Alle drei Monate zum HIV-Test

Maria Weiß

Auch die Präexpositionsprophylaxe bietet keinen 100%igen Schutz. Auch die Präexpositionsprophylaxe bietet keinen 100%igen Schutz. © iStock/MarcBruxelle

Kondome, Verzicht auf risikoreiche Sexpraktiken oder gar Abstinenz sind nicht jedermanns Sache. Aber es gibt ja die Präexpositionsprophylaxe. Und für die haben Experten nun eine eigene Leitlinie erstellt.

Personen mit substanziellem HIV-Infektionsrisiko sollte eine Präexpositionsprophylaxe (PrEP) angeboten werden, heißt es in der neuen Leitlinie unter Federführung der Deutschen AIDS-Gesellschaft. Dieses Risiko besteht bei einer HIV-Inzidenz von mehr als 3 pro 100 Personenjahren in der jeweiligen Gruppe ohne Zugang zur PrEP. Dazu nennen die Kollegen einige besonders gefährdete Gruppen (s. Kasten).

Wer hat ein substanzielles Infektionsrisiko?

  • Männer, die Sex mit Männern haben, oder Transgender- Personen, die analen Sex ohne Kondom in den letzten 3–6 Monaten angeben (und/oder das auch in den nächsten Monaten planen) oder in den letzten 12 Monaten eine SIT hatten
  • Partner von HIV-positiven Personen, die nicht unter einer suppressiven antiretroviralen Therapie stehen oder noch in der Anfangsphase sind (< 6 Monate, RNA-Kopien mindestens < 200/ml)
  • Menschen, die Sex mit Partnern haben, bei denen eine undiagnostizierte HIV-Infektion wahrscheinlich ist (z.B. Sexarbeiter)
  • drogeninjizierende Personen ohne Gebrauch steriler Injektionsmaterialien (z.B. Gefängnisinsassen)

Durchgeführt werden sollte die PrEP mit dem oralen Kombinationspräparat Emtricitabin/Tenofovirdiproxil (TDF/FTC). Die Experten plädieren für die kontinuierliche orale Medikation – im individuellen Fall kann man auch eine „anlassbezogene“ Einnahme erwägen – dann aber off label. Wichtige Voraussetzungen für eine PrEP sind:
  • eine aktuelle negative HIV-Serologie (nicht älter als 14 Tage), Wiederholung nach 4 Wochen
  • Ausschluss einer replikativen Hepatitis-B-Infektion
  • Ausschluss einer Nierenfunktionsstörung (eGFR > 80 ml/min, mindestens 60 ml/min)
Bevor man die Tabletten verschreibt, sollte in jedem Fall eine ausführliche Beratung zu weiteren Schutzmaßnahmen gegen HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen (SITs) sowie virale Hepatitiden erfolgen. Dabei muss vor allem vermittelt werden, dass TDF/FTC nur vor HIV und nicht vor anderen Erkrankungen schützt. Aufgrund des bekannten Risikoverhaltens gilt es, die Patienten unter einer PrEP gut im Auge zu behalten. Dazu gehören regelmäßige Kontrollen auf SITs (alle 3–6 Monate) sowie Hepatitis B und C, außerdem die Überwachung der Nierenfunktion (eGFR mindestens alle 6–12 Monate). Vierteljährlich (oder bei möglichen Symptomen einer Infektion) rät die Leitlinie zum HIV-Test, da auch die PrEP keinen 100%igen Schutz bietet. Im Falle eines positiven, bestätigten HIV-Tests brauchen die Patienten sofort eine hochwirksame antivirale Dreifachtherapie mit hoher Resistenzbarriere von einem diesbezüglich erfahrenen Arzt. Neben dem HIV-Test empfiehlt es sich, alle drei Monate auch zu eruieren, ob tatsächlich noch immer eine Indikation für die PrEP besteht. 

Quelle: S2k-Leitlinie „HIV-Expositionsprophylaxe“ AWMF-Register 055/008, www.awmf.org

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Auch die Präexpositionsprophylaxe bietet keinen 100%igen Schutz. Auch die Präexpositionsprophylaxe bietet keinen 100%igen Schutz. © iStock/MarcBruxelle