Eine Diagnose, viele Faktoren und eine ganze Menge Therapien

Dr. Dorothea Ranft

Schnell ist klar, dass es sich um ein Ekzem an der Hand handelt. Aber was ist die Ursache und zu welcher Kategorie lässt sich dieses Ekzem zuordnen? Schnell ist klar, dass es sich um ein Ekzem an der Hand handelt. Aber was ist die Ursache und zu welcher Kategorie lässt sich dieses Ekzem zuordnen? © John Tomaselli – stock.adobe.com

Handekzeme haben in letzter Zeit stark zugenommen. Nicht immer liegt es aber am notorischen Händewaschen und -desinfizieren. Auch Pilze oder Psoriasis gehören zu den Auslösern.

Die Diagnose Handekzem ist sehr heterogen. Man kann nicht nur bezüglich der Ätio­logie unterschieden (Allergie, Irritation und Atopie), sondern auch morphologisch (dyshidrotisch und hyperkeratotisch). Dazu differenziert man noch, ob nur Hände oder auch Füße beteiligt sind und ob das Ekzem akut oder chronisch (länger als drei Monate) auftritt. Es existieren auch noch Sonderformen. Zum einen das phytophotoallergische Ekzem. Es wird durch die UV-sensibilisierenden Inhaltsstoffe mancher Pflanzen (z.B. Zitrusfrüchte, Sellerie, Petersilie) ausgelöst, schreibt die Professorin Dr. Christiane Bayerl von den Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden. Und zum anderen die Proteinkontaktdermatitis, die sich typischerweise als Soforttyp-Reaktion manifestiert. Betroffen sind meist Patienten < 40 Jahre aus Lebensmittel verarbeitenden Berufen.

Eine allgemeingültige Klassifikation des Handekzems existiert bisher nicht, aber anhand der verschiedenen Eigenschaften hat man eine Einteilung in sechs Kategorien (s. Tabelle) vorgenommen. Aber dennoch wird es manchmal knifflig, z.B. bei der Frage, ob das psoriatrische Handekzem den hyperkeratotischen Hautveränderungen zuzuordnen ist oder nicht.

Sechs Formen der Dermatitis
allergisches Kontaktekzempositiver Epikutantest
irritatives KontaktekzemEinwirkung größerer Reizstoffmengen
atopisches Handekzematopische Dermatitis, keine rein irritative Genese
hyperkeratotisch endogenes HandekzemHyperkeratose, Pulpitis
vesikulär endogenes Handekzemwenn atopische Dermatitis ausgeschlossen
Protein-Kontaktdermatitispositiver Pricktest, spezifisches IgE

Wie andere chronisch-entzündliche Dermatosen bedarf auch das chronische Handekzem einer gezielten Therapie. Das Gute ist, auch wenn die Auslöser potenziell von Autoimmunprozessen bis Dermatophyten reichen, dass viele mit den gleichen Substanzen therapiert werden können. Eine Allergen- und Irritanzienkarenz ist bei den entsprechenden Formen notwendig, reicht aber nicht aus.

Topische Glukokortikoide ermög­lichen eine effektive Kurzzeitbehand­lung, können aber auch Nebenwirkungen haben, z.B. Hautatrophien. Ein gutes Nutzen-Risiko-Verhältnis bieten mittelstarke Steroide wie Mometasonfuroat, Methylprednisolonaceponat und Prednicarbat.

Hat sich bereits Staph. aureus breitgemacht, sollte eine etwaige Superinfektion unterstützend behandelt werden, z.B. über Tacrolimus. Der Calcineurininhibitor wird im Rahmen einer Erhaltungstherapie über einen Zeitraum von drei Monaten zweimal pro Woche aufgetragen – analog zur proaktiven Therapie der atopischen Dermatitis. Eine leichte Besserung wurde auch unter Triclosan plus topischen Steroiden beobachtet.

Das Vitamin-D-Analogon Calci­potriol ist eine weitere Option für Patienten mit Handekzem. Es wirkt einer kleinen Studie zufolge bei allen Varianten ebenso gut wie ein topisches Steroid – auch wenn man noch nicht weiß, wie dieser Effekt zustande kommt. An unerwünschten Folgen ist mit vermehrter Hauttrockenheit und Schuppung zu rechnen.

Eine UV-Therapie kommt erst in zweiter Linie in Betracht. Hinsichtlich der Wirksamkeit ist die selektive UVA1-Bestrahlung der Creme-PUVA ebenbürtig. Vergleichsstudien zu topischen Steroiden fehlen allerdings. Wegen der potenziellen Kanzerogenität muss die UV-Anwendung unter ärztlicher Kontrolle erfolgen, betont Prof. Bayerl. 

Maßnahmen zum Hautschutz

  • Schutzhandschuhe nur anziehen, wenn sie benötigt werden.
  • Unterhandschuhe aus Baumwolle verwenden.
  • Hände nur lauwarm waschen und gut trocknen.
  • Auf Ringe verzichten.
  • Während und v.a. am Ende der Arbeitszeit fetthaltige Hautpflegemittel ohne Duftstoffe benutzen und dabei Fingerspitzen, Interdigitalräume und Handrücken nicht vergessen.
  • Während der Hausarbeit Handschuhe tragen (mit Isolation bei Kälte).

Vitamin-A-Derivat lindert chronische Entzündung

In der systemischen Therapie sind Antihistaminika wirkungslos und Glukokortikoide dürfen allenfalls kurzfristig eingesetzt werden. Zur Behandlung schwerer Hautveränderungen eignen sich orale Retinoide und Immunsuppressiva. Mittel der Wahl ist das Vitamin-A-Säure-Derivat Alitretinoin. Es antagonisiert die Retinoid-Rezeptoren RAR und RXR, deren Expression beim chronischen Handekzem gestört ist. Auf diese Weise hemmt Alitretinoin sowohl die Entzündung als auch die epidermale Proliferation. Die als seltene Nebenwirkung auftretenden Kopfschmerzen lassen sich meist durch eine Dosisreduktion von 30 mg auf 10 mg kupieren. Als Therapeutikum der zweiten Wahl gilt heute Ciclosporin. Acitretin, das nur am RA-Rezeptor wirkt, ist in die dritte Reihe gerückt. Azathioprin und Methotrexat (off label) werden nur selten genutzt. 

Ärztehände in Gefahr

Die Hygieneregeln zur COVID-Prophylaxe werden von der Haut oft gar nicht guttiert. Schließlich enthalten die Handhygiene-Produkte Irritanzien wie Chlorhexidin und Triclosan und dazu noch Alkohol. Außerdem muss man mit Kontaktallergenen wie quartären Ammoniumverbindungen, Jod, Chlorhexidin, Parabenen und Benzalkoniumchlorid rechnen.

Eine weitere Option bietet der Antikörper Dupilumab. Der Inhibitor der Interleukine 4 und 13 hat sich in einer kleinen Untersuchung beim therapierefraktären atopischen Handekzem als wirksam erwiesen. Möglicherweise eignet sich der Antikörper auch zur Behandlung anderer Subtypen.

Quelle: Bayerl C. „Handekzem - Gleiche Therapie für alle Formen?“, Akt Dermatol 2021; 47: 253-258; DOI: 10.1055/a-1337-0416 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York

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