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Durchblick bei sekundären Kopfschmerzen

Seit elf Tagen leidet eine 42-Jährige mit bekannter Migräne ohne Aura unter starken rechts okzipitalen Kopfschmerzen. Die Patientin sieht keinen Unterschied zu typischen Migränebeschwerden. Belgeitsymptome wie Licht- und Lärmempfindlichkeit deuten ebenfalls darauf hin. Die Standardtherapie greift aber nicht, schreibt Privatdozent Dr. Franz Riederer von der Abteilung für Neurologie des Krankenhauses Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel in Wien.
Der Grund für die ungewöhnlich lang andauernden Beschwerden findet sich in der MRT: eine rechtsseitige Vertebralisdissektion im intrakraniellen Abschnitt ohne zerebrale Diffusionsstörung. Der Fall verdeutlicht, dass auch bei bekannter primärer Kopfschmerzursache an eine zusätzliche sekundäre Problematik gedacht werden sollte.
Nackenschmerz durchdissizierte Vertebralis
Neben Anamnese und klinischer Untersuchung ist grundsätzlich die Klassifikation der International Headache Society (IHS) hilfreich, so der Kollege. Gelingt eine eindeutige Zuordnung der Beschwerden anhand der Diagnosekriterien nicht, ist eine Bildgebung erforderlich. Ebenso bei klassischen „red flags“ (s. Kasten).
Wann einen Blick riskieren?
- wesentliche Veränderung der Schmerzcharakteristik
- plötzlicher Schmerz (so stark wie noch nie) oder Dauerkopfschmerz
- Alter > 50 Jahre oder < 6 Jahre (Hinweis auf sekundäre Ursache)
- Schmerz im Liegen stärker
- Auslösung durch körperliche Aktivität oder Valsalva
- fokale neurologische Zeichen (auch diskrete wie Horner-Syndrom), Anfälle, Bewusstseinsstörungen
- Stauungspapille, Übelkeit, Erbrechen
- Abgeschlagenheit, Fieber, Meningismus
- anamnestisch Schlaganfall, intrakranielle Blutung, Malignom, HIV oder andere aktive Infektionen
Pathologien derHypophyse ausschließen
Unter chronisch versteht man gemeinhin eine Symptomatik, die länger als drei Monate und an 15 oder mehr Tagen pro Monat besteht. Die seltenen trigemino-autonomen Kopfschmerzen (z.B. Clusterkopfschmerz, SUNCT-Syndrom, paroxysmale Hemikranie) gehen mit typischen autonomen Symptomen wie Tränenfluss, Augenrötung oder Rhinorrhoe einher und lassen sich meist allein anhand der IHS-Klassifikation diagnostizieren. Dennoch ist eine Bildgebung zu empfehlen, um Pathologien der Hypophyse bzw. der hinteren Schädelgrube auszuschließen, so der Experte.Quelle: Riederer F. J Neurol Neurochir Psychiatr 2017; 18: 158-162
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