Anhaltender Kopfschmerz: Nach leitliniengerechter Therapie Komorbiditäten abklären

Dr. Angelika Bischoff

Erst in der HNO-Klinik kam endlich jemand auf die Idee, ein konventionelles Röntgenbild zu machen. (Agenturfoto) Erst in der HNO-Klinik kam endlich jemand auf die Idee, ein konventionelles Röntgenbild zu machen. (Agenturfoto) © iStock/Cecilie Arcurus

Heftiger Kopfschmerz bei bekannter Migräne: Das kann ja nur ein Status sein. Wenn der sich aber so gar nicht auf Analgetika bessert, sollte man doch die Diagnose noch mal überdenken.

Mehr als drei Wochen mit höllischen Kopfschmerzen musste eine Frau ertragen, bevor nach einer Reihe von Fehldiagnosen und entsprechend unwirksamen Therapien die Ursache gefunden wurde. Diese Odyssee hätte sich abkürzen lassen, wenn die erste Verdachtsdiagnose früher hinterfragt worden wäre, mahnt Dr. Astrid Gendolla, niedergelassene Neurologin aus Essen, und verweist auf einen Fallbericht einer 69-Jährigen Frau.

Mit holokraniellen, sich bei Bewegung verschlechternden Kopfschmerzen der Stärke 8–10 auf einer visuellen Analogskala (VAS) stellte sich die Frau in einer neurologischen Praxis vor. Paracetamol hatte in den letzten Tagen auch in einer Dosierung von 4 x 500 mg überhaupt nicht geholfen, Begleitsymptome bestanden nicht. Die neurologische Untersuchung war abgesehen von einer Klopfschmerzhaftigkeit des gesamten Kopfes ohne Befund, ebenso das EEG. Vereinbart wurden eine Duplexsonographie der Hirngefäße und ein Schädel-MRT einige Tage später.

In der Kieferhöhle fündig geworden

Die Verdachtsdiagnose lautete Status migränosus bei bekannter Migräne, die Patientin erhielt hoch dosiertes Prednisolon i.v. Das half initial recht gut, aber nach einer Physiotherapie exazerbierten die Schmerzen wieder heftig. Die Patientin fühlte sich auch fiebrig und hatte am Tag vor dem erneuten Besuch in der neurologischen Praxis an Übelkeit und Durchfall gelitten. Die Duplexsonographie lag inzwischen vor und zeigte nichts Krankhaftes. Das einzige pathologische Ergebnis: ein erhöhtes CRP im Labor. Mit 1000 mg ASS i.v. bekam die Frau die nächste Migränetherapie.

Wenige Tage später stand sie erneut mit massiven Kopfschmerzen (VAS 8–10) in der Praxis und berichtete, ASS habe nicht geholfen. Mit einer weiteren Prednisolonspritze wurde sie wieder nach Hause geschickt.

Das MRT-Ergebnis, das abgesehen von einer Sinusitis unauffällig war, führte die Frau in HNO-ärztliche Weiterbehandlung. Dort bekam sie Antibiotika und abschwellende Nasentropfen. Doch die Kopfschmerzen eskalierten immer wieder. Nach einigem Hin und Her wurde die Frau in einer HNO-Klinik aufgenommen. Erst hier kam endlich jemand auf die Idee, ein konventionelles Röntgenbild zu machen. Das zeigte als Korpus Delicti ein in die Kieferhöhle disloziertes Implantatteil, das sofort operativ entfernt wurde. Auf dem MRT-Bild ließ sich der Fremdkörper nicht erkennen, weil er von Sekret überschattet war. Leitliniengerecht hätte man aber bei einer Sinusitis ohnehin eine CT und keine MRT durchgeführt.

Die Frau wurde nach einer antibiotischen und analgetischen Nachbehandlung schmerzfrei. Auch von weiteren Migräneattacken blieb sie bislang verschont.

Quelle: Gendolla A. Schmerzmedizin 2020; 36: 60-61

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Erst in der HNO-Klinik kam endlich jemand auf die Idee, ein konventionelles Röntgenbild zu machen. (Agenturfoto) Erst in der HNO-Klinik kam endlich jemand auf die Idee, ein konventionelles Röntgenbild zu machen. (Agenturfoto) © iStock/Cecilie Arcurus