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Fetale Alkoholspektrumstörung bei Kindern

Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2012 trinken etwa 20 % der Schwangeren gelegentlich das ein oder andere Gläschen Alkohol, 8 % verfallen dem riskanten Konsum. So genießen knapp 4 % einmal im Monat auch mal mehr als vier Getränke pro Gelegenheit. Etwa 0,1 % gaben an, dass dies sogar mindestens einmal pro Woche vorkommt, schreiben Dr. Miriam N. Landgraf und Professor Dr. Florian Heinen von der Pädiatrischen Neurologie im Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität in München.
Das Risiko einer Schädigung durch intrauterine Alkoholexposition steigt zwar mit der Höhe und Dauer des Konsums. Da es aber keine Grenze gibt, ab der der Konsum für das Ungeborene toxisch wirkt, wird Schwangeren empfohlen, komplett darauf zu verzichten. Mit einer geschätzten Prävalenz von 1 % führt übermäßiger Alkoholkonsum während der Gestation zu einer fetalen Alkoholspektrumstörung (FASD). Dieser Begriff umfasst:
- das fetale Alkoholsyndrom (FAS),
- das partielle fetale Alkoholsyndrom (pFAS),
- die alkoholbedingte entwicklungsneurologische Störung („alcohol-related neurodevelopmental disorder“, ARND) und
- die alkoholbedingten angeborenen Malformationen („alcohol-related birth defects“, ARBD).
Betroffene geraten schneller auf die schiefe Bahn
Kommen diese Kinder und Jugendlichen mit teilweise schweren kognitiven Beeinträchtigungen und fazialen Auffälligkeiten in die allgemeinärztliche oder pädiatrische Praxis, erhalten sie oft statt der tatsächlichen eine Fehldiagnose. Bleibt die Erkrankung unerkannt, besteht ein erhöhtes Risiko für Schulabbrüche, inadäquates sexuelles Verhalten, Alkohol- und Drogenkonsum, Gesetzeskonflikte und psychiatrische Erkrankungen. Nicht selten werden die Betroffenen auch Opfer körperlicher oder sexueller Misshandlung. Folgende Faktoren sollten Sie laut der Leitlinie bei einem Kind oder Jugendlichen an eine fetale Alkoholspektrumstörung denken lassen:
- unterdurchschnittliches oder stagnierendes Körperwachstum,
- phänotypische auffällige Nase-Mund-Region (verstrichenes Philtrum, schmale Oberlippe),
- Mikrozephalie oder
- komplexes Bild beeinträchtigter kognitiver Fähigkeiten bzw. Alltagsfunktionen.
Leitliniengerechte Diagnostik |
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Für die Diagnose eines pFAS müssen alle drei Kriterien zutreffen, für die der ARND Punkt 2 und 3. |
1. Mind. zwei faziale Auffälligkeiten
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2. Mind. drei ZNS-Auffälligkeiten
Leistung mindestens zwei Standardabweichungen unter der Norm bei:
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3. Bestätigte intrauterine Alkoholexposition durch Fremdanamnese mittels Umfeld. Bei pFAS reicht eine wahrscheinliche Exposition aus. |
Bei Verdacht an einen Spezialisten überweisen
Auch psychosoziale Auffälligkeiten, die keinem psychiatrischen Krankheitsbild eindeutig zuzuordnen sind, können für eine FASD sprechen. Liegt ein Verdacht vor, raten die Experten, Betroffene an einen erfahrenen Kollegen zu überweisen, da das Krankheitsbild eine komplexe entwicklungsneurologische und ärztlich-psychologische Diagnostik erfordert. Nach der Diagnose werden Familie und Bezugspersonen wie Erzieher oder Lehrer über die Erkrankung aufgeklärt und sie erhalten Konzepte zur Unterstützung. Zudem erfolgt eine adäquate Förderung des Erkrankten. Diese Maßnahmen verbessern die Langzeitprognose und verringern die bereits erwähnten Folgeprobleme.
Quelle: Landgraf MN, Heinen F. Monatsschr Kinderheilkd 2017; 165: 786-793
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