Erster dualer GIP/GLP1-Agonist zugelassen

Diabetes Kongress 2023 Maria Weiß

Tirzepatid zeigte gute Wirksamkeit bei der Unterstützung des Abnehmens bei Typ-2-Diabetes-Patient:innen. Tirzepatid zeigte gute Wirksamkeit bei der Unterstützung des Abnehmens bei Typ-2-Diabetes-Patient:innen. © fascinadora – stock.adobe.com

Eine deutliche Gewichtsabnahme bringt bei vielen Typ-2-Diabetikern den Stoffwechsel wieder ins Lot. Mit dem jetzt bei Typ-2-Diabetes zugelassenen dualen GIP/GLP1-Agonisten Tirzepatid hat man dazu jetzt ein sehr effektives Medikament an der Hand, das noch seine Position in den Leitlinien finden muss.

Eine Gewichtsabnahme von mehr als 15 % des Körpergewichts führt bei 86 % der Patienten mit Typ-2-Diabetes fast zu einer Remission, sagte Dr. Dominik Dahl, niedergelassener Diabetologe aus Hamburg. Mit den bisher zu Verfügung stehenden Medikamenten ließ sich solche eine Gewichtsabnahme aber nur sehr selten erreichen.

Große Hoffnung wird daher in Tirzepatid gesetzt, das ähnlich wie Semaglutid nur einmal in der Woche gespritzt werden muss. Die Substanz wurde in einem umfangreichen Studienprogramm (SURPASS) als Monotherapie gegen Placebo und in verschiedenen Kombinationen mit oralen Antidiabetika im Vergleich zu Semaglutid oder Insulin glargin oder als Add-on zu Insulin getestet. In den Studien kamen Dosen von 5, 10 und 15 mg zum Einsatz. Dabei ist es wichtig, die Dosis langsam in 2,5-mg-Schritten zu steigern, da sich dadurch die Verträglichkeit erhöht, betonte Dr. Dahl.

In der SURPASS-1-Studie wurden Patienten mit Typ-2-Diabetes behandelt, die bisher noch keine Therapie erhalten hatten. Im Vergleich zu Placebo kam es unter Tirzepatid zu einem deutlichen Rückgang des HbA1c von einem Ausgangswert von 8,0 auf Werte um die 6 %. Über 80 % der Patienten erreichten Werte ≤ 6,5 %, und ein nicht unwesentlicher Teil auch Werte < 5,7 %. Parallel dazu purzelten die Pfunde, die Patienten nahmen je nach Dosis innerhalb von 40 Wochen etwa 6–10 kg ab. Häufigste Nebenwirkung war wie bei den anderen GLP1-Agonisten die Übelkeit, die aber meist nur am Anfang auftrat.

Im Vergleich zu Semaglutid (SURPASS 2) nahm der HbA1c-Wert unter Tirzepatid etwas stärker ab und auch das Gewicht sank stärker (6,7 % unter Semaglutid vs. 13,1 % unter 15 mg Tirzepatid). Im Vergleich zu Insulin degludec oder Insulin glargin (SURPASS 3 und 4) wurde das HbA1c unter dem dualen Agonisten stärker reduziert. Die Patienten verloren ebenfalls deutlich an Gewicht, während dies unter Insulin erwartungsgemäß etwas zunahm. 

Insgesamt zeigte sich in allen Studien eine deutlich verbesserte Blutzuckerkontrolle bei gleichzeitiger überlegener Gewichtsabnahme. Auch eine Reduktion des Leberfettgehalts konnte in Substudien gezeigt werden – genauso wie eine Verringerung der Albuminurie und eine Verlangsamung der eGFR-Abnahme.

Wer soll nun aber in den Genuss dieser neuen Therapie kommen und an welcher Stelle könnte sie in Zukunft in die Leitlinien aufgenommen werden? Dazu nahm Prof. Dr. Sebastian Meyhöfer vom Institut für Endokrinologie & Diabetes an der Universität zu Lübeck Stellung. Nach der jetzigen Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) soll sich eine medikamentöse Therapie des Typ-2-Diabetes nach Ausschöpfung der Lebensstilinterventionen an „individuellen Therapiezielen“ ausrichten. Wie diese Ziele aussehen, wird sicher in Zukunft noch zu diskutieren sein, sagte der Diabetologe. Weiterhin sollen die Therapien auf Basis eines persönlichen Risikoprofils über die Reduktion des HbA1c Folgeerkrankungen des Diabetes und möglichst kardiovaskuläre und renale Endpunkte verhindern.

Für Tirzepatid ist sehr gut belegt, dass sich die glykämische Kontrolle sehr gut verbessern lässt und das Gewicht deutlich reduziert werden kann. Daher könnten damit die in der NVL angegebenen Therapieziele „Kontrolle des Glukosestoffwechsels“ und „Reduktion des Körpergewichts“ adressiert werden. In den aktuellen Empfehlungen von ADA und EASD wurde Tirzepatid neben Semaglutid bereits namentlich als Medikament mit höchster Wirksamkeit zur Gewichtsreduktion genannt. In der Gruppe der wirksamsten Optionen zur Verbesserung des Glukosestoffwechsels hat es laut ADA und EASD ebenfalls seinen Platz gefunden. Kardiovaskuläre Sicherheits- und Endpunktstudien mit Tirzepatid stehen aber noch aus.

Quelle: Kongressbericht Diabetes Kongress 2023

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Tirzepatid zeigte gute Wirksamkeit bei der Unterstützung des Abnehmens bei Typ-2-Diabetes-Patient:innen. Tirzepatid zeigte gute Wirksamkeit bei der Unterstützung des Abnehmens bei Typ-2-Diabetes-Patient:innen. © fascinadora – stock.adobe.com