Neue Waffe gegen multiresistente Viren

Dr. Judith Lorenz

Mit der neuen Substanz könnte die HIV-Pandemie beeinflusst werden und weltweit allen Infizierten einen Zugang zu sicheren und lebensverändernden HIV-Medikamenten  ermöglicht werden. Mit der neuen Substanz könnte die HIV-Pandemie beeinflusst werden und weltweit allen Infizierten einen Zugang zu sicheren und lebensverändernden HIV-Medikamenten ermöglicht werden. © iStock/porcorex

Patienten, die mit einem multiresistenten HIV-Typ-1 infiziert sind, haben bislang wenig therapeutische Optionen. Das könnnte sich künftig ändern: Ein Kapsidinhibitor zeigte in einer Phase 3-Studie ermutigende Ergebnisse.

Multiresistente Stämme von HIV Typ 1 stellen eine erhebliche therapeutische Herausforderung dar. Hoffnung verspricht Lenacapavir, der erste Vertreter der neuen Wirkstoffklasse der Kapsidinhibitoren, berichten Dr. Sorana Segal-Maurer vom New York-Presbyterian Queens Hospital in Flushing und Kollegen. Lenacapavir hemmt die Virusreplikation sowohl in der frühen als auch in der späten Phase des viralen Vermehrungszyklus und zeigte in vitro sowie in ersten klinischen Untersuchungen eine beachtliche Effektivität bei resistenten Mutanten. Vorteilhaft ist zudem, dass der Wirkstoff wöchentlich oral oder aber in Abständen von bis zu sechs Monaten subkutan appliziert werden kann.

Im Rahmen der noch laufenden CAPELLA-Studie, an der sich 42 Zentren in elf Ländern beteiligen, prüfen sie gegenwärtig die Wirksamkeit und Sicherheit von Lenacapavir. Alle 72 Patienten sind ≥ 12 Jahre alt und leiden an einer multiresistenten HIV-1-Infektion.

Erste Ergebnisse der Phase-3-Studie sehen vielversprechend aus: Die 14-tägige funktionelle Monotherapie mit oralem Lenacapavir induzierte in 88 % der Fälle, Placebo dagegen nur in 17 % der Fälle, eine Virussuppression. Die anschließende subkutane Lenacapavir-Behandlung führte – in Kombination mit einer optimierten Hintergrundtherapie – ebenfalls nach 26 Wochen in mehr als 80 % der Fälle zu einer deutlichen Absenkung der Viruslast sowie zu einem Anstieg der CD4+-Zellzahl. Acht Personen entwickelten eine Resistenz auf Lenacapavir, schwere Nebenwirkungen traten unter der Behandlung aber nicht auf.

Dr. Jeanne Marrazzo von der University of Alabama in Birmingham hält Lenacapavir nicht nur für eine vielversprechende Therapieoption, sondern denkt auch an den Einsatz als Präexpositionsprophylaxe. Sie hofft, mit der neuen Substanz die HIV-Pandemie beeinflussen und weltweit allen Infizierten (z.B. in der Subsaharazone, wo die Inzidenz nach wie vor inakzeptabel hoch ist) einen Zugang zu sicheren und lebensverändernden HIV-Medikamenten zu ermöglichen.

Quellen:
1. Segal-Maurer S et al. N Engl J Med 2022; 386: 1793-1803; DOI: 10.1056/NEJMoa2115542
2. Marazzo J. N Engl J Med 2022; 386: 1848-1849; DOI: 10.1056/NEJMe2204376

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