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Ein Baby soll essen, wann und was es will: Die Erziehung zu gesunder und genussvoller Ernährung beginnt im Säuglingsalter
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Das Kind dreht den Kopf zur Seite und sperrt sich vehement gegen den nächsten Löffel Brei. Das kann schon mal Trotz sein, das kann aber auch schlicht und einfach bedeuten, „ich habe keinen Hunger mehr“. Raten Sie Eltern, diese nonverbale Äußerung ihres Kindes zu akzeptieren.
Eltern sollten den Instinkten des Kindes vertrauen und es selbst entscheiden lassen, wann und wie viel es essen bzw. trinken möchte, heißt es in den aktualisierten Handlungsempfehlungen der Initiative „Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie“. Demnach ist abzuwarten, bis das Kind aktiv signalisiert, dass es essen oder trinken will, zum Beispiel dadurch, dass es schmatzt und saugt oder nach Lebensmitteln greift.
Dieses bedarfsangepasste Vorgehen fördert die Entwicklung eines gesunden Hunger- und Sättigungsgefühls, das nicht zuletzt im Hinblick auf die Gewichtsentwicklung von großer Bedeutung ist. Eine zu schnelle Gewichtszunahme im Säuglingsalter ist mit einem erhöhten Risiko assoziiert, später adipös zu werden.
Während der Mahlzeiten das Kind nicht allein lassen
Die Empfehlung, sich an den Bedürfnissen zu orientieren, gilt beim Stillen ebenso wie später bei Mahlzeiten im Familienkreis. Die Nahrungsaufnahme erfolgt günstigerweise immer in einer liebevoll entspannten Atmosphäre. Eltern sollten das Kind auf keinen Fall beim Essen allein lassen, sondern immer wieder seinen Blickkontakt suchen, mit ihm sprechen und auf sein Verhalten eingehen. Zeigt das Kind Anzeichen, dass es selbstständig essen möchte, sind diese Autonomiebestrebungen unbedingt zu unterstützen. Ablenkungen beim Essen etwa durch Spielsachen sind zu vermeiden.
Auch wenn ein Kind etwas nicht mag – und sei es noch so gesund – darf keinesfalls Druck ausgeübt werden. Zu achten ist auf ein attraktives und abwechslungsreiches Nahrungsangebot, sodass das Kind sich sukzessive an neue Geschmacksqualitäten gewöhnen kann. Das gilt gerade auch zu Beginn der Beikostphase, da Kinder zu diesem Zeitpunkt neue Lebensmittel im Allgemeinen kaum ablehnen. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass schon während der Schwangerschaft und der Stillzeit ein Grundstein für spätere Lebensmittelpräferenzen gelegt wird, da manche Geschmacksstoffe aus der Nahrung der Mutter in das Fruchtwasser und in die Muttermilch übergehen.
Bunte Lebensmittelvielfalt fördert die Akzeptanz
Animieren Sie Eltern also, ihr Kind bereits früh mit einer Vielfalt verschiedener Geschmäcker zu konfrontieren und so die Akzeptanz einer großen Bandbreite von Lebensmitteln zu fördern. Bei der Erziehung zu einem gesunden Essverhalten lässt sich die Tatsache nutzen, dass Säuglinge und Kleinkinder beobachten und nachahmen. Schon früh – ab der Beikostphase – sollten Säuglinge deshalb an gemeinsamen Mahlzeiten teilnehmen und geeignete Lebensmittel mitessen.
Bewegungsdrang gezielt fördern
- Den natürlichen Bewegungsdrang des Kindes – etwa beim Wickeln oder Baden – gezielt fördern und keinesfalls einschränken.
- Mehrmals am Tag Gelegenheit zur Bewegung schaffen (Bauch-/Rückenlage, Strampeln, Robben, Rollen, Rutschen, Krabbeln).
- Auf einen ausgewogenen Wechsel zwischen Aktivitäts- und Ruhephasen achten, wobei deren Markierung durch Rituale sinnvoll ist.
- Kinderwagen, Hochstühle und Autokindersitze nur zu ihrem eigentlichen Zweck nutzen, nie um das Kind „aufzubewahren“.
- Einen Säugling auf keinen Fall vor Bildschirmmedien „parken“.
- Keine Lauflernhilfen verwenden – hohes Verletzungsrisiko.
Koletzko B et al. Monatsschrift Kinderheilkunde 2016; 164: 433-457
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