Exazerbationsanamnese als valider Prädiktor

Manuela Arand

Die Eosinophilenzahlen eignen sich laut einer Studie nicht zur Vorhersage drohender Exazerbationen bei COPD-Patienten. Die Eosinophilenzahlen eignen sich laut einer Studie nicht zur Vorhersage drohender Exazerbationen bei COPD-Patienten. © onephoto – stock.adobe.com

Eosinophilenzahlen sind für das Management der COPD womöglich weniger hilfreich als erhofft. Nur bei bei der Entscheidung für ein inhalatives Kortikosteroid und Anti-IL-5 spielen sie eine wesentliche Rolle.

Die Suche nach Biomarkern für die COPD fördert von Procalcitonin bis Periostin einen Kandidaten nach dem anderen zutage. Bislang allerdings hat die Eosinophilenzahl die größte Bedeutung unter den Laborparametern. Bei COPD-Patienten mit häufigen Exazerbationen hilft sie unzweifelhaft bei der Entscheidung, welcher Patient zusätzlich zur dualen Bronchodilatation ein inhalatives Steroid (ICS) erhalten sollte. Was sie sonst noch leisten können, war Gegenstand mehrerer aktueller Reviews und Metaanalysen.

Die Auswertung von 91 nicht-interventionellen Studien zeigt eine große Variabilität der Eosinophilenzahlen bei Patienten mit Asthma oder COPD, aber auch bei Gesunden, berichtete Dr. Miriam Barrecheguren, Universitätsklinikum Vall d’Hebron Barcelona. Die höchsten Werte fanden sich – wie zu erwarten – bei Patienten mit schwerem Asthma. Aber die starken Überschneidungen zwischen den Gruppen machen eine saubere Diskriminierung unmöglich, zumal Alter, Raucherstatus und -anamnese sowie Begleiterkrankungen die Werte in hohem Maße beeinflussen. „Diese Einflüsse muss man unbedingt berücksichtigen, wenn man die Eosinophilenzahl für Therapieentscheidungen heranziehen will“, betonte Dr. Barrecheguren. 

Professor Dr. Guy Brusselle, Universität Ghent, wies zudem darauf hin, dass es Patienten mit diskordanten Eosinophilenzahlen in Blut und Sputum gibt. „Wenn wir nur ein Kompartiment messen, verpassen wir womöglich Patienten mit erhöhter Zellzahl.“ 

Einen Biomarker zu haben, der anzeigt, welchen Patienten Exazerbationen drohen, wäre wünschenswert. Denn jede schwere Exazerbation beeinträchtigt die Prognose des Patienten hinsichtlich Krankheitsverlauf und Lebenserwartung, erinnerte die spanische Kollegin. Zur Vorhersage lässt sich die Eosinophilenzahl aber leider nicht nutzen, wie die gepoolten Daten von rund 22.000 Patienten aus elf Studien zeigen. Die mediane Zellzahl betrug 170/µl, wobei knapp die Hälfte der Teilnehmer < 150/µl und nur jeder Fünfte > 300/µl aufwies. 

Schwellenwerte für die Biologikatherapie

Die Korrelation mit Exazerbationen im Verlauf von zwei Beobachtungsjahren war aber sehr schwach. Die  Autoren raten deshalb, sich besser weiter auf die Exazerbationsanamnese zu stützen, die sich schon in früheren Studien als valider Prädiktor erwiesen hat. 

Bei der Entscheidung, welcher Patient mit schwerer COPD und häufigen Exazerbationen trotz maximaler inhalativer Therapie von einem Biologikum profitieren könnte, dürften sich Eosinophile als hilfreich erweisen. Die beiden Studien METREX und METREO hatten bei diesen Patienten eine Reduktion des Risikos moderater und schwerer Exazerbationen unter dem Anti-IL-5 Mepolizumab gezeigt. Sie lag einer bereits vorab geplanten Metaanalyse zufolge bei knapp 20 %. Patienten mit hohen Eosinophilenzahlen (> 150/µl bei Studienbeginn oder > 300/µl im Jahr zuvor) profitierten dabei in besonderem Maße. Wahrscheinlich stellen diese Werte die Schwelle dar, ab der sich ein Therapieversuch mit dem Biologikum lohnt.

Kongressbericht: ERS International Congress 2021 (Online-Veranstaltung)

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Die Eosinophilenzahlen eignen sich laut einer Studie nicht zur Vorhersage drohender Exazerbationen bei COPD-Patienten. Die Eosinophilenzahlen eignen sich laut einer Studie nicht zur Vorhersage drohender Exazerbationen bei COPD-Patienten. © onephoto – stock.adobe.com