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Adipositas: Kugelrund und kerngesund?

Laut der Nationalen Verzehrstudie II gelten 21 % der deutschen Erwachsenen als adipös. Die KIGGS-Studie beziffert 15 % der Kinder und Jugendlichen in Deutschland als übergewichtig. Über die Folgen muss man kaum sprechen: Adipositas steigert die Mortalität und ist mit Erkrankungen wie KHK und sogar Krebs assoziiert.
Definiert man die Gesundheit von stark Übergewichtigen nach den Kriterien des metabolischen Syndroms, gibt es etwa 12 % „metabolisch gesunde Adipöse“, erläuterte Dr. Christina Holzapfel vom Institut für Ernährungsmedizin der Technischen Universität München.
Sogar metabolisch Gesunde werden irgendwann krank
Dazu zählen mehr Frauen als Männer und die Rate nimmt mit dem Alter ab. Als gutartig könne die „gesunde“ Adipositas trotzdem nicht gelten. Das kardiovaskuläre Risiko ist auch bei diesen Personen erhöht. „Sogar metabolisch gesunde Adipöse werden irgendwann krank“, betonte Dr. Holzapfel. Ob eine Gewichtsreduktion bei ihnen die Insulinsensitivität verbessert, sei unklar. Für die Expertin steht der Vorteil einer Gewichtsreduktion jedoch außer Frage. Adipositas sei ein erheblicher Risikofaktor für Stoffwechselerkrankungen und gehe mit Schlafapnoe, Gelenkschmerzen und einer verringerten Lebensqualität einher. Zudem erhöhe Übergewicht das Krebsrisiko.
Die Deutsche Gesellschaft für Adipositas empfiehlt in ihrer Leitlinie aus dem Jahr 2014 die Gewichtsabnahme ab:
- einem BMI ≥ 30 kg/m²,
- einem BMI ≥ 25–29,9 kg/m², wenn gleichzeitig
- übergewichtsbedingte Gesundheitsstörungen (z.B. Typ-2-Diabetes, Hypertonie) vorliegen,
- abdominale Adipositas besteht,
- andere Krankheiten existieren, die durch Übergewicht verschlimmert werden,
- ein hoher psychosozialer Leidensdruck besteht.
Zurückhaltender argumentierte Professor Dr. Johannes Georg Wechsler, niedergelassener Gastroenterologe aus München. Er warnte, dass auch beim Abnehmen gesundheitliche Schäden entstehen können. In der zweiten Lebenshälfte gelte leichtes Übergewicht durchaus als eine Art Speicher, der die Mortalität eher senke.
Prof. Wechsler sieht in der ewigen Jagd nach schlanker Schönheit vor allem eine Panikmache vonseiten der Paramedizin, verbunden mit handfesten Geschäftsinteressen. Seiner Meinung nach sei es fraglich, ob ein über 60-Jähriger mit Adipositas noch massiv abnehmen sollte. Mit Blick auf Krebserkrankungen wie einem Kolonkarzinom sagte er: „Mit Reserve lebt der besser.“
Für Krebspatienten gelten andere Regeln
Überproportional reduziere sich bei Krebspatienten zudem die Muskelmasse – ein Effekt, auf den Ärzte bei Patienten mit fortgeschrittenem Alter wohl kaum abzielen wollen.
Prof. Wechsler betonte, dass auch ganz praktisch einiges gegen eine Adipositastherapie über 60 spreche. „Ich habe noch keinen Betroffenen gesehen, bei dem die Therapie der Adipositas in diesem Alter erfolgreich war.“
Quelle: 124. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin
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