Dupuytren-Finger frühzeitig anpacken

Dr. Michael Brendler

Dieser Patient hat nach einer Voroperation ein Rezidiv entwickelt und dazu noch eine Narbenkontraktur bei gerader Schnittführung. Dieser Patient hat nach einer Voroperation ein Rezidiv entwickelt und dazu noch eine Narbenkontraktur bei gerader Schnittführung. © Wissing FR et al. Hess Ärztebl 2017; 78: 328-331

Schon Albrecht Dürer wusste vor 500 Jahren offensichtlich um das Leid, das ein Morbus Dupuytren verursachen kann. Heute betrifft die Krankheit fast zwei Millionen Deutsche. Eine frühzeitige Diagnose ist besonders wichtig, denn je später die OP, desto geringer die Erfolgsaussichten.

Die Hände des Apostels, die Al­brecht Dürer um 1508 skizzierte, zeigen möglicherweise erste Spuren der Krankheit: eine Kontraktur des Kleinfingermittelgelenkes sowie derbe Auftreibungen und Schwellungen in den anderen Fingergelenken. Die Symptome, die den Patienten zu schaffen machen, sind heute noch die gleichen: Zunächst macht sich eine knotige Veränderung in der Hohlhand bemerkbar. Am häufigsten trifft es den Kleinfinger, es folgen Ring- und Zeigefinger, schreiben Dr. Fabian R. Wissing von der Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie des Sana Klinikums Offenbach und Kollegen.

Dupuytren hat oft auf beiden Seiten die Finger im Spiel

Durch Schrumpfung der Palmar­aponeurose kommt es zu Kontrakturen und zunehmender Krümmung der Finger. Zu 70–80 % befällt der Dupuytren beide Hände, Männer leiden deutlich öfter darunter als Frauen.

Schon Mitte des 19. Jahrhunderts bekam die Krankheit ihren Namen. Der Chirurg Guillaume Dupuytren führte 1831 als erster die klassische Therapie durch: Er entfernte die durch die gutartige tumoröse Fibromatose verhärteten Abschnitte der Palmaraponeurose. Noch heute zählen seine Operation und verwandte Verfahren zu den meist verbreiteten handchirurgischen Eingriffen.

Palmare und plantare Versteifung gehen Hand in Hand

Die genauen Ursachen der Krankheit ließen sich noch nicht endgültig klären. Fest steht: Der Dupuytren ist eine autosomal vererbte Krankheit, bei der eine verstärkte Zellproliferation im Bereich der Aponeurose in eine Veränderung der Kollagenzusammensetzung mündet, was zur Knoten- und Strangbildung führt. Inzwischen weiß man sogar, dass es sich um eine systemische Krankheit handelt. Dafür spricht auch, dass das Leiden oft mit verwandten Syndromen in anderen Körperregionen einhergeht – Versteifungen der Schulter oder der Plantaraponeurose z. B.

Die früher postulierte traumatische Genese hat sich nicht bestätigt, dafür kennt man andere Risikofaktoren: Diabetes, Alkohol- und Nikotinabusus können der Krankheit den Weg bereiten. Auch Menschen, bei denen die Hände großen Kräften oder Vibrationen ausgesetzt sind wie bei Kletterern, schweben in erhöhter Gefahr.

Neben den klassischen Beugekontrakturen gibt es weitere Anzeichen, die an einen Morbus Dupuytren denken lassen sollten. Dazu zählen insbesondere in den Frühstadien U-förmige Reliefstörungen über der distalen Hohlhandfurche mit Hauteinziehungen in der Umgebung – das sogenannte Hugh-Johnson-Zeichen – oder die knotig aufgetriebenen Fingerknöchelpolster auf der Streckseite der Mittelgelenke, die schon Albrecht Dürer auffielen.

Die Früherkennung ist wichtig: Je später die Operation, desto geringer die Erfolgsaussichten. Der Eingriff kann allerdings stets nur die Symptome lindern. Kausale Therapien sucht man bisher vergeblich, so die Autoren. Große Hoffnungen setzt man in Arzneimittel, die die Wirkung des Zytokins TGF-β1 bremsen sollen und so an der veränderten Gewebsbiologie ansetzen, aber das sei noch Gegenstand experimenteller Arbeiten.

Minimalinvasive Methoden greifen nicht so gut

Den operativen Verfahren gehört dagegen weiterhin die Gegenwart. Immerhin lässt sich auf diese Weise oft die Streckfähigkeit der Finger wieder komplett herstellen und die Greiffähigkeit der Hand verbessern. Unter Schonung der neuromuskulären Strukturen entfernen die Chirurgen entweder nur das befallene Gewebe oder sogar die ganze Aponeurose. Zu den häufigsten Komplikationen gehört die erhebliche Rezidivrate von fast 30 %. Alternativ lassen sich die kontrahierten Stränge mit minimalinvasiven Methoden durchtrennen. Die Langzeitergebnisse der beiden Kandidaten Nadelfasziotomie oder Kollagenase-Injektion sind allerdings entweder deutlich schlechter als die des offenen Eingriffs oder liegen noch nicht vor.

An Evidenz mangelt es auch bei den konservativen Angeboten wie Massage, Schienenbehandlung und Kortikoidinjektion – wobei diese Optionen durchaus ihren Stellenwert haben. Dennoch bleibt dem Patienten, der sich nicht unters Messer legen will, eine wissenschaftlich gut evaluierte Alternative: die Röntgenbestrahlung. Mit ihr lässt sich das Fortschreiten des Morbus Dupuytren im Frühstadium deutlich verlangsamen oder sogar stoppen.

Quelle: Wissing FR et al. Hess Ärztebl 2017; 78: 328-331 © Landesärztekammer Hessen − Hessisches Ärztebl., Frankfurt a.M.

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Dieser Patient hat nach einer Voroperation ein Rezidiv entwickelt und dazu noch eine Narbenkontraktur bei gerader Schnittführung. Dieser Patient hat nach einer Voroperation ein Rezidiv entwickelt und dazu noch eine Narbenkontraktur bei gerader Schnittführung. © Wissing FR et al. Hess Ärztebl 2017; 78: 328-331
Nach partieller Aponeurektomie, Z-Plastik und Narbenexzision kann der kleine Finger wieder vollständig gestreckt werden. Nach partieller Aponeurektomie, Z-Plastik und Narbenexzision kann der kleine Finger wieder vollständig gestreckt werden. © Wissing FR et al. Hess Ärztebl 2017; 78: 328-331
Der Dupuytrenstrang liegt intraoperativ frei. Der Dupuytrenstrang liegt intraoperativ frei. © Wissing FR et al. Hess Ärztebl 2017; 78: 328-331