CLL: Ibrutinib- und Chlorambucil-Kombinationen im Direktvergleich

Dr. Judith Lorenz

79 vs. 36 % der Patienten lebten progressionsfrei. 79 vs. 36 % der Patienten lebten progressionsfrei. © iStock.com/jarun011

Was eignet sich besser zur Erstlinientherapie der chronisch lymphatischen Leukämie – Ibrutinib oder Chlorambucil in Kombination mit Obinutuzumab? In der iLLUMINATE-Studie wurden die zwei Kombinationen direkt miteinander verglichen. Beim progressionsfreien Überleben sprechen die Daten für das chemotherapiefreie Regime.

Die Wirkstoffkombination aus Ibrutinib und Obinutuzumab wurde im Rahmen der Phase-III-Studie iLLUMINATE an einem Kollektiv von 113 Patienten mit einer unbehandelten chronisch lymphatischen Leukämie (CLL) bzw. einem kleinzelligen B-Zell-Lymphom (B-SLL) getestet. Das Vergleichskollektiv bildeten 116 Patienten, die die Standardtherapie aus Chlorambucil plus Obinutuzumab erhielten.

Großteil der Patienten hat das Protokoll abgeschlossen

An der zwischen 2014 und 2015 durchgeführten randomisierten Studie beteiligten sich weltweit 74 Zentren. Die Studienteilnehmer waren entweder mindestens 65 Jahre alt oder sie waren jünger, wiesen aber zusätzliche Kriterien auf (z.B. eingeschränkte Nierenfunktion, chro­mosomale Aberrationen).

Die Randomisierung erfolgte anhand des ECOG-Status sowie anhand zytogenetischer Anomalien (del17p, del11q, TP53). Ibrutinib und Chlorambucil wurden oral verabreicht, Obinutuzumab dagegen intravenös.

Primärer Studienendpunkt war das progressionsfreie Überleben. Die sekundären Outcomeparameter umfassten unter anderem das progressionsfreie Überleben im Hochrisikokollektiv (del17p, Mutation TP53, del11q bzw. nicht mutiertes IGHV), das Gesamtüberleben sowie die Sicherheit der Behandlung.

Das mediane Alter des Studienkollektivs betrug 71 Jahre. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 31,3 Monaten hatten 88 % der Patienten der Ibrutinib/Obinutuzumab-Gruppe alle sechs geplanten Zyklen Obinutuzumab erhalten und in 70 % der Fälle dauerte die Behandlung mit Ibrutinib weiter an. In der Chlorambucil/Obinutuzumab-Gruppe waren es 89 bzw. 86 % der Patienten. 46 der mit Chlorambucil behandelten Teilnehmer nahmen Ibrutinib im Rahmen einer Zweitlinientherapie ein.

Bezüglich des progressionsfreien Überlebens erwies sich die Kombination aus Ibrutinib und Obinutuzumab der Standardtherapie als überlegen: Zum Analysezeitpunkt lebten 79 % der mit Ibrutinib/Obinutuzumab, aber nur 36 % der mit Chlorambucil/Obinutuzumab behandelten Studienteilnehmer ohne Krankheitsprogress (HR 0,23; 95%-KI 0,15–0,37; p < 0,0001). Das geschätzte progressionsfreie Überleben nach 30 Monaten betrug in den beiden Behandlungsarmen 79 bzw. 31 %. Das 30-Monats-Gesamtüberleben betrug in den beiden Gruppen 86 bzw. 85 %.

Keine Unterschiede in den Grad-3/4-Nebenwirkungen

Bezüglich des Auftretens dritt- und viertgradiger Nebenwirkungen unterschieden sich die beiden Studienarme nicht. Am häufigsten beobachteten die Wissenschaftler in den beiden Gruppen Neutropenien und Thrombozytopenien. Schwere Nebenwirkungen erlitten 58 % der mit Ibrutinib/Obinutuzumab und 35 % der mit Chlorambucil/Obinutuzumab behandelten Patienten. Je ein Patient beider Gruppen verstarb aufgrund therapiebedingter Nebenwirkungen.

Insbesondere Hochrisiko- Patienten haben Benefit

Auch die mit Ibrutinib/Obinutuzumab behandelten Patienten des Hochrisikokollektivs hatten einen signifikanten Überlebensvorteil. Das geschätzte progressionsfreie Überleben nach 30 Monaten betrug in diesen Subgruppen 77 vs. 16 %. Die Studieninitiatoren schlussfolgern: Patienten mit einer nicht vorbehandelten CLL bzw. einer B-SLL profitieren hinsichtlich der onkologischen Prognose von der Kombinationstherapie aus Ibrutinib und Obinutuzumab. Insbesondere im Kollektiv der zytogenetisch als Hochrisikopersonen eingestuften Patienten scheint das chemotherapiefreie Behandlungsregime der etablierten Chemoimmuntherapie deutlich überlegen zu sein, so die Autoren.

Quelle: Moreno C et al. Lancet Oncol 2019; 20: 43-56

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79 vs. 36 % der Patienten lebten progressionsfrei. 79 vs. 36 % der Patienten lebten progressionsfrei. © iStock.com/jarun011