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Patienten mit Clusterkopfschmerz sind oft zwanghaft oder histrionisch

Ob der Patient einen Clusterkopfschmerz hat, sehe ich häufig schon, wenn er die Praxis betritt“, berichtete Privatdozentin Dr. Dagny Holle-Lee, Westdeutsches Kopfschmerzzentrum, Universitätsklinikum Essen. Und zwar an seinem Verhalten. Diese Einschätzung bestätigt nun eine Studie mit einem „sehr ausgewählten Kollektiv“ von 26 stationär behandelten vorwiegend chronischen Clusterpatienten. Alle hatten einen auffälligen Charakter, sie zeigten sich häufig zwanghaft (33 %) oder mit einer narzisstischen (13 %) bzw. histrionisch auffälligen Persönlichkeit (29 %). Offen bleibt jedoch, ob Betroffene vorher schon solche Verhaltenseigenschaften hatten oder sie erst durch die Erkrankung entwickelt haben. Eine schwedische Arbeitsgruppe hat kürzlich eine „Cluster Headache Severity Scale“ entwickelt. Der Score reicht von 3–12 Punkten und basiert auf drei Aspekten (s. Tabelle). „Je chronischer der Patient, desto höher der Wert“, erklärte die Leiterin des Schwindel-Zentrums Essen. Laut der Definiton der Stockholmer Kollegen besteht ab 9 Punkten ein sehr schwerer Clusterkopfschmerz.
So ermitteln Sie den Schweregrad | ||
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Item | Punkte | |
Attacken pro Tag | < 1 1-2 3-5 ≥ 6 | 1 2 3 4 |
Attackendauer (Minuten) | 15-30 31-120 121-180 > 180 | 1 2 3 4 |
Dauer der symptomatischen Episode (Monate) | 0-2 2-4 4-7 > 7 | 1 2 3 4 |
Naratriptan zur Prophylaxe bei langen Episoden geeignet
Die Referentin erachtet den Score als gutes, simples und schnell durchführbares Messinstrument. Er ermöglicht, den Krankheitsverlauf zu beurteilen und Patienten miteinander zu vergleichen.
„Bisher hat man sich nicht viele Gedanken zu potenziellen Prodromalsymptomen gemacht“, gab Dr. Holle-Lee zu. „Wir dachten, die Attacken kommen halt, wie sie kommen.“ In einer aktuellen dänischen Untersuchung mit 80 Cluster-Kranken zeigt sich nun: 83 % nehmen Prodromi wahr, im Mittel etwa vier verschiedene. Oft treten 60 Minuten vor der Attacke Stimmungsschwankungen auf, eine halbe Stunde vorher Übelkeit sowie Schlafbedürfnis, 20 Minuten davor Migränesymptome und zehn Minuten zuvor trigeminoautonome Beschwerden, insbesondere Schmerzen. Letztere zählt die Essener Neurologin jedoch schon als Zeichen der Attacke selbst. Sie fordert Kollegen auf, Betroffene auf die Prodromi hinzuweisen, damit sie sich auf die Attacke einstellen können.
Karotisdissektion imitiert Cluster
Mit Ovulationsauslöser bis zu zwei Monate beschwerdefrei
In einer retrospektiven Untersuchung kam es bei 86 % der Personen, die ausschließlich Naratriptan zur Prophylaxe erhielten, zu einer Besserung. „Für Patienten, die man nicht aus der symptomatischen Episode raus bekommt, stellt es eventuell eine gute Option dar,“ so die Neurologin. Ebenfalls neu zur Diskussion für die Zweitlinie steht der in der Kinderwunschbehandlung genutzte Ovulationsauslöser Clomifen. Das Feedback an den Hypothalamus lässt Östrogen und Antiöstrogene im Blut ansteigen. Bei Männern nimmt auch das Testosteron zu, was protektiv wirken soll.Ketamin als Resetknopf für den Kopf
Der Hintergrund: Bei männlichen Betroffenen kommt es während der symptomatischen Episode zu einem Testosteronabfall, der sich nicht über eine Substitution beheben lässt. In einer Studie erzielten alle sieben chronischen und alle acht episodischen Patienten Schmerzfreiheit für bis zu 60 Tage. Durchschnittlich dauerte es 15 Tage, bis die Beschwerden verschwanden. Laut der Referentin ist das Dosierschema jedoch kompliziert. „Die ersten drei Tage 300 mg und dann dosiert man sich runter.“ Für austherapierte Patienten zieht sie es dennoch in Erwägung. Grundsätzlich traten nach der Gabe kaum Nebenwirkungen auf. Als weitere Möglichkeit sieht die Expertin Ketamin an. „Es soll ein Reset des Systems bewirken, das danach wieder hochfährt.“ In Essen haben sie es schon eingesetzt, bei sechs von zehn Patienten erzielte das Anästhetikum einen guten und anhaltenden Effekt. So sind zwei von ihnen mittlerweile ein halbes Jahr beschwerdefrei.* N-Methyl-D-Aspartat
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