CLL bald mit CAR-T-Zellen behandeln?

Dr. Katharina Arnheim

Das CAR-T-Zell-Präparat wurde in zwei Dosisstufen getestet. Das CAR-T-Zell-Präparat wurde in zwei Dosisstufen getestet. © Africa Studio – stock.adobe.com

Die CAR-T-Zell-Therapie wird nun bei rezidivierter oder refraktärer chronischer lymphatischer Leukämie geprüft. Eine Zwischenauswertung von TRANSCEND CLL 004 verdeutlicht: Die Ansprechraten sind hoch – auch bei Hochrisikopatienten.

Zielgerichtete Substanzen und neue Kombinationsregime haben das therapeutische Spektrum bei der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) in letzter Zeit erheblich erweitert. Dennoch bleibt die CLL eine unheilbare Erkrankung. „Rezidivierte und refraktäre Patienten haben eine schlechte Prognose, sodass weiterhin hoher therapeutischer Bedarf besteht“, konstatierte Professor Dr. Tanya Siddiqi vom City of Hope National Medical Center in Duarte, Kalifornien.

Fast die Hälfte der Responder erreicht Komplettremission

Lisocabtagen maraleucel (Liso-cel) ist ein gegen CD19 gerichtetes CAR-T-Zell-Produkt, bei dem CD4-positive und CD8-positive CAR-T-Zellen separat formuliert und den Patienten nach Expansion im Verhältnis 1:1 reinfundiert werden. Prof. Siddiqi stellte erste Daten zu Liso-cel aus der Dosiseskalationsstudie der Phase I TRANSCEND CLL 004 vor, in der inzwischen 23 Patienten mit rezidivierter oder refraktärer CLL nach Versagen von Bruton- Tyrosinkinaseinhibitoren in den zwei Dosisstufen 50 x 106 oder 100 x 106 behandelt wurden.

Das Studienkollektiv

Hochrisikopatienten hatten bereits mindestens zwei, Patienten mit Standardrisiko mindestens drei Vortherapien erhalten. Mehr als 80 % der im Schnitt 66 Jahre alten Teilnehmer gehörten wegen des Vorliegens von TP53-Mutationen, eines komplexen Kariotyps oder der Deletion 17p der Hochrisikogruppe an. Alle Studienteilnehmer waren bereits mit Ibrutinib behandelt worden; 91 % hatten darunter ein Rezidiv erlitten oder waren ibrutinibrefraktär. „Die Hälfte der Patienten hatten auch schon Venetoclax erhalten“, betonte Prof. Siddiqi.

Nach einem medianen Follow-up von neun Monaten hatten 81,8 % der Patienten auf Liso-cel angesprochen, davon 45,5 % mit einer kompletten Remission (CR). Derzeit scheint die CR-Rate in Dosislevel 1 mit 66,7 % höher zu sein als in Dosislevel 2 mit 30,8 %. Die Referentin führt diesen Unterschied auf die noch kurze Nachbeobachtung bei höherer Dosierung zurück und betonte, dass sich die Remissionen langfristig noch vertiefen.

Ansprechen und negativer MRD-Status treten früh ein

Drei Viertel der Studienteilnehmer (75 %) wurden im Blut, 65 % im Knochenmark MRD-negativ. Sowohl die Remissionen als auch ein negativer MRD-Status wurden bereits früh bis Studientag 30 beobachtet. Bei der Mehrzahl der Patienten hielten die Remissionen sechs Monate nach Infusion der CAR-T-Zellen noch an. Fünf von sechs Personen mit einer CR in Studienmonat 6 waren nach neun, drei von ihnen auch nach zwölf Monaten noch in CR. Häufigste Nebenwirkungen der CAR-T-Zell-Therapie vom Grad ≥ 3 waren Anämien, Thrombozytopenien und Neutropenien bei 78,3 % bzw. 69,6 % bzw. 56,5 % der Patienten.

Zytokin-Release-Syndrom nur selten schwerwiegend

Drei Viertel der Teilnehmer erlebten ein Zytokin-Release-Syndrom, das jedoch nur in zwei Fällen schwerwiegend (Grad 3) ausfiel, betonte Prof. Siddiqi. Neurologische Komplikationen traten bei neun Patienten auf; fünf dieser Fälle waren vom Grad ≥ 3. Auf Dosislevel 2 wurden zudem zwei dosislimitierende Toxizitäten registriert. Sechs Patienten verstarben im Studienverlauf; vier dieser Todesfälle waren auf einen Progress zurückzuführen.

Zusätzliche Kohorte soll Kombi mit Ibrutinib erhalten

Damit zeigt Liso-cel bei Patienten mit rrCLL eine vielversprechende Aktivität bei handhabbarer Toxizität, resümierte Prof. Siddiqi. Die Ergebnisse rechtfertigen nach ihren Worten die Rekrutierung für den Phase-II-Teil der Studie auf Dosislevel 2. Zudem wird der Phase-I-Teil um eine separate Kohorte erweitert. In dieser sollen die Patienten die CAR-T-Zell-Therapie in Kombination mit Ibrutinib bekommen. 

Quellen:
Siddiqi T et al. EHA-Kongress 2019; Abstract S109
24. Kongress der European Hematology Association (EHA)

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Das CAR-T-Zell-Präparat wurde in zwei Dosisstufen getestet. Das CAR-T-Zell-Präparat wurde in zwei Dosisstufen getestet. © Africa Studio – stock.adobe.com