Entspann dich mal – Jeder dritte Senior verkrampft einmal pro Woche

Elisa Sophia Breuer

33-50 % der Senioren leiden einmal wöchentlich unter Muskelkrämpfen. 33-50 % der Senioren leiden einmal wöchentlich unter Muskelkrämpfen. © fotolia/britta60

Je älter, umso verkrampfter: Für Muskeln trifft das tatsächlich zu. Schauen, dass nichts Ernstes dahintersteckt und dann vor allem dehnen – so lassen sich die Prinzipien bei einfachen Krämpfen zusammenfassen.

Gewöhnliche Muskelkrämpfe machen ein Drittel aller Crampi aus und treten ohne ersichtlichen Grund auf. Sie ereignen sich meist nachts oder in Ruhephasen, insbesondere an Bein oder Fuß. 90 % der jungen Erwachsenen klagen gelegentlich darüber, mit dem Alter steigt dann die Häufigkeit. So leiden 33–50 % der Senioren mindes­tens einmal pro Woche unter ihnen.

Die kürzlich von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) aktualisierte S1-Leitlinie bestätigt weitestgehend die bisherige Vorgehensweise. Familien-, Medikamentenanamnese und neurologischer Status werden erhoben sowie Provokationssituationen erfragt. Laboruntersuchungen umfassen die Elektrolyte inklusive Kalzium und Magnesium sowie Leberwerte, Blutzucker, Schilddrüsenhormone und Kreatinkinase.

Zudem sollten Sie symptomatische Muskelkrämpfe (s. rechter Kasten) und schmerzhafte Muskelkontraktionen anderer Genese (Hypothyreose, Störungen der Motorik oder der spinalen Inhibition) ausschließen. Weitere Blut-, elektrophysiologische und Funktionsuntersuchungen können im Zweifel Aufschluss über die Ursache geben.

Krampf ist nicht gleich Krampf

Gewöhnliche Muskelkrämpfe unterscheiden sich von symptomatischen. Letztere entstehen z.B. aufgrund von:
  • körperlicher Anstrengung und starkem Schwitzen (Salzverlust)
  • Hypovolämie
  • Schilddrüsenerkrankung
  • Leberzirrhose
  • Alkohol
  • Medikamenten

Chinin als zweite Wahl und unter strengen Kontrollen

Steht die Diagnose „gewöhnliche Crampi“, helfen Dehnübungen in der Akutsituation und präventiv (s. linker Kasten). Die Wirksamkeit von Magnesium ist zwar nicht ausreichend belegt, dennoch kann man eine Gabe erwägen – auch bei Schwangeren. Denn grundsätzlich zeigt der Mineralstoff ein gutes Nebenwirkungsprofil. Um zu testen, ob der Patient auf die Substitution anspricht, rät die DGN zu einem Auslassversuch z.B. nach drei Monaten. 

Vorbeugen zur Prävention

Entwickelt sich ein Crampus, sollten Betroffene die Stelle dehnen bzw. die Muskelantagonisten anspannen. Wer nachts regelmäßig von den Schmerzen aufwacht, dem helfen vorbeugend mehrmals täglich ausgeführte passive Dehnübungen. Patienten stellen sich hierfür hin, beugen den Körper nach vorn, während sie mit den Füßen kompletten Bodenkontakt halten. Senioren hilft es, bei der Übung die Arme an einer etwa einen Meter entfernten Wand abzustützen.

Anders sieht die Lage bei Chinin als Behandlungsoption aus. Das Arzneimittel erzielt zwar gute Effekte. Dennoch empfehlen die Experten es nur als zweite Option bei schweren Krämpfen einzusetzen. Der Grund: In seltenen Fällen treten schwerwiegende Nebenwirkungen auf wie eine Thrombozytopenie – bevorzugt zu Anfang der Behandlung. Außerdem gefährden Arzneiinteraktionen unter Umständen die kardiale Reizleitung und die Blutgerinnung. Deshalb müssen die Patienten unter strenger Beobachtung stehen. Erste Warnsignale können spontane Blutungen z.B. von Haut oder Nase sein, darauf sollten Sie Ihre Schützlinge aufmerksam machen. Schwangere oder stillende Mütter dürfen keinesfalls Chinin erhalten. Für alle anderen Personen mit schweren Crampi gilt: 200–400 mg vor dem Zubettgehen einnehmen. Schlägt die Behandlung innerhalb von vier Wochen nicht an, raten die Autoren, sie zu beenden. Lindert sie jedoch die Muskelkrämpfe, sollten Sie die Gabe alle drei Monate neu bewerten. Für andere Therapien besteht aktuell keine ausreichende Datenlage.

Quelle: Leitlinie
Quelle: S2-Leitlinie „Crampi/Muskelkrampf“, www.awmf.org, AWMF-Registernr: 030/037

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33-50 % der Senioren leiden einmal wöchentlich unter Muskelkrämpfen. 33-50 % der Senioren leiden einmal wöchentlich unter Muskelkrämpfen. © fotolia/britta60