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Multiples Myelom: Intensiver hält länger

Proteasominhibitoren und Immunmodulatoren sind heute Standardkomponenten in der Behandlung von transplantationsfähigen Patient:innen mit Multipem Myelom. Etwa ein Viertel von ihnen erleidet aber binnen zwei Jahren ein Rezidiv, dessen Therapie ebenfalls weniger wirksam ist und in einen relativ rasch progredienten Verlauf mündet. Ein solches Ultrahochrisiko-Myelom wird auf molekularer Basis definiert durch das Vorliegen von mindestens zwei unabhängigen genetischen Markern – Translokationen oder Kopienzahl-Veränderungen, die mit genetischer Instabilität einhergehen – oder bestimmten Genexpressionsprofilen wie SKY92, die eine erhöhte Tumorproliferation nach sich ziehen. Zu den Ultrahochrisiko-Erkrankungen zählt außerdem die Plasmazell-Leukämie, für die neuerdings bereits 5 % oder mehr zirkulierende Blasten im Plasma ausreichen.
Retrospektive Daten sprechen dafür, dass eine intensivierte Induktions- und vor allem Post-Transplantationstherapie die Prognose verbessern könnte. Prospektive Vergleichsstudien gibt es bislang nicht, und die Seltenheit der Erkrankungen macht die Durchführung randomisierter Untersuchungen schwierig. Britische Kolleg:innen um Dr. Martin F. Kaiser, The Institute of Cancer Research, London, nahmen daher zunächst eine einarmige Phase-2-Studie in Angriff, deren Relevanz durch eine externe Vergleichsgruppe gesteigert wurde.
Weitere Studien nötig
Die Daten sprechen für eine Überlegenheit der Dara-CVRd-Induktion und der verlängerten Konsolidierung. Um das Protokoll als neuen Standard zu etablieren, sollte es weiter evaluiert werden, so die Autor:innen.
Gute Verträglichkeit und begerenzte Toxizität
Von den 412 Personen mit neu diagnostiziertem Myelom, die für die OPTIMUM-Studie gescreent wurden, wies ein Viertel (n = 103) ein ultrahohes Risiko oder eine Plasmazell-Leukämie auf. Sie erhielten zur Induktion eine Kombination aus Daratumumab, niedrig dosiertem Cyclophosphamid, Lenalidomid, Bortezomib und Dexamethason (Dara-CVRd), danach eine durch Bortezomib unterstützte ASCT, im Anschluss daran eine Konsolidierung mit Dara-VR(d) und zur Erhaltung Daratumumab und Lenalidomid. Als externe Kontrollgruppe dienten 117 Patient:innen aus der britischen Phase-3-Studie MyeXI mit den gleichen molekularen Charakteristika, die dort eine Standard-Induktion mit Carfilzomib-RCd oder RCd, eine ASCT sowie eine Erhaltungstherapie mit Lenalidomid oder nur Beobachtung erhalten hatten.
Der Vergleich beider Gruppen mittels bayesianischer Statistik ergab mit 99,5 %iger Wahrscheinlichkeit eine Überlegenheit der intensiven Therapie: Nach 30 Monaten betrug das PFS 77 % gegenüber 39,8 % in der Kontrolle. Das Gesamtüberleben erreichte 83,5 % versus 73,5 %. Der PFS- und OS-Median war in OPTTIMUM nach drei Jahren noch nicht erreicht. Die verlängerte Konsolidierungstherapie nach der Transplantation war gut verträglich mit nur sehr begrenzter Toxizität.
Quelle: Kaiser MF et al. J Clin Oncol 2023; 41: 3945-3955; DOI: 10.1200/JCO.22.02567
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