Elektroakupunktur hilft bei Stressinkontinenz

Lange Zeit wurde darüber diskutiert, was bei kontrollierten Studien zur Akupunktur eigentlich die Kontrollgruppe sein soll, resümieren Dr. Josephine P. Briggs und Dr. David Shurtleff vom National Center for Complementary and Integrative Health, National Institutes of Health, Bethesda, in einem Editorial. Im Allgemeinen gilt heute die Sham-Akupunktur – z.B. mit Verwendung stumpfer Nadeln oder „falscher“ Akupunkturpunkte – als geeignet. Abhängig von der Fragestellung kann aber auch der Vergleich mit der herkömmlichen Therapie wichtige Informationen liefern.
Kein Vorteil für Patientinnen mit PCOS und Kinderwunsch
Die meisten bisherigen Studien drehten sich um Schmerzen und damit um einen eher subjektiven Outcome-Parameter. In zwei aktuellen Studien aus China musste die Akupunktur jetzt anhand von objektiv messbaren Parametern zeigen, was sie leisten kann.
So untersuchte eine Arbeitsgruppe um Dr. Xiao-Ke Wu, Heilongjiang Universität der chinesischen Medizin, Harbin, 1000 Kinderwunsch-Patientinnen mit PCOS (polyzystisches Ovarialsyndrom). Sie teilten die Frauen in vier Arme ein: Zwei Gruppen erhielten Clomifen in Kombination mit Elektro- oder Sham-Akupunktur, die anderen beiden Placebo mit oder ohne „echter“ Akupunktur.
Die Rate an Lebendgeburten war in den Clomifen-Gruppen signifikant höher als unter Placebo – ob es sich um eine echte oder scheinbare Akupunktur handelte, hatte dabei keinen Einfluss. In dieser Indikation scheint die Akupunktur also nichts auszurichten.
Anders bei Frauen mit Stressinkontinenz: Hier verglichen Forscher um Dr. Zhishun Liu, Guangan'men Hospital, China Academy of Chinese Medical Scienes aus Peking, bei 482 Betroffenen die Wirksamkeit einer Elektroakupunktur in der Lumbosakralregion mit einer Shambehandlung. Nach sechs Wochen wiesen die Teilnehmerinnen in der Elektro-akupunktur-Gruppe eine signifikant stärkere Abnahme des Harnabgangs im 1-Stunden-Pad-Test auf (Rückgang um 9,9 g vs. 2,6 g). Außerdem berichteten diese Frauen im Fragebogen von einem reduzierten Schweregrad. Hier könnte die Akupunktur also eine Möglichkeit bieten, bevor man operativ an das Problem herangeht, fassen Dr. Briggs und Dr. Shurtleff zusammen.
Ob Nadeln verraten, wie Körper und Geist zusammenhängen?
Je mehr man darüber weiß, gegen welche Indikationen Akupunktur wirkt und gegen welche nicht, umso interessanter wird die Frage nach den zugrundeliegenden Wirkmechanismen, betonen sie. Die so gewonnenen Erkenntnisse könnten dazu beitragen, die komplexen Verbindungen zwischen Geist und Körper in Zukunft besser zu verstehen.
1. Briggs JP, Shurtleff D. JAMA 2017; 317: 2489-2490
2. Wu XK; JAMA 2017; 317: 2502-2514
3. Liu Z et al. JAMA 2017; 317: 2493-2501
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