Mit Biologika gegen den Schmerz

Maria Weiß

Clusterkopfschmerzen treten häufig um das Auge herum auf und sind unerträglich. (Agenturfoto) Clusterkopfschmerzen treten häufig um das Auge herum auf und sind unerträglich. (Agenturfoto) © Africa Studio – stock.adobe.com

Der Clusterkopfschmerz gehört zu den stärksten Schmerzen überhaupt. Eine wirksame und verträgliche Alternative zu den bisherigen prophylaktischen Therapien könnten Antikörper gegen das Calcitonin Gene-Related Peptide sein. Doch nicht alle Präparate erfüllen die in sie gesetzten Erwartungen.

Der Clusterkopfschmerz kann episodisch mit Phasen häufiger Attacken oder chronisch auftreten. Zur Akut­therapie sind Triptane (Sumatriptan s.c. oder nasal, Zolmitriptan nasal) und Sauerstoff (100%ig, 7–12 l/min) indiziert. Zur Kurzzeitprophylaxe während eines Anfalls können ein oraler Prednisonstoß, die Okzipitalis­nervenblockade oder lang wirksame Triptane (off ­label!) eingesetzt werden. Zur Langzeitprophylaxe wird vor allem ­Verapamil (erlaubter Off-Label-­Gebrauch) angewandt. Alternativ kommt Lithium infrage, aber auch Topiramat und Melatonin (beide off ­label!).

Einige sprechen sehr gut auf Biologika an, andere gar nicht

In der Vergangenheit hätten große Hoffnungen auf dem prophylaktischen Einsatz von monoklonalen Antikörpern gegen das ­Calcitonin Gene-­Related ­Peptide (CGRP) oder gegen den CGRP-­Rezeptor gelegen, berichtete Privatdozent Dr. ­Charly ­Gaul vom Kopfschmerzzentrum Frankfurt. Vom CGRP sei bekannt, dass es bei spontanen Attacken im Jugular­venenblut erhöht ist und dass der Spiegel des Neuropeptids durch die Gabe von Sauerstoff oder ­Sumatriptan zurückgeht. Außerdem könne eine CGRP-Infusion bei Patienten­ mit episodischem Clusterkopfschmerz entsprechende Attacken auslösen.

In mehreren Studien sind verschiedene gegen CGRP gerichtete monoklonale Antikörper sowohl beim episodischen als auch beim chronischen Clusterkopfschmerz untersucht worden. Für Galcanezumab ist zumindest bei der episodischen Variante eine Über­legenheit gegenüber Placebo nachgewiesen, was in den USA zur entsprechenden Zulassung geführt hat. Die Ergebnisse zur chronischen Form seien hingegen negativ ausgefallen, was auch an der laut Studienprotokoll erlaubten parallelen Behandlung mit ­Verapamil gelegen haben könnte, wie Dr. ­Gaul erläuterte.

Die Studien zu ­Fremanezumab seien aufgrund niedriger Erfolgsaussichten vorzeitig beendet worden, berichtete der Referent weiter. Die einschlägigen Untersuchungen zu ­Eptinezumab und Erenumab würden derzeit noch laufen. Es sei also gut möglich, dass es einer dieser monoklonalen Antikörper doch noch bis zur Zulassung beim Clusterkopfschmerz schafft, zeigte sich Dr. ­Gaul zuversichtlich. Seiner Erfahrung nach sprechen einige Patienten hervorragend auf die Biologika an, andere überhaupt nicht. Ein klinischer Marker für ein Ansprechen fehle derzeit.

Häufig wird beim Clusterkopfschmerz während einer Episode auch Prednison verwendet. Diese Vorgehensweise fand jetzt durch eine Studie Bestätigung, wie Dr. ­Torsten ­Kraya vom Klinikum St. ­Georg in Leipzig berichtete (s. Kasten).

Kurzzeittherapie mit Prednison wirkt

Die orale Kortikosteroid-Stoßtherapie (100 mg/d, dann langsame Reduktion über 17 Tage) parallel zum Aufdosieren einer Verapamil-Prophylaxe wurde bei 109 Patienten im Vergleich zu Placebo überprüft. Dabei zeigte sich die deutliche Überlegenheit bezüglich der Zahl der Attacken vornehmlich in der ersten Woche, aber auch darüber hinaus bis zum 28. Tag der Behandlung.

Schwere Nebenwirkungen seien bei dieser Kurzzeittherapie nicht aufgetreten, so Dr. ­Kraya. Man habe somit eine sehr gute Möglichkeit, die Zeit bis zum Einsetzen der Verapamil-­Effekte zu überbrücken. In einer retrospektiven Vergleichsstudie sei zudem gezeigt worden, dass orale Steroide wirksamer sind als eine okzipitale Nerveninjektion, berichtete der Neurologe. Durch einige kleinere Studien sei zudem die Wirksamkeit von höher dosiertem intravenösem Methylprednisolon belegt (250 mg bis 1 g über 1–5 Tage, dann ­Tapering). Diese Behandlung sollte aber nur in Einzelfällen erfolgen.

Quelle: Deutscher Schmerzkongress 2021

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Clusterkopfschmerzen treten häufig um das Auge herum auf und sind unerträglich. (Agenturfoto) Clusterkopfschmerzen treten häufig um das Auge herum auf und sind unerträglich. (Agenturfoto) © Africa Studio – stock.adobe.com