„Ein Zielwert von 160 mmHg ist out“: Diabetiker profitieren von Blutdrucksenkung

Friederike Klein

Auch ältere Patienten haben mehr von der Reduktion des Blutdrucks. Dabei können auch die Antidiabetika unterstützen. Auch ältere Patienten haben mehr von der Reduktion des Blutdrucks. Dabei können auch die Antidiabetika unterstützen. © iStock/aldomurillo

Die Ziele der Hypertoniebehandlung sind bei Patienten mit Diabetes ähnlich wie bei Patienten ohne – und das bis ins hohe Alter. Wichtig ist aber: Es gibt eine Grenze, unter die der Blutdruck nicht fallen sollte.

Die Definition des Bluthochdrucks hat sich in Europa im Gegensatz zur USA nicht geändert, erinnerte Professor Dr. Roland E. Schmieder von der Medizinischen Klinik 4 der Universitätsklinik Erlangen. Intervenieren sollte man aber schon bei hochnormalem Blutdruck (130–139 mmHg systolisch und/oder 85–89 mmHg diastolisch). Hier sind Lebensstiländerungen empfohlen, für Hochrisikopatienten mit kardiovaskulärer Erkrankung ggf. auch eine medikamentöse Therapie.

Bei Hypertonie (≥ 140 mmHg systolisch und/oder ≥ 90 mmHg diastolisch) und kardiovaskulären Erkrankungen ist direkt eine medikamentöse Therapie erforderlich, bei isolierter erstmals diagnostizierter Hypertonie erst, wenn nach drei bis sechs Monaten mit einer Lebensstil­änderung der Blutdruck nicht kontrolliert ist.

Bei einer Hypertonie mit Blutdruckwerten von ≥ 160/100 mmHg ist von Beginn an eine Lebensstiländerung mit einer medikamentösen Therapie zu kombinieren mit dem Ziel, innerhalb von drei Monaten eine Blutdruckkontrolle zu erreichen, erklärte der Kollege.

Ob Diabetes oder nicht: Der Zielwert ist der gleiche

Die Therapieziele haben sich im Gegensatz zur Hypertoniedefinition aber sehr wohl verändert: Der Blutdruck soll bei Patienten, welche die Therapie gut vertragen, nicht nur unter 140/90 mmHg, sondern unter 130/80 mmHg gesenkt werden. Das gilt auch für ältere Patienten, betonte Prof. Schmieder. Bei unter 65-Jährigen sollte sogar ein Blutdruck von 120–129/< 80 mmHg angestrebt werden.

Antihypertensive Effekte von Antidiabetika nutzen

Auch die antidiabetische Therapie hat ein blutdrucksenkendes Potenzial. Das gilt insbesondere für Glucagon-like Peptid 1(GLP1)-Rezeptoragonisten und noch mehr für SGLT2-Inhibitoren (Hemmer des Natrium-Glukose-Transporters 2). „Sie senken den Blutdruck fast so gut wie einige Antihypertensiva“, betonte Prof. Schmieder. Das sei der Grund, warum diese Substanzen inzwischen auch für die Hypertoniebehandlung bei Patienten ohne Diabetes untersucht werden. Zudem sei das ein echter Vorteil gegenüber Dipeptidylpeptidase-4 (DPP4)-Inhibitoren.

Unter tolerierter Therapie gelten für Diabetes-Patienten bis zu einem Alter von 65 Jahren ebenfalls systolische Zielwerte von 120–129 mmHg, Ältere sollten sich zwischen 130 mmHg und 139 mmHg bewegen. „Ein Zielwert < 160 mmHg bei Älteren ist out“, betonte Prof. Schmieder. Auch den diastolischen Wert sollte man ihm zufolge immer im Auge behalten. Der Parameter sollte bei Patienten mit Diabetes unter 80 mmHg, aber nicht unter 70 mmHg liegen, da in Studien bei Werten darunter die Mortalität wieder anstieg. Ein Therapiestart mit nur einem Medikament ist heute passé, erläuterte der Kollege. Es sollte immer mit einer Kombinationstherapie gestartet werden, am besten mit einer Fixkombination. „Meist ist das Ziel, den Blutdruck um mindes­tens 15–20 mmHg zu senken. Das schaffen Sie nie mit nur einem Präparat“, sagte Prof. Schmieder. Eine vorsichtigere Therapieeinleitung ist gerechtfertigt bei alten, sturzgefährdeten Patienten und solchen mit Hypertonie Grad 1 und keinen anderen Risikofaktoren.

Betablocker nur bei spezifischer Indikation

Empfohlen wird eine Kombination von ACE-Hemmer oder AT1-Blocker mit einem Kalziumant­agonisten oder Diuretikum. Reicht das nicht, sollte eine Dreifachtherapie eingeleitet werden. Dabei sollte man laut Prof. Schmieder die in Deutschland verfügbaren drei Fixpräparate nutzen. Wird mit der Dreifachtherapie keine Blutdruckkontrolle erreicht, können Spironolacton oder andere Wirkstoffe zusätzlich eingesetzt werden. Betablocker sind immer dann zu erwägen, wenn eine spezifische Indikation für sie besteht – beispielsweise in Form einer Herzinsuffizienz, Angina, Z.n. Herzinfarkt, Vorhofflimmern oder bei jüngeren Frauen mit oder geplanter Schwangerschaft.

Quelle: Diabetes Kongress 2019

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Auch ältere Patienten haben mehr von der Reduktion des Blutdrucks. Dabei können auch die Antidiabetika unterstützen. Auch ältere Patienten haben mehr von der Reduktion des Blutdrucks. Dabei können auch die Antidiabetika unterstützen. © iStock/aldomurillo