Krebs durch Alkoholkonsum Malignome vor allem in Speiseröhre, Leber und Brust
Betroffen sind insbesondere die oberen Atem- und Verdauungswege - Mundhöhle, Pharynx, Larynx und Ösophagus - sowie Kolon, Rektum, Leber und die weibliche Brust. Insgesamt traten Malignome dieser Organe 2020 weltweit bei etwa 6,3 Millionen Menschen auf, ungefähr 3,3 Millionen starben daran.
In der vorliegenden Untersuchung der IARC*, Lyon, unter Federführung von Harriet Rumgay wurden aus dem Global Information System on Alcohol and Health die Werte für den Alkoholkonsum von 2010 und aus dem GLOBOCAN-Survey die Krebsinzidenzen für 2020 verwendet. Dieses Vorgehen basierte auf der Annahme einer Latenzzeit von etwa zehn Jahren zwischen Konsum von Alkohol und Diagnose einer Krebserkrankung.
Europa ist unter den Spitzenreitern
Die Schätzung ergab, dass etwa 4,1 % aller 2020 diagnostizierten Krebserkrankungen durch Alkohol verursacht waren – und damit ca. 741.300 Fälle. Männer waren dabei zu etwas mehr als drei Viertel betroffen. Am häufigsten handelte es sich um Tumoren von Ösophagus mit 189.700 Fällen, Leber mit 154.700 Fällen und Mamma mit 98.300 Fällen.
Nach regionaler Aufschlüsselung fanden sich die wenigsten Ereignisse in Nordafrika (0,3 % aller Krebserkrankungen) und im westlichen Asien (0,7 %) – mutmaßlich aufgrund des Alkoholverbots des Islams. Spritzenreiter waren hingegen Zentral- und Osteuropa mit 5,6 % und östliches Asien mit 5,7 %.
Starker Alkoholkonsum, definiert als über 60 g/d, verantwortete erwartungsgemäß den größten Anteil der Krebserkrankungen (46,7 %). Ein riskanter Konsum von 20–60 g/d sorgte für 39,4 % und ein moderater Konsum von weniger als 20 g/d für 13,9 % der Tumoren. Etwa die Hälfte der letzteren Fälle geht immerhin noch auf das Konto eines Genusses von maximal 10 g Alkohol pro Tag.
Bis 2030 wird ein weiterer Anstieg des Alkoholkonsums vorhergesagt, schreiben die Autoren. Vor diesem Hintergrund mahnt die Nachricht, dass weltweit fast eine Dreiviertelmillion Krebserkrankungen dadurch verursacht ist, zu verstärkten Gegenmaßnahmen. Die Forscher nennen hierfür als effektivste Optionen die WHO-Empfehlungen,
- die Verfügbarkeit von Alkohol zu reduzieren,
- über fiskalische Interventionen den Preis zu erhöhen sowie
- die Werbung zu verbieten.
* International Age Rating Coalition
Quelle: Rumgay H et al. Lancet Oncol 2021; 22: 1071-1080; DOI: 10.1016/S1470-2045(21)00279-5