiesen, so Dr. Eke.
Sexverbot nach der Op.?
Unklar bleibt, ob ein postoperatives Sexverbot für sechs bis acht Wochen oder gar die Erektionsdämpfung mit Hilfe von Antiandrogenen und Tranquilizern nötig ist. In einem Kollektiv von Männern, die bereits nach zwei Wochen das Geschlechtsleben wieder aufnahmen, wurde im bis zu 13-jährigen Follow-up kein Rezidiv beobachtet. Und harmlose Erektionen in der Zeit der Rekonvaleszenz, meint ein anderer Kollege, nehmen dem Patienten die Angst vor Impotenz und entfalten insgesamt positive psychologische Effekte.
Nur beim Steifen heißt´s Fraktur
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