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Migräne-Therapie im Überblick: Akutfall, Ausdauersport und Antikörperpräparate für die Prophylaxe

Für den Akutfall eignen sich ASS 1000 mg oral oder i.v., Ibuprofen 200–600 mg oral, Metamizol 1000 mg oral oder Diclofenac 50/100 mg oral. So fasste Professor Dr. Martin Marziniak vom kbo-Isar-Amper-Klinikum München-Ost die therapeutischen Möglichkeiten bei Migräne zusammen. Eventuell könne man auch ein Kombipräparat aus ASS, Paracetamol und Koffein einsetzen, so der Experte weiter. Bei Kontraindikationen gegen NSAR sei Paracetamol ohnehin eine Alternative.
Triptane haben ihren Platz in der Behandlung der mittelschweren und schweren Attacke und dann, wenn Analgetika versagen. Der Referent erinnerte daran, dass nicht alle Präparate gleich gut wirken, sodass bei ausbleibendem Erfolg ein Wechsel innerhalb der Substanzgruppe sinnvoll sein kann.
Evidenz für Akupunktur nach wie vor fraglich
Nicht-medikamentös haben sich regelmäßiger Ausdauersport, psychologische Schmerztherapien (Schmerzbewältigung, Stressmanagement) und verhaltenstherapeutische Maßnahmen wie Biofeedback oder Entspannungstechniken bewährt. In manchen Fällen kommt zudem eine kognitive Verhaltenstherapie infrage.
Viele Betroffene fragen nach der Akupunktur, da von dem Verfahren immer wieder in den Medien die Rede ist. Eine Cochrane-Analyse aus dem Jahr 2016 erbrachte kein eindeutiges Ergebnis bezüglich der Wirksamkeit und kam zum Schluss, dass man die Methode auf Wunsch der Patienten durchaus anwenden kann. Zwar ergab eine aktuelle Multizenterstudie aus China, dass sich prophylaktisch mit echter Nadelung versus einer Scheinakupunktur die Zahl der Migränetage um die Hälfte verringen ließ. Prof. Marziniak betrachtete diese Ergebnisse allerdings mit großer Skepsis. Denn schließlich erziele man bekanntermaßen auch mit offenkundigen Scheinverfahren in mehr als 50 % der Fälle Erfolge.
Für die medikamentöse Prophylaxe haben Propranolol, Metoprolol, Flunarizin, Topiramat, Valproinsäure und Amitriptylin sowie bei chronischer Migräne Onabotulinumtoxin die beste Evidenz. Darüber hinaus hat Candesartan schon gute Erfolge gezeigt, ist aber für die Indikation nicht zugelassen. Laut Prof. Marziniak kann man den AT1-Rezeptor-Blocker bei entsprechenden Komorbiditäten wie Hypertonie aber durchaus in Betracht ziehen.
Die CGRP*-Inhibitoren Erenumab, Galcanezumab und Fremanezumab haben die Zulassung für die episodische Migräne (≥ vier Tage pro Monat) sowie für chronische Verläufe. Erstattungsfähig durch die gesetzlichen Krankenkassen sind die Antikörper, wenn die Standardprophylaxe mit vier (episodische Migräne) bzw. fünf (chronische Migräne) zugelassenen Vortherapien erfolglos geblieben ist.
* Calcitonin Gene-Related Peptide
Quelle: Online-Kopfschmerztage
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