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Epigenetische Veränderung durch Stress?

Missbrauch in der Kindheit erhöht bei Frauen offenbar das Risiko für die Entwicklung einer Multiplen Sklerose im späteren Leben. Diesen Schluss legen die Ergebnisse einer bevölkerungsbasierten Studie aus Norwegen nahe: Von den Teilnehmerinnen waren fast 15.000 in der Kindheit missbraucht worden, zum Vergleich dienten 64.000 Frauen ohne diese Gewalterfahrung.
Sexueller Missbrauch erhöhte Risiko um 65 %
300 Probandinnen erkrankten während der maximal zwanzigjährigen Beobachtungszeit an Multipler Sklerose. Ein Viertel von ihnen war vor dem Erwachsenenalter entsprechenden Übergriffen ausgesetzt gewesen im Vergleich zu 19 % der Frauen ohne die neurologische Erkrankung. Sexueller Missbrauch erhöhte das Risiko für eine spätere Multiple Sklerose um 65 %, ein emotionaler Missbrauch führte zu einer Steigerung um 40 %.
Für physische Gewalterfahrungen ließ sich ein Anstieg des MS-Risikos um 31 % ermitteln. Frauen, die mehrere Formen der Misshandlung erlebt hatten, waren besonders gefährdet, eine Multiple Sklerose zu entwickeln. Bei der Kombination von zwei Missbrauchsarten stieg das relative Risiko um 66 %, bei dreien um 93 %, schreiben Dr. Karine Eid vom Haukeland University Hospital in Bergen und Kollegen.
Der genaue Zusammenhang zwischen Missbrauch und MS ist noch unklar. Man weiß jedoch, dass psychischer Stress epigenetische Veränderungen auslösen kann, die das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Multiple Sklerose erhöhen.
Quelle: Eid K et al. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2022; DOI: 10.1136/jnnp-2021-328700
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