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Migräne: Prophylaxe mit Antikörpern in Leitlinie aufgenommen

Der Bedarf an Medikamenten zur Migräneprophylaxe ist hoch. Zwar gibt es bereits einige Substanzen für diese Indikation (s. Kasten). Doch bei einem großen Teil der Patienten zeigen die Präparate keinen Effekt oder verursachen unerwünschte Nebenwirkungen. Und das spiegelt sich in der Adhärenz wider, schreibt das Autorenteam um Professor Dr. Hans-Christoph Diener, Essen, im Addendum zur Leitlinie „Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne“.
Bisher verfügbare Prophylaktika
- die Betablocker Propranolol, Metoprolol, Bisoprolol
- die Antikonvulsiva Topiramat und Valproat (letzteres darf nur von Neurologen und Psychiatern verordnet werden)
- Flunarizin
- Amitriptylin
- Onabotulinumtoxin A (nicht für die episodische Migräne)
Wirksamkeit der Therapie nach drei Monaten prüfen
Die Therapie sollte zunächst für drei Monate erfolgen. Nach dieser Zeit empfiehlt es sich, die Wirksamkeit der Behandlung zu überprüfen. Als Ansprechen gilt die Verminderung der Kopfschmerztage pro Monat auf mindestens die Hälfte über ein Vierteljahr im Vergleich zur vorangegangenen Behandlung (50-%-Responderrate). Zur Dokumentation hilft das Führen eines Kopfschmerztagebuchs. Als alternative Kriterien nennen die Experten:- eine Reduktion des Migraine Disability Assessment Score (MIDAS) um 30 % für Patienten mit Werten über 20
- eine Verbesserung im Sechs-Punkte-Headache-Impact-Test (HIT-6) um mindestens fünf Punkte
- Eptinezumab
- Erenumab
- Fremanezumab
- Galcanezumab
Ausschlusskriterien für die Antikörpertherapie
- Schwangeren und in der Stillzeit
- Frauen, die nicht (ausreichend) verhüten
- Patienten mit KHK, PAVK, ischämischem Insult oder Subarachnoidalblutung
- Transplantationsempfängern
- Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen, COPD, pulmonaler Hypertension, Morbus Raynaud, Wundheilungsstörungen
ZNS-Nebenwirkungen sind nicht zu befürchten
Die Antikörper haben ein günstiges Nebenwirkungsprofil, betonen die Leitlinienautoren. Ein wichtiger Grund: Sie können aufgrund ihrer Größe die Blut-Hirn-Schranke nicht in relevantem Maß passieren, zentralnervöse Nebenwirkungen muss man daher nicht fürchten. Head-to-Head-Studien, die die neuen Antikörper direkt miteinander oder mit den bisher empfohlenen Prophylaktika vergleichen, gibt es noch nicht. Da sich zudem die Einschlusskriterien und Endpunkte der aktuellen Studien unterscheiden, lässt sich ein direkter Vergleich der verfügbaren Therapieoptionen bislang nicht ziehen, betonen die Autoren. Dennoch zeigen die Daten eindrücklich, dass monoklonale Antikörper das bisherige Therapiespektrum wirksam und sicher erweitern.Quelle: Addendum „Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Antikörpern“ zur S1-Leitlinie „Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne“, AWMF-Register-Nr. 030/057, www.awmf.org
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