Chronische Pankreatitis: Missbrauch von Alkohol und Nikotin sorgt für mehr Fälle bei Jüngeren

Dr. Andrea Wülker

Funktionsverlust, lokale Komplikationen sowie chronische Schmerzen machen die chronische Pankreatitis zu einer therapeutischen Herausforderung. Funktionsverlust, lokale Komplikationen sowie chronische Schmerzen machen die chronische Pankreatitis zu einer therapeutischen Herausforderung. © iStock/Image Source

Chronische Pankreatitiden treten immer häufiger bei jüngeren, männlichen Patienten auf. Umso wichtiger ist es, auf die klassischen Symptome wie gürtelförmige Schmerzen im Oberbauch zu achten. Die Entzündung des Organs kann zahlreiche Komplikationen nach sich ziehen.

Bei der chronischen Pankreatitis setzen rezidivierende sterile Entzündungsschübe dem Organ zu und lösen fibrotische Umbauvorgänge aus. Im Endstadium der Erkrankung besteht die Bauchspeicheldrüse fast nur noch aus Fibrosen und Verkalkungen und kann ihre endokrinen und exokrinen Aufgaben nicht mehr erfüllen. Dieser Funktionsverlust, lokale Komplikationen sowie chronische Schmerzen machen die Erkrankung zu einer therapeutischen Herausforderung, schreiben Dr. Christoph­ Ammer-­Herrmenau­ und Kollegen von der Klinik für Gastroenterologie, gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie der Universitätsmedizin Göttingen.

Eine seltene Form der chronischen Pankreatitis

Die Autoimmunpankreatitis (AIP) betrifft überwiegend Patienten, bei denen ein Alkoholmissbrauch ausgeschlossen werden kann. Man unterscheidet:
  • Typ 1: häufig bei älteren Männern mit schmerzlosem Ikterus und erhöhtem IgG4-Serumspiegel. Kann Teil einer IgG4- vermittelten Systemerkrankung (Multiorganbeteiligung) sein.
  • Typ 2: liegt eher bei jüngeren Patienten mit episodischen Bauchschmerzen vor, tritt gehäuft in Verbindung mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen auf. Keine IgG4-Erhöhung.
Bei AIP muss differenzialdiagnostisch an ein Pankreaskarzinom gedacht werden, daher empfiehlt sich eine Histologie. Symptomatische AIPPatienten sollten mindestens zwölf Wochen lang mit Kortikosteroiden behandelt werden.

In manchen Fällen liegt eine hereditäre Ursache vor

Die chronische Pankreatitis zeigt einen Häufigkeitsgipfel bei 35- bis 45-Jährigen und tritt vermehrt bei Männern auf. Die betroffenen Patienten haben eine deutlich eingeschränkte Lebensqualität und -erwartung. Wichtige Auslöser sind:
  • chronischer Alkohol- (60–80 %) und Nikotinabusus
  • genetische Veränderungen
  • primärer Hyperparathyreoidismus
  • Autoimmunerkrankungen
Bei einem kleinen Teil der Patienten liegen hereditäre Pankreatitiden vor, die durch unterschiedliche Mutationen bedingt sind und sich oft schon im Kindes- oder jungen Erwachsenenalter manifestieren. Bei den Patienten besteht ein hohes Risiko für die Entwicklung eines Pankreaskarzinoms. Daher empfehlen sich für Betroffene ab dem 40. Lebensjahr bzw. 20 Jahre nach Beginn der Erkrankung jährliche Kontrollen in entsprechenden Zentren. Die Diagnose basiert auf dem klinischen Bild (rezidivierende Krankheitsschübe, gürtelförmige Schmerzen im Oberbauch), den Organveränderungen in der Bildgebung und der nicht-invasiven Tes­tung der endokrinen und exokrinen Pankreas­funktion. Bei klinischem Verdacht auf eine chronische Pankreatitis sollte zunächst eine trans­abdominelle Sonographie durchgeführt werden. Bei den Schnittbildverfahren ist die MRT der CT leicht überlegen. Die beste dia­gnostische Genauigkeit bietet jedoch der endoskopische Ultraschall mit einer Sensitivität von > 80 % und einer Spezifität von > 90 %. Die endoskopisch-retrograde Cholangio­pankreatikographie wird lediglich für therapeutische Maßnahmen empfohlen. Eine Gentest ist sinnvoll, wenn schon vor dem 30. Lebensjahr erstmals eine Pankreatitis auftritt oder eine positive Familienanamnese vorliegt. Bei jungen Patienten mit einer Bauchspeicheldrüsenentzündung unklarer Ursache sollte man immer auch an eine biliäre Genese, bestimmte Medikamente (Antiepileptika, Antibiotika etc.) oder an eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung denken. Die konservative Therapie besteht aus der Gabe von Pankreatin (Einstiegsdosis 40 000–50 000 Einheiten pro Hauptmahlzeit, die halbe Dosis bei Zwischenmahlzeiten). Falls Vit­amin- und Spurenelementdefizite vorliegen, sollten eine Substitutionstherapie und eine Ernährungsberatung veranlasst werden.

Viele Betroffene kommen um einen Eingriff nicht herum

Lokale Komplikationen der chronischen Pankreatitis, die interventionell oder chirurgisch behandelt werden müssen, treten häufig auf. Pseudozysten können Schmerzen verursachen oder auf Magen und Duodenum drücken und Magenentleerungsstörungen, Erbrechen und Appetitverlust verursachen. Die Autoren empfehlen, symptomatische Pseudozysten endoskopisch unter endosonographischer Steuerung transgastral oder transduo­denal zu drainieren. Bei Rezidiven kann ein operatives Drainageverfahren angewandt werden. Patienten mit chronischer Pankreatitis klagen häufig über Schmerzen, auch außerhalb akuter Schübe. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von neuropathisch vermittelten Schmerzen über entzündlich bedingte Schmerzen bis hin zu Schmerzen aufgrund eines Abflusshindernisses mit Druckerhöhung im Pankreasgangsystem. Steine und Strikturen lassen sich endoskopisch behandeln, was in zwei von drei Fällen zur Linderung führt. Operative Verfahren (Drainage, Resektion) bringen langfristig die besseren Ergebnisse.

Quelle: Ammer-Herrmenau C, Ellenrieder V, Neesse A. „Chronische Pankreatitis und Autoimmunpankreatitis – Ein Update“, Dtsch Med Wochenschr 2021; 146: 237-245; DOI: 10.1055/a-1221-7236 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York

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Funktionsverlust, lokale Komplikationen sowie chronische Schmerzen machen die chronische Pankreatitis zu einer therapeutischen Herausforderung. Funktionsverlust, lokale Komplikationen sowie chronische Schmerzen machen die chronische Pankreatitis zu einer therapeutischen Herausforderung. © iStock/Image Source