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Überaktive Blase mit Botulinumtoxin behandeln
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Die überaktive Blase reduziert die Lebensqualität, den Gesundheitsstatus insgesamt und die Schlafqualität. Außerdem entwickeln viele Betroffene im Zuge des Leidens Angststörungen und Depressionen. Es handelt sich aber um eine Ausschlussdiagnose, und bevor man sie stellen kann, müssen eine Reihe anderer Dinge abgeklärt werden, schreiben Dr. Brigitte K. Ziegelmüller und Kollegen von der Urologischen Klinik und Poliklinik am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Nikotin, scharfe Gewürze und Koffein meiden
Die Vorgeschichte liefert Informationen über Grunderkrankungen, z.B. neurologischer Natur, Voroperationen und Geburten. In der körperlichen Untersuchung finden sich bei Frauen bspw. Hinweise auf einen Prolaps oder eine vaginale Atrophie, bei Männern auf eine Prostatahyperplasie.
Den Urin checkt man auf Infekte und Blut, bei Auffälligkeiten sollte eine Zystoskopie folgen. Miktionsanamnese und Blasentagebuch helfen in der Darstellung der Symptome. Besteht der Verdacht auf eine neurologische Komponente oder schlägt eine nicht-invasive Therapie fehl, raten die Autoren zur urodynamischen Untersuchung.
Zwanzig Pikser in die Blasenwand
Anticholinergika wirken frühestens nach einem Monat
Nächste Stufe der Therapie: Medikamente. Mit Anticholinergika lassen sich Ansprechraten von 60 % und Heilungsraten von 49 % erzielen. Allerdings brechen 70–90 % der Patienten die Therapie ab, vor allem wegen der Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Obstipation, Tachykardie oder Akkomodationsstörungen. Ein Engwinkelglaukom stellt eine klare, die Tachyarrhythmie eine relative Kontraindikation dar. Die Wirkung der Substanzen setzt frühestens nach vier bis sechs Wochen ein. Das gilt auch für die gut verträglichen Beta-3-Adrenozeptor-Agonisten (z.B. Mirabegron). Kontraindikation ist der unkontrollierte Hypertonus. Die Kombination von 50 mg Mirabegron mit 5 mg Solifenacin zeigt gute Erfolge bei ausgeprägten Symptomen oder unzureichender Wirkung einer Monotherapie. Frauen nach der Menopause profitieren von zusätzlichem lokalen Estriol.Kontraindikationen für die Botulinumtoxin-Therapie
- akuter Harnwegsinfekt
- Anwendung von Botulinumtoxin in den letzten drei Monaten, auch für andere Indikationen (Gefahr der Resistenzentwicklung oder Kumulation)
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Gift oder Bestandteilen der Injektionslösung
- Schwangerschaft/Stillzeit
- Patient nicht bereit oder in der Lage, sich selbst zu katheterisieren
- relativ: Gerinnungsstörung, orale Antikoagulation, neuromuskuläre Erkrankungen (z.B. Myasthenia gravis)
Manche müssen sich nach der Spritze selbst katheterisieren
Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen gehören Harnwegsinfekte (15,5 %) und Dysurie (12,2 %). Etwas mehr als 5 % der Behandelten weisen eine relevante Restharnbildung auf, die gegebenenfalls eine intermittierende Selbstkatheterisierung notwendig macht. Männer, Personen mit unerkannten neurologischen Erkrankungen sowie Frauen nach Hysterektomie, mit vaginalem Deszensus oder schwachem Harnstrahl trifft diese Komplikation gehäuft. Bleibt allerdings nach der ersten Injektion kein Restharn zurück, ist es unwahrscheinlich, dass das bei erneuter Anwendung noch passiert. Die Patienten müssen aber um dieses Problem wissen und bereit sein, sich eventuell selbst zu katheterisieren. Gerinnungshemmer sollten unter der Therapie wenn möglich abgesetzt werden. Laufen sie weiter, raten die Autoren zur stationären Überwachung und Dauerspülung nach der Injektion. Generell lautet die Empfehlung, vor der Entlassung eine Restharnkontrolle durchzuführen und die Makrohämaturie auszuschließen. Restharn und Urin kontrolliert man am besten nach zwei Wochen noch einmal. Geriatrische Patienten scheinen etwas schlechter auf das Botulinumtoxin anzusprechen und eher unter Restharn zu leiden. Für die erste Anwendung kann man daher eine niedrigere Dosierung erwägen.Quelle: Ziegelmüller BK et al. Urologe 2020; 59: 963-972; DOI: 10.1007/s00120-020-01274-x
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