Den Kinderschuhen entwachsen

Dr. Anja Braunwarth

Die Grundimmunisierung gegen Varizellen erfolgt als Kind, aber auch im Erwachsenenalter kann es eine berufliche Indikation für die Impfung geben. Die Grundimmunisierung gegen Varizellen erfolgt als Kind, aber auch im Erwachsenenalter kann es eine berufliche Indikation für die Impfung geben. © iStock/CactuSoup

Bekanntermaßen erfolgt die Grundimmunisierung gegen Varizellen im Kindesalter. Aber es gibt auch einige Situationen, in denen Erwachsene geimpft werden sollten.

Im Erwachsenenalter kann es zunächst eine berufliche Indikation für die Varizellenimpfung geben. Sie gilt laut Dr. Mario Hönemann vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Virologie am Universitätsklinikum Leipzig für alle Mitarbeiter in medizinischen Betrieben und bei Tätigkeiten mit Kontakt zu potenziell infektiösem Material, in Institutionen der Pflege sowie Einrichtungen zur gemeinschaftlichen Unterbringung von Asylbewerbern, Ausreisepflichtigen, Flüchtlingen und Spätaussiedlern. Für die dort Beschäftigten wird die zweimalige Impfung empfohlen, ggfs. in Kombination mit der Masern-Mumps-Röteln-Vakzine. Daneben besteht die Indikation zur (zweimaligen) Immunisierung gegen Windpocken noch in folgenden Fällen:

  • seronegative Frauen mit Kinderwunsch
  • seronegative Patienten vor geplanter Immunsuppression oder Transplantation
  • empfängliche Personen mit schwerer Neurodermitis
  • empfängliche Personen mit engem Kontakt zu den beiden zuvor genannten Gruppen

Empfänglich bedeutet in diesem Fall: keine Impfung und keine Varizellen in der Anamnese oder keine spezifischen Antikörper in der Testung.

Impfempfehlung für Herpes zoster

Die zweimalige Impfung mit dem Herpes-zoster-Totimpfstoff im Abstand von mindestens zwei bis maximal sechs Monaten ist angezeigt für
  • alle Menschen ab dem 60. Lebensjahr
  • Menschen ≥ 50 Jahre mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung z.B. durch:
    • angeborene/erworbene Immundefizienz
    • HIV-Infektion
    • rheumatoide Arthritis
    • systemischen Lupus erythematodes
    • COPD oder Asthma
    • chronische Niereninsuffizienz
    • Diabetes mellitus
    • chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

     

Kontraindikationen sind Schwangerschaft, schwere Erkrankungen und vorausgegangene Unverträglichkeiten. Außerdem sollte man nicht in einen floriden Zoster hineinimpfen, sondern in diesen Fällen vier Wochen abwarten. Die Impfung verursacht sehr häufig Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, gastrointestinale Beschwerden, Myalgien, Schmerzen, Schüttelfrost, Fieber sowie lokale Reaktionen. Darüber müssen die Patienten aufgeklärt werden. Der Lebendimpfstoff wird nicht als Standard empfohlen.

Als Kontraindikationen für die Impfung nannte Dr. Hönemann bekannte Überempfindlichkeiten gegen Komponenten des Serums, Schwangerschaft – es sollte ein Monat zwischen Vakzinierung und Gravidität liegen –, schwere Immundefizienz jeglicher Art oder eine akute schwere, fieberhafte Erkrankung. Eine passive Immunisierung bzw. Postexpositionsprophylaxe brauchen
  • immunkompromittierte Patienten mit unsicherer oder fehlender Varizellen-Immunität
  • ungeimpfte Schwangere ohne Windpocken in der Anamnese
  • Neugeborene, deren Mutter 5 Tage vor bis 2 Tage nach der Entbindung an Varizellen erkrankt ist
  • Frühgeborene ab der 28. SSW nach Exposition in der Neonatalperiode, wenn die Mutter keine Immunität hatte
  • Frühgeborene vor der 28. SSW nach Exposition in der Neonatalperiode, unabhängig vom Immunitätsstatus der Mutter
Die Applikation sollte innerhalb von drei Tagen nach der Exposition (bis maximal zehn Tage danach) erfolgen. Empfohlen ist eine Dosierung von 25 IE/kg Körpergewicht, bei Herpes zoster oder wiederholter Exposition ggf. auch höher, z.B. bis 50 IE.

Quelle: 15. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin

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Die Grundimmunisierung gegen Varizellen erfolgt als Kind, aber auch im Erwachsenenalter kann es eine berufliche Indikation für die Impfung geben. Die Grundimmunisierung gegen Varizellen erfolgt als Kind, aber auch im Erwachsenenalter kann es eine berufliche Indikation für die Impfung geben. © iStock/CactuSoup