HIV-Infektion: Injektionstherapie statt Tabletten?

Dr. Elke Ruchalla

Die Injektionstherapie kann die Adhärenz unterstützen – je länger die Intervalle, desto besser. Die Injektionstherapie kann die Adhärenz unterstützen – je länger die Intervalle, desto besser. © alexkich – stock.adobe.com

Wer gegen seine HIV-Infektion mit Tabletten angeht, muss täglich Tabletten einnehmen. Die Injektion der antiviralen Medikamente alle vier oder gar alle acht Wochen erscheint da deutlich komfortabler.

Mit einer HIV-Infektion kann man heutzutage relativ normal leben. Um die Lebensqualität der Betroffenen weiter zu verbessern, suchen Wissenschaftler heutzutage nicht nur nach effektiveren Wirkstoffen gegen das HI-Virus. Sie entwickeln und erproben auch ständig komfortablere und verträgliche Schemata, um den Patienten den Alltag und die Therapietreue zu erleichtern. Neue Behandlungs­optionen gehen weg von der täglichen Einnahme von Tabletten.

In einer Studie mit mehr als 1000 HIV-Positiven haben Dr. ­Edgar ­Overton von der University of Alabama in Birmingham und seine Kollegen eine Injektionstherapie geprüft, bei der Cabotegravir und Rilpivirin alle acht Wochen gespritzt werden. Die Wissenschaftler wollten zeigen, dass diese Behandlung der vierwöchentlichen Gabe der beiden Medikamente nicht unterlegen ist. 

Vor Studienbeginn mussten die Patienten mindestens sechs Monate ein Standard-HIV-Regime erhalten haben, unter dem das Virus ausreichend supprimiert war (Virus-RNA-Konzentration < 50 Kopien/ml). Die Teilnehmer erhielten nach dem Zufallsprinzip Cabotegravir und Rilpivirin entweder als zwei einzelne intramuskuläre Injektionen alle acht Wochen (600/900 mg) oder – in anderer Dosierung – im vierwöchentlichen Turnus (400/600 mg).

In Woche 48 lag beim Acht-Wochen-Intervall die Viruskonzentration lediglich bei 2 % der Patienten oberhalb der Grenze von 50 Kopien/ml oder mehr, beim vierwöchentlichen Schema war das bei weniger als 1 % der Fall. Nach statistischer Korrektur galt damit das längere Intervall als nicht unterlegen. Bei acht Patienten in der Acht-Wochen-Gruppe und bei zwei Patienten in der Vier-Wochen-Gruppe kam es zum virologischen Versagen der Therapie (zwei aufeinanderfolgende Messungen ≥ 200 HIV-RNA-Kopien/ml).

Nebenwirkungen meist leicht bis moderat

Insgesamt vertrugen die Teilnehmer die Therapie gut, wobei die Nebenwirkungen meist leicht bis moderat waren. Am häufigsten klagten die Betroffenen über lokale Reaktionen an der Einstichstelle (tief intragluteal), die aber in der Regel nach etwa drei Tagen abklangen. Ein Patient starb aufgrund einer Sepsis als Spätfolge einer schweren Pankreatitis. Letztere beurteilte der zuständige Prüfarzt als eine mögliche Folge der Medikamente.

Quelle: Overton ET et al. Lancet 2021; 396: 1994-2005; DOI: 10.1016/S0140-6736(20)32666-0

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