Melatonin: Den Kopfschmerzen gute Nacht sagen

Dr. Judith Lorenz/Elisa Sophia Breuer

Die  Ergebnisse von Melatonin-Einnahme bei Kopfschmerzen sind teilweise vielversprechendend. Die Ergebnisse von Melatonin-Einnahme bei Kopfschmerzen sind teilweise vielversprechendend. © iStock/twinsterphoto

Während einer Migräne- oder Clusterkopfschmerzattacke ist der Melatoninspiegel erniedrigt. Dies legt nahe, dass sich das Hormon als Therapieoption eignet. Auch für andere Kopfschmerzarten könnte es eine Möglichkeit bieten.

Am besten untersucht ist die präventive Melatoninwirkung noch beim Clusterkopfschmerz und der Migräne, schreiben die Neurologen Dr. Amy­ A. Gelfand­ und Dr. Peter­ J. Goadsby­ vom UCSF Medical Center, Abteilung für Neurologie, San Francisco, in ihrem Review. Für beide Arten liegen randomisierte, placebokontrollierte Studien vor. Eine definitive Empfehlung lässt sich aus den Ergebnissen jedoch aktuell nicht ableiten. So reduzierte die Gabe von 3 mg Melatonin zur Nacht in einer Untersuchung mit 65 Patienten mit episodischer Migräne die Zahl der Attacken vergleichbar gut wie 25 mg Amitriptylin und doppelt so gut wie Placebo (2,7 vs. 2,2 vs. 1,2). Dies bestätigte sich in einer Pilotstudie mit 4 mg des Hormons. In einer kleinen Arbeit mit 46 Teilnehmern zeigten 2 mg hingegen keinen Vorteil gegenüber einer Scheintherapie.

Auch für Kinder und Jugendliche könnte Melatonin eine Option darstellen. Unter 6 mg erreichten zehn Teilnehmer (71 %) eine um mindestens 50 % verbesserte Migränefrequenz nach drei Monaten. Nehmen Personen mit episodischen Clusterattacken frühzeitig 10 mg des Hormons ein, senkt sich laut einer Untersuchung mit 40 Teilnehmern potenziell die Frequenz – dazu kam es jedoch nur bei der Hälfte der Patienten. Fallberichte über 5 und 9 mg bei Erwachsenen und über 3 mg bei Kindern zeigten ebenfalls positive Effekte.

Für die selteneren Kopfschmerzarten ist die Datenlage schwächer, berichten die beiden Wissenschaftler weiter. Sie beruht im Wesentlichen auf unkontrollierten Fallserien und -berichten, die kein einheitliches Bild bieten. Potenziell könnte Melatonin bei diesen Arten wirksam sein:

  • Spannungskopfschmerz
  • Hemicrania continua
  • Hypnic Headache
  • primär stechender Kopfschmerz
  • SUNCT*-Syndrom

Die teilweise vielversprechenden Ergebnisse und das günstige Nebenwirkungsprofil von Melatonin rechtfertigen weitere Studien, bekräftigen die Autoren – insbesondere über die optimale Dosis und die verschiedenen Kopfschmerzarten. Das Hormon wird i.d.R. auch bei sehr hohen Gaben exzellent vertragen, lediglich Tagesmüdigkeit und Schwindelgefühl können laut den Neurologen auftreten.

Wie Melatonin genau wirkt, ist noch unklar. Vermutlich dockt es an den Melatoninrezeptoren im Hypothalamus an. Der Hypothalamus spielt bekanntermaßen eine Rolle in der Entwicklung der Beschwerden bei Migräne und Cluster. Ferner wirkt das Hormon antioxidativ, antiinflammatorisch und analgetisch. Zusätzlich ähnelt ein Abschnitt von Melatonin strukturell Indomethacin. Dies lässt auf eine Wirksamkeit bei indomethacinsensiblen Kopfschmerzen wie der Hemicrania continua hoffen. Die Forscher merken jedoch an, dass der Abschnitt öfter in der Natur und bei Medikamenten wie Triptanen vorkommt.

* shortlasting unilateral neuralgiform head­ache attacks with conjunctival injection, tearing, sweating and rhinorrhea

Quelle: Gelfand AA, Goadsby PJ. Headache 2016; 56: 1257-1266

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Die  Ergebnisse von Melatonin-Einnahme bei Kopfschmerzen sind teilweise vielversprechendend. Die Ergebnisse von Melatonin-Einnahme bei Kopfschmerzen sind teilweise vielversprechendend. © iStock/twinsterphoto