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Cartoon Medizin und Markt
Die Migräneprophylaxe soll effektiver werden

Im Bereich der Migräneprophylaxe besteht ganz offensichtlich ein riesiger „Unmet need“, konstatierte Dr. Martin Ruttledge, Hermitage Medical Clinic, Dublin. Dies spiegelt sich in der Adhärenz der Patienten, die bei den gängigen zur Attackenprophylaxe eingesetzten Wirkstoffen sehr gering ist. Mögliche Ursachen sind die oft unzureichende Wirkung der Substanzen und ihr ungünstiges Nebenwirkungsprofil.
Wie eine retrospektive Analyse zeigte, nahmen ein Jahr nach Prophylaxebeginn nur noch 14 % von anfänglich 8700 Patienten ihre Medikamente ein. Nach einem Monat waren 40 % ausgestiegen, nach einem halben Jahr 75 %. Ob die Patienten einen Betablocker, ein Antikonvulsivum oder ein Antidepressivum erhielten, spielte für den Abbruch keine Rolle. Ohne Prophylaxe steigt jedoch der Bedarf an Akutmedikation, und ab 8–10 Kopfschmerztagen pro Monat wächst das Risiko, durch Schmerzmittelabusus die Migräne zu verschlechtern.
Einen Ausweg aus diesem Dilemma bieten Antikörper gegen Calcitonin Gene Related Neuropeptide (CGRP) und seinen Rezeptor, sagte Dr. Anish Bahra, National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London. Zur Blockade des CGRP-Rezeptors wurde der monoklonale Antikörper Erenumab entwickelt, der nun als erstes spezifisch für die Migräneprophylaxe entwickeltes Therapeutikum auf den Markt kommt.
Seit Mai 2018 ist Erenumab in den USA zugelassen, seit Kurzem auch in der EU. In Deutschland soll Erenumab unter dem Handelsnamen Aimovig® ab November verfügbar sein. Das Medikament wird alle vier Wochen subkutan injiziert, was die Patienten mittels eines Autoinjektors selbst durchführen können.
Ein therapeutischer Fortschritt wie durch die Triptane
Für Erenumab wurde in mehreren Studien (z.B. LIBERTY) mit mehr als 3000 Patienten gezeigt, dass die Chance, 50 % weniger Migränetage pro Monat zu haben, im Vergleich zu Placebo signifikant steigt. Dies gelang auch in Gruppen, für die es bisher keine gute Prophylaxe gab, berichtete Dr. Uwe Reuter, Kopfschmerzzentrum der Berliner Charité Universitätsmedizin: Patienten mit erhöhtem Schmerzmittelgebrauch, mit menstrueller Migräne, mit Depressionen oder Angsterkrankungen sowie nach Versagen anderer Prophylaktika. Der Effekt von Erenumab war zudem unabhängig davon, welches Medikament die Patienten zur Akuttherapie bei Attacken nutzten.
„Wir werden mit CGRP-Wirkstoffen eine Welle an therapeutischem Fortschritt für die Migränepatienten auslösen wie zuletzt durch die Einführung der Triptane in den 1990er-Jahren“, freute sich Privatdozent Dr. Andreas Gantenbein, RehaClinic, Bad Zurzach.
Quelle: Satellitensymposium „It's time to act on migraine: How can we manage the unmet needs?“ anlässlich der 4. Jahrestagung der European Academy of Neurology (EAN); Veranstalter: Novartis
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