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Intrakranielle Hypertension bei vorübergehenden Sehstörungen und Kopfschmerzen abklären

Unabhängig von der Ursache des erhöhten Hirndrucks (ICP, raised intracranial pressure, s. Kasten) präsentiert sich das Erkrankungsbild immer ähnlich. Leider sind die dominierenden Symptome eher unspezifisch, so auch der Kopfschmerz. Über eine Zunahme morgens beim Aufstehen klagt nur etwa ein Drittel der Betroffenen, schreiben Dr. Susan P. Mollan, Neuroophthalmologin an der Universitätsklinik Birmingham, und ihre Kollegen.
Mögliche Ursachen
- angeboren (Hydrocephalus)
- iatrogen (Medikamente und Postneurochirurgie)
- idiopathisch intrakranielle Hypertension
- infektiös (Abszesse, Meningitis, Enzephalitis)
- Trauma
- Tumor
- vaskulär (Aneurysma, Blutung, Sinusvenenthrombose etc.)
„Grauschleier“ dauert weniger als eine Minute
Begleitend sieht man auch visuelle Störungen wie Doppelbilder oder verschwommene Sicht. Manche Hirndruck-Patienten klagen über einen vorübergehenden Verlust des Sehvermögens und/oder einen „Grauschleier“, transiente visuelle Verdunklung genannt. Derartige Einschränkungen dauern oft weniger als eine Minute und können mit steigendem Hirndruck häufiger auftreten. Oft kommt es bei einer Veränderung der Körperhaltung zu den Beschwerden. Während das Gesichtsfeld von Anfang an beeinträchtigt ist, bleibt die Sehschärfe üblicherweise erhalten (anders in der Kasuistik, s. Kasten).Fast blind vom Überdruck
Betroffene sprechen pulssynchronen Tinnitus nicht von selbst an
Zahlreiche andere Beschwerden können im Rahmen eines erhöhten intrakraniellen Drucks auftreten. Gezielt erfragen sollte man einen pulssynchronen Tinnitus, denn darüber sprechen die meisten Betroffenen nicht von selbst. Dabei handelt es sich um ein rhythmisches, rauschendes Ohrgeräusch, das ein- oder beidseitig synchron mit dem eigenen Herzschlag gehört wird. Ausgelöst wird es möglicherweise durch verstärkte Pulsationen im Rahmen des erhöhten Hirndrucks. Als weitere potenzielle Symptome nennen die Kollegen z.B. Nacken- und Rückenschmerzen, Lethargie, Verhaltensänderungen und Bewegungsstörungen. Auch kann es zu Erbrechen, Bewusstseinseinschränkungen und Krampfanfällen kommen.Kunstfehlerklagen wegen übersehener Stauungspapille
Bei der körperlichen Untersuchung sollte auf jeden Fall der Blutdruck gemessen werden, um eine maligne Hypertension als seltene, aber behandelbare Ursache des erhöhten Hirndrucks auszuschließen. Außerdem ist eine vollständige neurologische Untersuchung angezeigt. Dazu zählen die Kontrolle der Hirnnerven ebenso wie die Überprüfung der sensorischen und motorischen Funktion von Armen und Beinen sowie der Reflexe. Auf keinen Fall unterbleiben darf die Augenspiegelung. Schließlich will man wissen, ob der Patient eine Stauungspapille hat. Selbstverständlich darf diese Diagnostik einem erfahreneren Kollegen überlassen werden. Ein übersehenes Papillenödem hat bereits zu Kunstfehlerklagen – je nach Verlauf bis zum Vorwurf der fahrlässigen Tötung – geführt, so die Erfahrung der britischen Autoren. Wenn ein Patient eine Stauungspapille ohne Hinweis auf eine maligne Hypertonie hat, sollte er noch am selben Tag eine Bildgebung von Kopf und Augenhöhlen erhalten. Anhand der Venendarstellung lässt sich eine Sinusthrombose ausschließen. Nach dem Ausschluss struktureller intrakranieller Läsionen erfolgt die Lumbalpunktion, um den Eröffnungsdruck zu messen und Material für die Liquordiagnostik zu gewinnen (Infektion, Inflammation, Tumor?). Als besonders gefährdet gelten Patienten mit Sehverschlechterung. Sie benötigen eine strenge Überwachung und ggf. auch Operation, um eine Erblindung zu vermeiden.Quelle: Mollan SP et al. BMJ 2018; 363: k3252
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