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Fälle von Tularämie in der Region Stuttgart

Das klinische Bild der Tularämie ist recht variabel. Das verdeutlicht der Fall einer 33-Jährigen, die sich mit hohem Fieber, Schüttelfrost und epigastrischen Schmerzen vorstellte. Unter den Diagnosen „Infekt unklarer Genese“, „Bronchitis mit Begleitpleuritis“ und „Gastritis unter Einnahme nicht-steroidaler Antirheumatika“ war die Frau bereits ambulant, kurzeitig auch stationär behandelt worden. Doch hatten Ibuprofen, Cefuroxim, Amoxicillin/Clavulansäure und Clarithromycin nicht angeschlagen, und so wurde die Frau ins Krankenhaus Bietigheim-Vaihingen überwiesen.
Leberabszesse gelten als absolute Rarität
Neben 40 °C Fieber bestand basal leichtes Pleurareiben sowie epigastrisch und subkostal starker Druckschmerz mit Abwehrspannung. Im Labor zeigten sich leichte bis mäßige Anstiege bei Leukozyten, γ-GT, CRP und alkalischer Phosphatase. Blut- und Stuhlkulturen waren unauffällig. Sonographisch fielen zwei unscharfe, drei und fünf Zentimeter große Rundherde in der Leber auf. In Biopsaten des Duodenums fanden sich histologisch eine mäßiggradige Zottenatrophie und eine intraepitheliale T-Lymphozyten-Vermehrung.
Empirisch erhielt die Patientin aufgrund der unklaren Leberabszesse Ceftriaxon und Metronidazol, auch das ohne Erfolg. Erst die Serologie mit Nachweis von Francisella-tularensis-IgG und -IgM führte zur Diagnose Tularämie mit Leberabszessen. Die eingeleitete Ciprofloxacin-Therapie – zunächst 14 Tage intravenös, dann vier Wochen oral – ließ Fieber und Abszesse verschwinden. Die Diagnose Zöliakie war ein Zufallsbefund. Die Patientin erhielt eine Diätberatung und glutenfreie Kost.
Eine Leberbeteiligung kommt bei der Tularämie durchaus vor, schreiben Dr. Thomas Bächle und Mitautor von der Klinik für Innere Medizin am Krankenhaus Bietigheim-Vaihingen. Die Entwicklung von Leberabszessen stellt aber eine Rarität dar und ist bisher lediglich ein einziges Mal beschrieben worden.
Patientin hatte sich wohl beim Bachfest infiziert
Im vorliegenden Fall hatte die Anamnese nicht an eine Tularämie denken lassen. So konnte sich die Patientin weder an einen schlecht heilenden Insektenstich noch an eine Verletzung mit nachfolgender Lymphadenitis erinnern. Infiziert hatte sich sie möglicherweise bei einem hochsommerlichen Bachfest an ihrem Wohnort nahe Ludwigsburg, bei dem die Teilnehmer über längere Zeit an Tischen im knöcheltiefen Wasser eines Flusses saßen, vermuten die Internisten.
Und sie mahnen besonders in dieser Region zur Wachsamkeit: Zwar verlief die Untersuchung der anderen Bachfest-Teilnehmer ohne Befunde. Doch ein weiterer Patient der Klinik musste ebenfalls wegen einer Tularämie behandelt werden. Der Jäger hatte sich beim Häuten eines Feldhasen geschnitten.
Quelle: Bächle T, Andree J. Internist 2020; 61: 518-521; DOI: 10.1007/s00108-020-00783-3
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