Ekzemen auf der Spur

Dr. Alexandra Bischoff/Dr. Anja Braunwarth

Mit einem Blick ist es nicht getan. Mit einem Blick ist es nicht getan. © fotolia/Ban

Patienten mit Ekzemen schlagen nicht gleich beim Dermatologen auf, sondern meist erst mal bei Ihnen. Dann heißt es: auf Spurensuche gehen.

Ein Drittel aller Patienten, die wegen einer Hautveränderung ihren Hausarzt aufsuchen, hat ein Ekzem. Wie so oft im Mediziner­alltag hilft in Sachen Ursachenforschung die gründliche Anamnese. Sie sollte folgende Punkte beinhalten:

  • zeitliches Auftreten, Verlauf
  • Lokalisation und Prädilektionsstellen
  • typische Morphologie
  • potenzielle Auslöser
  • atopische Diathese (Heuschnupfen, Asthma, frühere Dermatitis)
  • Beruf, Hobbys

Ob es sich um ein akutes oder ein chronisches Aufflackern handelt, lässt sich häufig bereits anhand des Hautbefunds feststellen. Während akute Ekzeme mit einem Erythem beginnen, auf das zunächst ein intraepidermales Ödem und später Papeln und Vesikel folgen, imponieren bei chronischen mehrere Hautveränderungen gleichzeitig (Erythem, Plaques, Krusten- und Schuppenbildung, Fissuren oder Rhagaden). Und dann gilt es natürlich, den Ausschlag näher zu bestimmen. Das Team um Professor Dr. Andreas Bircher von der Dermatologie am Universitätsspital Basel beschreibt die wesentlichen Formen:

Akut-toxisches/kumulativ-­irritatives Kontaktekzem

Beim akuten Aufblühen reagiert die Haut auf ein obligates Toxin (z.B. Säuren, Basen) mit scharf auf die Kontaktstelle beschränkten Erythemen, ggf. auch mit Blasen- oder Nekrosenbildung. Bei der kumulativ-irritativen Variante schädigt eine subtoxische Substanz, z.B. Seife, die Hautbarriere. Es kommt primär zu einem mäßigen Erythem, sekundär zu Erosionen.

Mit dem Finger Kortison richtig dosieren

Eine FTU (Fingertip Unit, Endglied des Zeigefingers) entspricht ca. 0,5 g des Arzneimittels (Salbe/Creme). Diese Menge reicht bei Erwachsenen für etwa 2 % der Hautoberfläche aus (entspricht 2 Handflächen). Für eine Ganzkörpertherapie sind folglich 40–50 FTU notwendig.

Allergisches Kontaktekzem

Es weist eine klassische Morphe mit Erythem und Papulovesikeln auf, begleitet von starkem Juckreiz. Eine dauerhafte Einwirkung des Auslösers führt zur Chronifizierung mit Hyperkeratosen und Rhagaden. Nach Erstkontakt mit dem Allergen kommt es zu einer Sensibilisierungsphase (≥ 1 Woche), auf die dann nach erneuter Exposition innerhalb von ein bis zwei Tagen die Hauteffloreszenzen folgen.

Auch medizinische Salbe kann Kontaktallergene enthalten

Zu den typischen Kontaktallergenen zählen Metalle, Farb-/Duft-/Konservierungs- und pflanzliche Stoffe. Sie kommen in Kosmetika, Pflegeprodukten, Schmuck und Textilien, aber auch in therapeutischen Topika (Konservierungsmittel in Lanolin-Salbe) vor. Zusätze wie Neo­mycin oder auch Kortikosteroide selbst gelten ebenfalls als potenzielle Kontaktallergene. Deshalb: Bei ungenügendem Ansprechen auf eine Therapie nicht nur an mangelnde Compliance, sondern auch an diese Faktoren denken!

Atopisches Ekzem (Neurodermitis)

Das atopische Ekzem ähnelt zwar morphologisch dem Kontaktekzem, tritt jedoch bereits im Säuglings- bzw. Kleinkindalter auf. Juckender Milchschorf kann die Erstmani­festation sein, z.T. getriggert durch Nahrungsmittelallergene wie Kuhmilch oder Ei. Das Verlaufsmuster reicht von einer völligen Abheilung innerhalb weniger Jahre bis hin zu rezidivierenden Verläufen im Erwachsenenalter („Head-and-neck“-Dermatitis).

Seborrhoisches Ekzem

Diese Variante hat zwei Erkrankungsgipfel: im Säuglings- und im Erwachsenenalter. Bei den Kleinen präsentiert es sich als groblamelläre Schuppung und Krustenbildung im Bereich der Kopfhaut und heilt meist spontan ab. Bei den Großen kommt es dann zu einer sebor­rhoischen Dermatitis insbesondere in talgdrüsenreichen Arealen (zentrofazialer Gesichtsbereich, behaarte Kopfhaut, selten vordere und hintere Schweißrinne), die als scharf begrenztes Erythem mit gelblicher Schuppung und geringem Juckreiz imponiert.

Falls ein allergischer Hintergrund vermutet wird, sollte die Epikutantestung (Pflastertest) als diagnostische Methode der Wahl von einem Dermatologen durchgeführt und beurteilt werden. Insbesondere bei Verdacht auf ein beruflich bedingtes Kontaktallergen besteht vor dem Hintergrund möglicher Konsequenzen (Umschulung, Arbeitsunfähigkeit) rascher Handlungsbedarf. Zudem muss man differenzialdiagnostisch eine Psoriasis und Infektionen (Skabies, Mykosen, Pyodermien) ausschließen.

Akute Formen sprechen gut auf eine Behandlung mit feuchten Umschlägen und Kortikosteroiden auf Creme- oder Lotionbasis an (Dosierung mittels „Fingertip unit“; FTU, s. Kasten!). Bei chronischen Ekzemen eignen sich Topika auf Salbengrundlage (ein- bis zweimal täglich mittels FTU) über einen Zeitraum von maximal zwei Wochen.

Um das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen bei Steroideinsatz zu minimieren, empfiehlt es sich, besonders empfindliche Körperpartien (Gesicht, Periorbitalbereich, Genitale) und Säuglinge bzw. Kinder mit Kortikosteroiden der Stärkeklasse 1 und 2 zu behandeln. Zudem kann bei der atopischen Dermatitis die Gabe von Calcineurininhibitoren (Tacrolimus, Pimecrolimus) durchaus sinnvoll sein. Alle Ekzemformen bedürfen einer konsequenten Rückfettung mit Emollienzien, um die gestörte Hautbarriere zu verbessern.

Quelle: Bircher AJ et al. Swiss Medical Forum 2017; 17: 538-543

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