Femorale Parästhesien durch zu viel Gewicht

Dr. Angelika Bischoff

Eine Gewichtsreduktion bei Adipositas-Patienten kann dem Nerv Entlastung bringen. Eine Gewichtsreduktion bei Adipositas-Patienten kann dem Nerv Entlastung bringen. © iStock.com/GlobalStock

Wenn es dem N. cutaneus femoris lateralis in Höhe des lateralen Leistenbandes zu eng wird, leidet die Sensibilität am Oberschenkel. Eine häufige Ursache dieses Kompressionssyndroms ist die Adipositas.

Meralgia paraesthetica nennt sich die Quetschung des N. cutaneus femoris lateralis. Neben Fettleibigkeit können intraabdominelle Erkrankungen, diabetische Polyneuropathie, ein ungünstiger Verlauf des rein sensiblen Nerven oder sogar das Tragen enger Kleidung oder Unterwäsche nicht selten zur Meralgia führen. Auch orthopädische Eingriffe, z.B. Hüft­operationen, können den Nerven schädigen.

Betroffene geben ziehende bis brennende Schmerzen und Parästhesien im Innervationsgebiet an der Vorder- und Außenseite des Oberschenkels an. Bei Bewegungen, die einen Zug am Leistenband verursachen, verstärken sich die Schmerzen. Dazu zählen langes Stehen, Gehen oder Liegen mit gestrecktem Bein.

So kommt man zur Diagnose

Bei vielen Patienten mit Meralgia paraesthetica ist das Hoffmann-Tinel-Zeichen medial der Spina iliaca anterior superior positiv: Perkutiert man an den Nerven an dieser Stelle, lassen sich beim Patienten Parästhesien und ein elektrisierendes Gefühl auslösen. Durch Infiltration eines Lokalanästhetikums medial der Spina iliaca anterior superior kann man das Kompressionssyndrom bestätigen und die Differenzialdiagnose einer hohen lumbalen Diskushernie ausschließen. Wer es noch genauer wissen will, kann ein somatosensorisch evoziertes Potenzial ableiten oder die Nervenleitgeschwindigkeit des Nervus cutaneus femoris lateralis messen.

Die Symptome bilden sich bei einem Viertel der Betroffenen spontan zurück. Der Patient kann dies unterstützen, indem er enge Kleidung meidet, z.B. Unterhosen mit einer über das Leistenband laufenden Naht. Adipöse Patienten können dem Nerven durch Gewichtsreduktion Entlastung verschaffen.

Der Infiltrationspunkt muss genau passen

Damit ist das Potenzial der konservativen Therapie aber noch nicht erschöpft. Eine gute Wirkung lässt sich manchmal durch wiederholte Infiltrationen mit einem Lokal­anästhetikum und einem Kortikosteroid erzielen. Hier kommt es auf den richtigen Infiltrationspunkt an: Unterhalb der Fascia lata und mediokaudal der Spina iliaca anterior superior. Auch eine systemische antineuropathische Medikation mit Pregabalin oder Amitriptylin kommt in Betracht. Weiterhin wird über positive Effekte von Radiofrequenz-Neuromodulation und Kinesiotaping berichtet. Insgesamt kann die konservative Therapie aber nur jedem zweiten Patienten helfen. Gelingt dies nicht, ist eine Operation indiziert. Bevorzugt kommt heute die Dekompression und Neurolyse des Nerven zum Einsatz. Dabei werden die komprimierenden Strukturen beseitigt. Lässt sich keine eindeutige Kompressionsstelle bestimmen, bietet sich die Durchtrennung des Nerven und Resektion eines Segments an. 

Quelle: Schuh A et al. DNP Neurologe und Psychiater 2018; 19: 40-41

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Eine Gewichtsreduktion bei Adipositas-Patienten kann dem Nerv Entlastung bringen. Eine Gewichtsreduktion bei Adipositas-Patienten kann dem Nerv Entlastung bringen. © iStock.com/GlobalStock