Erhöhte Mortalität durch langfristige Chinin-Einnahme bei Muskelkrämpfen
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Bereits 2006 warnte die US Food and Drug Administration vor der Einnahme von Chinin bei idiopathischen Muskelkrämpfen und argumentierte mit 665 schweren Zwischenfällen, 93 führten sogar zum Tod. Dies nahmen Professor Dr. Laurence Fardet von der Université Paris Est, Créteil und Kollegen zum Anlass, dem Chinabaumextrakt auf den Zahn zu fühlen.
45 000 Menschen nahmen das Präparat mindestens ein Jahr
Dafür nutzten die Kollegen eine britische Datenbank mit Informationen über die Primärversorgung von zwölf Millionen Bürgern zwischen 1990 und 2015. Sie identifizierten darin Personen, die aufgrund von Muskelkrämpfen oder Restless Legs über mindestens ein Jahr Chinin in einer mittleren Dosierung von mindestens 100 mg/Tag erhalten hatten. Als Kontrollen wurden jedem langfristig Exponierten je drei Nicht-Exponierte gleichen Alters und Geschlechts zugeordnet.
Knapp 45 000 Personen nahmen langfristig Chinin in einer mittleren Dosierung von 203 mg/d ein. 11 598 von ihnen starben innerhalb des Untersuchungszeitraums. Auf 100 Personenjahre kamen somit 4,2 Todesfälle. Von den knapp 130 500 Kontrollpatienten starben 26 753, also 3,2 pro 100 Personenjahre. Das Mortalitätsrisiko unter Chinin war um 24 % erhöht.
Bei Personen unter 50 Jahren lag das Sterblichkeitsrisiko sogar um den Faktor 3 höher. Zudem fanden die Experten eine Dosisabhängigkeit des Effekts: Bei einer Chinin-Dosierung zwischen 200 und 299 mg/d betrug die Risikoerhöhung 25 %, zwischen 300 und 399 mg/d lag sie bei 83 %, und ab 400 mg/d bei 124 %, jeweils im Vergleich zu weniger als 200 mg Chinin pro Tag.
Ein Liter Bitter Lemon enthält bis zu 100 mg Chinin
Wie die Autoren anmerken, entspricht eine Dosis von 100 mg/d Chinin dem täglichen Konsum von etwa einem Liter Bitter Lemon oder Tonic Water, in dem Chinin ebenfalls enthalten ist. In ihrer Studie hatten sie allerdings keine Informationen zum Konsum solcher Getränke, der die Ergebnisse beeinflusst haben könnte. Zudem schließen die Kollegen nicht aus, dass weitere unbekannte, nicht erfasste Faktoren die Sterblichkeit der Patienten erhöht haben. So könne ein konkurrierendes Sterblichkeitsrisiko die geringere Gefährdung der Älteren erklären. Außerdem fehlten Daten zu den Todesursachen.
Quelle: Fardet L et al. JAMA 2017; 317: 1907-1909
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