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Nicht so schlimm!

Real-World-Daten können Aufschluss darüber geben, wie sich Therapien im Alltag bewähren und wie sicher sie sind. Eine retrospektive Analyse von elektronischen Patient:innenakten aus den USA belegt die Wirksamkeit der CLL-Erstlinientherapie mit Ibrutinib, auch wenn die Dosis reduziert werden musste. Wie Prof. Dr. Mazyar Shadman vom Fred Hutchinson Cancer Center in Seattle berichtete, wurden Angaben von 522 CLL- oder SLL-Erkrankten ausgewertet, die in der Erstlinie Ibrutinib in der Standarddosis von 420 mg einmal täglich erhalten hatten. Bei 95 Personen war die Dosis nach einem zuvor dokumentierten unerwünschten Ereignis reduziert worden, 427 Patient:innen benötigten dies nicht. Die Gruppe mit Dosisverringerung war im Mittel etwas älter als diejenige ohne, unterschied sich sonst aber nicht relevant.
Dosisreduktion zeigt Therapieerfolg
Überraschenderweise schien der Therapieerfolg bei Dosisreduktion günstiger zu sein als ohne. Wie Prof. Shadman berichtete, benötigten weniger Personen eine nächste Therapie als diejenigen in der Gruppe ohne Verringerung der Dosis (46 % vs. 54 %) und die mediane Dauer der Erstlinienbehandlung betrug 548 Tage vs. 461 Tage (p = 0,03). Auch die Zeit bis zur nächsten Therapie oder Tod war in der Gruppe mit Dosisreduktion signifikant länger als in der ohne (p = 0,002).
Berücksichtigten die Kolleg:innen mögliche andere Einflussfaktoren fand sich weiterhin ein um 41 % reduziertes Risiko bei Dosisreduktion, eine Zweitlinientherapie zu erhalten oder zu sterben. Personen mit Verringerung der Dosis suchten zudem seltener die Klinikambulanz auf als diejenigen mit durchgehend standardmäßiger Ibrutinib-Dosierung (0,31 vs. 0,45 pro Patient:in und Monat; p = 0,03). Stationäre Behandlungen waren aber ähnlich häufig.
Auch wenn die Auswertung von elektronischen Patient:innenakten ihre Limitationen hat, scheint es doch zumindest so zu sein, dass die Dosisreduktion von Ibrutinib keinen Nachteil darstellt, meinte Prof. Shadman. Grundsätzlich wird seiner Erfahrung nach die Dosis bei Erkrankten in höherem Alter oder mit Komorbiditäten bereits reduziert. Die Autor:innen der TAILOR-Studie untersuchen diese Fragestellung derzeit für die Ibrutinib-Monotherapie der CLL und in der Kombination mit Venetoclax.
Quelle:
Shadman M et al. 65th ASH Annual Meeting; Abstract 269
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