Cluster-Kopfschmerz: Ganglionstimulation per Knopfdruck lindert Attacken

Dr. Elke Ruchalla

Typisch für Cluster-Kopfschmerzen sind eine einseitige Schmerzlokalisation und ein tränendes Auge. Typisch für Cluster-Kopfschmerzen sind eine einseitige Schmerzlokalisation und ein tränendes Auge. © Fotolia/Rynio Productions

Cluster-Kopfschmerzen betreffen Männer dreimal so häufig wie Frauen. Und sie bringen sogar Hartgesottene zum Weinen. Nicht nur wegen der quälenden Beschwerden, sondern auch durch die reflektorischen Begleitsymptome. Doch der Kreis lässt sich durchbrechen.

Cluster-Kopfschmerzen fallen nach der Klassifikation der International Headache Socie­ty unter die trigemino-autonomen Kopfschmerzen. Je nach Studie erkranken im Lauf des Lebens bis zu drei von 1000 Personen der Allgemeinbevölkerung. Die Beschwerden sind so massiv, dass sie jede Aktivität unmöglich machen, erklären Professor Dr. Jan Vesper­ von der Sektion Funktionelle Neurochirurgie und Stereotaxie im Zentrum für Neuromodulation der Universitätsklinik Düsseldorf und seine Kollegen.

Sauerstoff und Triptane für die Akuttherapie

Betroffene beschreiben die Symptome beispielsweise als „brennenden Dorn in der Schläfe“ oder „glühend heißes Messer im Auge“. Die Attacken können bis zu drei Stunden anhalten und bis zu achtmal am Tag auftreten – im Extremfall bedeutet das dann Schmerzen rund um die Uhr. Dazu kommen autonome Reaktionen wie gerötete Bindehäute, Tränenfluss und Schwellung des Augenlids. Als charakteristisch gilt eine starke Unruhe während der Attacken.

Zur Akuttherapie empfehlen Fachgesellschaften

  • Inhalation von reinem Sauerstoff,
  • Sumatriptan subkutan oder
  • Zolmitriptan intranasal.

Als Prophylaxemedikamente gelten Verapamil und Kortikoide. Allerdings spricht bis zu ein Fünftel der Patienten auf keine dieser Optionen an.

Per Steuergerät lässt sich die Elektrode an- und abschalten

Für sie kommen Elektrostimula­tionsverfahren infrage, erläutern die Experten, z.B. die tiefe Hirnstimulation im Bereich des Hypothalamus. Die wirkt aber lediglich prophylaktisch – im Gegensatz zur Stimulation des Ganglions pterygopalatinum (früher auch Ggl. sphenopalatinum), die den trigemino-autonomen Reflex auch im akuten Anfall durchbricht (s. Kasten).

Reise zurück in die Vorklinik

Das Ganglion pterygopalatinum liegt in der Fossa pterygopalatina an der Schädelbasis in Nachbarschaft des harten Gaumens (Os palatinum). Durch das Ganglion ziehen sensible und autonome Nervenfasern aus dem Hirnstamm, aber nur Stränge des Parasympathikus werden im Ganglion neu verschaltet. Hier kann eine Therapie ansetzen: Nerven­signale, die in den austretenden parasympathischen Efferenzen des N. trigeminus weitergeleitet werden, lassen sich blockieren – etwa durch eine elektrische Stimulation. Das verhindert nicht nur die vegetativen Begleitsymptome, sondern auch die Schmerzen.

Dazu wird auf der betroffenen Seite transoral eine Elektrode in die Fossa pterygopalatina eingebracht und die Spitze in der Nähe des Ganglions platziert. Zukünftig kann der Patient über ein externes Steuergerät, das er über die Wange hält, von außen eine Stimulation des Ganglions auslösen – so lange, bis die Schmerzen abnehmen oder verschwinden.

Häufigkeit und Intensität der Anfälle nehmen ab

In ihrer eigenen Klinik betreuen Prof. Vesper und sein Team derzeit neun Patienten mit implantiertem Stimulator. Zwei davon nutzen das Implantat lediglich zur Prophylaxe. Bei den übrigen sieben Anwendern nahmen Häufigkeit und Intensität der Attacken deutlich ab. Auch der subjektive Medikamentenverbrauch wurde durch die Behandlung gesenkt. Studien zufolge halten diese positiven Effekte (mindestens) zwei Jahre an. Vorübergehende Nebenwirkungen hängen vor allem mit der OP zur Implantation der Elektrode zusammen, unerwünschte Effekte durch die Stimulation selbst beschreiben die Mediziner nicht. Nur bei einem Patienten, bei dem sich die Krankheitszeichen nicht besserten, entfernten die Chirurgen den Stimulator wieder. Insgesamt sind diese Ergebnisse sehr ermutigend, finden die Kliniker. Ihr Rat an die Niedergelassenen: Überweisen Sie therapierefraktäre Patienten mit Cluster-Kopfschmerzen in ein spezialisiertes Zentrum. Gegebenenfalls kommt für sie die Elektrostimulationsbehandlung infrage.

Quelle: Vesper J et al. internistische praxis 2019; 60: 310-318 © Mediengruppe Oberfranken - Fachverlage GmbH & Co. KG, Kulmbach

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Typisch für Cluster-Kopfschmerzen sind eine einseitige Schmerzlokalisation und ein tränendes Auge. Typisch für Cluster-Kopfschmerzen sind eine einseitige Schmerzlokalisation und ein tränendes Auge. © Fotolia/Rynio Productions