Zehn Jahre mehr: Höhere Lebenserwartung bei HIV-Infektion

Anhand von 18 europäischen und nordamerikanischen Kohorten untersuchten Forscher, ob sich die verbesserte antiretrovirale Therapie (ART) auf ein längeres Überleben von HIV-Kranken auswirkt. Patienten, die mindestens drei ART erhielten, wurden nach den Jahren des Therapiebeginns in Gruppen aufgeteilt: 1996–99, 2000–03, 2004–07 und 2008–10. Während mit der Zeit meist weniger Proteasehemmer zum Einsatz kamen, dominierten später Nicht- und nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren wie Efavirenz, Emtricitabin und Tenofovir.
Auch AIDS-unabhängige Todesfälle rapide gesunken
Von den rund 88.500 Patienten starben im ersten Jahr 2016, im zweiten und dritten Jahr 2302. Personen aus der Gruppe von 2008–2010 besaßen ein um 29 % geringeres Risiko, im ersten Jahr nach Start der ART zu sterben, als die der früheren Gruppen. Der Unterschied war im zweiten und dritten Jahr mit 43 % noch deutlicher.
Nur teilweise lässt er sich durch bessere Werte hinsichtlich Viruslast und CD4-Zellzahl im ersten Jahr erklären, schreiben die Wissenschaftler. Auch die AIDS-unabhängigen Todesfälle traten innerhalb der ersten drei Jahre bei Patienten von 2008–2010 seltener auf, die Risikoreduktion lag im ersten Jahr bei 52 %, im zweiten und dritten Jahr bei 71 % im Vergleich zu 2000–2003. Zwischen 1996 und 2010 erhöhte sich die Lebenserwartung einer 20-jährigen Patientin um neun Jahre bzw. eines Patienten um zehn Jahre.
Weniger Nebenwirkungen, bessere Adhärenz
Die Autoren erklären dies damit, dass die neuen ART weniger Nebenwirkungen und Interaktionen aufweisen, die Adhärenz gestiegen ist sowie die schweren AIDS-Ereignisse und das kardiovaskuläre Risiko gesunken sind. Sie fordern, Prognosemodelle anzupassen und keinesfalls ältere und damit günstigere Therapieoptionen zu verschreiben.
Quelle: The Antiretroviral Therapy Cohort Collaboration. Lancet 2017; 4: e349-e356
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