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Botulinumtoxin-Injektionen beruhigen die überaktive Blase

Die idiopathische Form der überaktiven Blase („Reizblase“), bei der sich keine exakte Ursache eruieren lässt, betrifft etwa eine von acht Personen, bei älteren Menschen liegt die Rate noch höher. Die neurogene überaktive Blase findet sich dagegen bei neurologischen Krankheitsbildern. Etwas mehr als ein Fünftel der Patienten nach Schlaganfall und vier Fünftel der Kranken mit Morbus Parkinson leiden darunter, schreiben Privatdozent Dr. Heinrich Schulte-Baukloh von der Urologie Turmstraße in Berlin und Kollegen.
Unabhängig vom Auslöser besteht eine Hyperaktivität des Blasenverschlusssystems (M. detrusor vesicae), und darauf beruht auch die in erster Linie eingesetzte Therapie. Anticholinergika bremsen den vom parasympathischen Nervensystem gesteuerten Muskel und theoretisch beruhigt sich der Harndrang.
Die Betonung liegt auf „theoretisch“, denn in der Praxis erweisen sich die Medikamente oft als nur beschränkt wirksam. Dazu kommt, dass viele Patienten wegen weiterer Folgen der Parasympathikolyse die Präparate wieder absetzen. In diesen Fällen raten die Experten zu einer Überweisung zum Urologen, denn mittlerweile steht eine nicht-medikamentöse, minimalinvasive Behandlungsoption zur Verfügung. Die lokale Injektion von Onabotulinumtoxin A ist zur Behandlung der neurogenen und idiopathischen Detrusor-Hyperaktivität zugelassen, wenn andere Verfahren nicht ausreichen.
Vor der Toxin-Injektion behandelbare Ursachen ausschließen
Beschwerden verschwinden einige Tage nach der Therapie
Vor dem Eingriff sollte der Patient aber auch unerwünschte Wirkungen kennen. Führend sind dabei Harnwegsinfekte, daher erfolgt der Eingriff im Allgemeinen unter Antibiotikaschutz. Zum anderen kann ein vorübergehender Harnverhalt auftreten, bei dem dann Einmalkatheterisierungen notwendig werden. Erklären Sie dem Betroffenen außerdem, dass der Erfolg nicht unmittelbar nach der Intervention zu erwarten ist, empfehlen die Berliner Kollegen. Meist dauert es einige Tage (bis zu zwei Wochen), bevor die Beschwerden nachlassen. Dafür hält die Wirkung aber auch eine ganze Weile an. I.d.R. sind erneute Injektionen erst nach etwa einem Dreivierteljahr nötig, gelegentlich kann es sogar mehr als ein Jahr sein. Steht die Indikation, erfolgt die Injektion unter zystoskopischer Kontrolle in bis zu 30 Areale der Blasenwand; ausgenommen sind die Ureterostien, um einen vesikoureteralen Reflux zu vermeiden. Der Eingriff lässt sich ambulant durchführen, eine stationäre Aufnahme empfiehlt sich bei Risikopatienten, z.B. unter Gerinnungshemmertherapie. Die Maßnahme kann in örtlicher Betäubung durchgeführt werden, aber auch Spinal- oder Vollanästhesien sind möglich. Etwa zwei Wochen nach der Intervention findet dann eine abschließende Kontrolluntersuchung statt. Sie dient vor allem dazu, einen Harnwegsinfekt auszuschließen und sonographisch die Restharnmenge zu bestimmen.Quelle: Schulte-Baukloh H et al. Fortschr Neurol Psychiatr 2019; 87: 23-30
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