Fleischfresser wartet nur auf die Autoinjektion

Dr. Barbara Kreutzkamp

Besonders die Injektion entzündungshemmender Arzneimittel begünstigt einen Gasbrand. Nur eine frühzeitige Diagnose kann tödliche Verläufe des verhindern. Besonders die Injektion entzündungshemmender Arzneimittel begünstigt einen Gasbrand. Nur eine frühzeitige Diagnose kann tödliche Verläufe des verhindern. © fotolia/oldmn

Gasbrandinfektionen nach i.m. oder s.c. Injektion von Arzneimitteln lassen sich nicht gänzlich vermeiden. Die Arzneimittelkomission nimmt nun einen aktuellen Fall zum Anlass, noch einmal an die Risiken zu erinnern.

Für die 37-jährige Patientin war es ein Albtraum. Aufgrund einer allergisch bedingten Dyspnoe injizierte sie sich mit einem für solche Fälle vorgesehenen Notfallpen Adrenalin intramuskulär in den Oberschenkel. Nach erfolgreich abgewendeter Anaphylaxie währte das Aufatmen jedoch nur kurz: Noch am selben Tag traten an der Injektionsstelle starke brennende Schmerzen auf. Zudem war der Unterschenkel geschwollen und verhärtet. Die daraufhin aufgesuchte Notfallambulanz diagnostizierte den Gasbrand glücklicherweise auf Anhieb richtig.

Anaphylaxie vereitelt, wenig später trotzdem geschockt

Das Gewebe war bereits von der Glutealmuskulatur bis zum Knie geschädigt. Die Clostridieninfek­tion wurde mit Antibiotika und einem umfangreichen chirurgischen Debridement behandelt.

Der Fall veranlasste die Arzneimittelkomission der deutschen Ärztschaft (AkdÄ), an das zwar äußerst geringe, wenngleich immer noch vorhandene Risiko eines Gasbrandes nach Injektionen zu erinnern. Clostridiensporen sind ubiquitär verbreitet, widerstandsfähig gegen Hitze und Austrocknung und lassen sich vor allem durch alkoholische Desinfektionsmittel kaum beeindrucken. Am ehesten noch jodhaltige Antiseptika wie PVP-Jod scheinen die Keime in Schach zu halten. In der Haut vermehren sich die Bakterien unter anaeroben Bedingungen rasch und führen innerhalb von Stunden bis Tagen zu schweren Gewebedefekten und unbehandelt zum Tod.

Die AkdÄ-Experten fanden Fallberichte über Myonekrosen nach i.m./s.c. Injektionen von Adrenalin, Insulin, Analgetika/NSAR und Vitamin B-Komplex sowie nach i.v. Drogenapplikation. Die überwiegende Mehrzahl wurde durch vasokonstriktorisch oder entzündungshemmend wirkende Arzneimittel hervorgerufen.

Vasokonstriktion begünstigt Ausbreitung der Keime

Vermutlich tragen diese Wirkstoffe u.a. durch eine Verminderung der lokalen Durchblutung und des damit verbundenen relativen Sauerstoffmangels zur Ausbreitung der „fleischfressenden“ Clostridien bei. Ärzte sollten bei Verordnung eines Präparats zur Autoinjektion ihre Patienten daran erinnern, bei starken Schmerzen und Schwellungen an der Injektionsstelle sofort medizinische Hilfe zu suchen.

Quelle: Dicheva PHS et al. Arzneimittelverordnung in der Praxis 2017; 44: 204-209

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Besonders die Injektion entzündungshemmender Arzneimittel begünstigt einen Gasbrand. Nur eine frühzeitige Diagnose kann tödliche Verläufe des verhindern. Besonders die Injektion entzündungshemmender Arzneimittel begünstigt einen Gasbrand. Nur eine frühzeitige Diagnose kann tödliche Verläufe des verhindern. © fotolia/oldmn