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Drei Schritte vor, einer zurück

87 Impfstoffe gegen HIV wurden schon getestet – lediglich einer mit positivem Ergebnis. Doch der brachte es gerade einmal auf eine Effizienz von 31 %, berichtete Dr. Dr. Philipp Schommers von der Uniklinik Köln. Und selbst dieser kleine Lichtblick habe sich in einer Folgestudie schon nicht mehr reproduzieren lassen.
Dies mache noch einmal deutlich, was für ein Erfolg die schnelle Entwicklung und die rasche Zulassung der ersten COVID-19-Vakzinen darstellt, meinte der Referent. Im selben Atemzug betonte er, dass im Vergleich zu SARS-CoV-2 HIV-1 die weitaus größere Herausforderung darstellt. Dessen Aufbau sei deutlich komplexer, die Virushülle trage deutlich weniger Spikes, die genetische Variabilität des Erregers liege um ein Vielfaches höher. Das alles schütze die HI-Viren vor der humoralen Immunabwehr.
Passive Immunisierung als Infektionsschutz
Offensichtlich muss die Forschung zunächst einen Schritt zurückgehen, meinte der Experte. Als Hoffnungsträger sieht er derzeit die sogenannten breit neutralisierenden Antikörper (bNAb) zur passiven Immunisierung. Wie Dr. Dr. Schommer erläuterte, konnten ausgewählte Kombinationen von Antikörpern, die gegen verschiedene Epitope gerichtet waren, im Tierversuch vor einer Ansteckung mit HIV-1 schützen.
Auch für gesunde Menschen habe sich kürzlich in zwei Studien ein gewisser Schutz zeigen lassen, wenn bNAb alle acht Wochen gegeben wurden. Ob sich das als dauerhafte Therapie praktisch umsetzen lässt, ist fraglich. Nach Einschätzung des Referenten handelt es sich bei der Strategie auch eher um einen Zwischenschritt auf dem Weg hin zur aktiven Immunisierung. Durch die Antikörpertherapien habe man zumindest gelernt, welche Epitope für derartige Impfstoffe interessant sein dürften.
Auch die neuen Vakzinen wird man kombinieren
Ähnlich dem Cocktail aus verschiedenen Wirkstoffen bei den hochaktiven antiretroviralen Therapien (HAART) wird man auch bei den neuen Vakzinen auf Kombinationen verschiedener Antikörper setzen müssen. Dabei könnte der mRNA-Impfstoff-Technologie einiges an Bedeutung zukommen.
Quelle: 15. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin*
* Online-Veranstaltung
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