
Bei hohem HIV-Infektionsrisiko am selben Tag mit der Postexpositionsprophylaxe starten

Die postexpositionelle Prophylaxe (PEP) einer HIV-Infektion gilt als hochwirksam und darf deshalb in keinem ärztlichen Aufklärungsgespräch bei HIV-positiven Menschen fehlen. Denn nur wer informiert ist, kann nach potenzieller Exposition den Sexualpartner oder medizinisches Personal auf diese Möglichkeit hinweisen. Auch im Rahmen der Infektionsprävention in der Bevölkerung sowie in der Aus- und Weiterbildung bei Gesundheitsberufen sollte die PEP Thema sein, um beispielsweise HIV-Infektionen infolge von Arbeitsunfällen zu vermeiden.
Geringe Ansteckungsgefahr bei behandelter Kontaktperson
Die aktualisierte Leitlinie der Deutschen und Österreichischen AIDS-Gesellschaft empfiehlt die Prophylaxe insbesondere bei beruflicher, parenteraler oder sexueller Exposition mit erhöhtem Infektionsrisiko (s. unterer Kasten). Dagegen ist eine Übertragung des Erregers im Rahmen von akzidentellen Verletzungen oder Sexualkontakten äußerst unwahrscheinlich, wenn die HIV-infizierte Person kontinuierlich mit antiretroviralen Medikamenten behandelt wird und die Viruslast bei der letzten Kontrolle unter 50 Viruskopien/ml lag. Hier kann man häufig auf eine PEP verzichten.
Indikation zur HIV-PEP
- berufliche Exposition: perkutane Stichverletzung mit Injektionsnadel oder anderer Hohlraumnadel, Schnittverletzungen mit kontaminiertem Skalpell sowie massive Inokulation (> 1 ml) von Körperflüssigkeiten
- parenterale Exposition: Erhalt von (wahrscheinlich) HIV-infizierten Blutprodukten oder Organen; Nutzung eines HIV-kontaminierten Injektionsbestecks durch mehrere Drogengebrauchende gemeinsam
- sexuelle Exposition: ungeschützter vaginaler oder analer Geschlechtsverkehr mit einer bekannt HIV-infizierten Person (Indexperson unbehandelt bzw. Viruslast > 1000 Kopien/ml oder Behandlungsstatus nicht eruierbar)
Kombis zur Wahl
Auf Hepatitis testen, Blutwerte prüfen und Urin untersuchen
Im Fall einer sexuellen Exposition sollte neben einem HIV-Test und der Kontrolle der Laborwerte (Blutbild, Transaminasen, Kreatinin, Urinstatus und -sediment) eine Untersuchung auf Hepatitis B und C sowie auf andere sexuell übertragbare Infektionen erfolgen. Insbesondere Personen mit wiederkehrendem Expositionsrisiko brauchen während der HIV-PEP eine zusätzliche Beratung. Zu ihr gehört auch der Hinweis auf die konsequente Verwendung von sterilen Einmalspritzen und Kondomen sowie auf die Möglichkeit einer HIV-Präexpositionsprophylaxe (HIV-PrEP).Quelle: Deutsch-Österreichische Leitlinie zur Postexpositionellen Prophylaxe der HIV-Infektion (Update 2018) AWMF-Register-Nr.: 055-004, www.awmf.org
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