CLL: Zielgerichtete Therapie plus Immuntherapie als möglicher neuer Standard

Friederike Klein

Ibrutinib könnte die bisherige Erstlinientherapie der chronisch lymphatischen Leukämie ablösen. Ibrutinib könnte die bisherige Erstlinientherapie der chronisch lymphatischen Leukämie ablösen. © iStock/Dr_Microbe

In den letzten 15 Jahren hat sich die Chemo­immuntherapie mit Fludarabin, Cyclophosphamid und ­Rituximab als Standardtherapie der chronisch lymphatischen Leukämie bei fitten, jüngeren Patienten etabliert. Jetzt könnte Ibrutinib die Chemokomponente ersetzen.

Professor Dr. Tait D. ­Shanafelt von der Stanford University, Stanford, präsentierte Ergebnisse einer randomisiert-kontrollierten Phase-III-Studie zum Gebrauch von Ibrutinib plus Rituximab (IR) anstelle der Standardkombination aus ­Fludarabin, Cyclophosphamid und Rituximab (FCR). Die Patienten mit chronisch lymphatischer Leukämie (CLL) erreichten mit der zu testenden Kombination ein signifikant längeres progressionsfreies (PFS) und Gesamtüberleben (OS).

An der Studie hatten 529 Patienten im Alter unter 70 Jahren mit einer therapiebedürftigen CLL ohne 17p-Deletion teilgenommen, die bislang noch keine Behandlung erhalten hatten und fit genug für eine FCR-Therapie waren. Im Verhältnis 2:1 randomisiert erhielten sie Ibrutinib in einer Dosis von 420 mg/Tag bis zum Progress in Kombination mit Rituximab. Begonnen wurde hier mit 50 mg/m² an Tag 1 des zweiten Zyklus und die Dosis wurde bis zu 500 mg/m² an Tag 1 der Zyklen 3–7 gesteigert. Alternativ bekamen die Teilnehmer sechs Zyklen FCR.

Prof. Shanafelt stellte die erste Interimsanalyse vor: Nach median 33,6 Monaten war das Risiko für Progress oder Tod bereits um 65 % niedriger als im FCR-Arm (Hazard Ratio 0,35; 95%-Konfidenzintervall 0,22–0,5; p < 0,0001). Damit war die zuvor festgelegte Grenze der Überlegenheit klar überschritten. 37 Ereignisse bei 354 Patienten im IR-Arm standen 40 Ereignissen bei 175 Patienten im FCR-Arm gegenüber.

Dabei entsprach das auf 36 Monate bezogene PFS unter FCR mit 73 % durchaus dem in früheren Studien, in denen die Überlegenheit der Immunchemo- gegenüber einer alleinigen Chemotherapie gezeigt worden war, betonte Prof. Shanafelt. Die FCR-Gruppe hatte also in dieser Studie nicht besonders schlecht angesprochen.

In den Subgruppenanalysen war der Vorteil von IR gegenüber FCR unabhängig von:

  • Alter
  • Geschlecht
  • Performance-Status
  • Krankheitsstadium
  • einer möglichen 11q23-Deletion

Auch Patienten ohne IGHV-Mutation profitierten, nicht aber diejenigen mit einer solchen Mutation.

Die Interimsergebnisse zum OS favorisierten ebenfalls bereits die Therapie mit Ibrutinib und Rituximab gegenüber FCR (HR 0,17; 95%-KI 0,053–0,54; p = 0,0003). Dabei war die IR-Therapie auch noch besser verträglich: Grad-3/4-Nebenwirkungen traten bei 58 % der Patienten im IR- und 72 % der Teilnehmer im FCR-Arm auf (p = 0,004). Insbesondere Neutropenien und Komplikationen aufgrund von Infektionen waren bei FCR-Therapie häufiger.

Über 70-Jährige dem Alter entsprechend behandeln

Bei über 70-jährigen Patienten mit CLL sieht das Nutzen-Risiko-Profil von Ibrutinib plus Rituximab etwas anders aus. Jennifer A. Woyach von der Stanford University stellte eine Phase-III-Studie vor, in der diese Personengruppe häufiger Infektionen und eine Hypertonie entwickelte. Zudem starben die Patienten eher therapiebedingt als unter Ibrutinib alleine, ohne dass ein PFS-Vorteil gegenüber der Monotherapie festzustellen war. Beide Ibrutinib-Arme waren aber klar einer Immunchemotherapie mit Bendamustin/Rituximab überlegen. Damit stellt bei den älteren Patienten die alleinige Ibrutinib-Therapie einen neuen Standard dar, schlussfolgert die Expertin.

Potenzial zur Erstlinientherapie bei Jüngeren

„Diese Ergebnisse haben direkte Implikationen für die Praxis“, betonte der Referent. „Sie etablieren Ibrutinib plus Rituximab als die wirksamste Erstlinientherapie bei CLL für Patienten in einem Alter unter 70 Jahren.“

Quellen:
ASH-Jahrestagung 2018
Shanafelt TD et al. 60. ASH Annual Meeting 2018; Abstract #LBA-4
Woyach JA et al. 60. ASH Annual Meeting 2018; Abstract #6

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Ibrutinib könnte die bisherige Erstlinientherapie der chronisch lymphatischen Leukämie ablösen. Ibrutinib könnte die bisherige Erstlinientherapie der chronisch lymphatischen Leukämie ablösen. © iStock/Dr_Microbe