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Zeckenstich mit Folgen: Fleischallergie frisst Bioklappe

Fleischallergie – das klingt erst mal nach einer Erfindung passionierter Veganer. Das Phänomen ist aber mittlerweile in mehreren Ländern beschrieben, auch in Deutschland. Auf welches Fleisch jemand allergisch reagiert, hängt natürlich davon ab, gegen welches Allergen er sensibilisiert ist. Vor allem Männer über 50 Jahre sind betroffen.
Die Diagnostik wird dadurch erschwert, dass sich Symptome wie Tachykardie, gastrointestinale Beschwerden, Urtikaria, Angioödem und Atemwegsobstruktion in aller Regel erst drei bis sechs Stunden nach der Fleischmahlzeit entwickeln. Auslösendes Allergen ist die α-Galaktose, eine Kohlenhydratseitenkette, mit der Muskelzellen ihre Proteine „verzieren“, erklärte Professor Dr. Richard Taube von der Ruhrlandklinik der Universitätsmedizin Essen.
Waldarbeiter sind besonders gefährdet
In den USA haben Forscher einen Typ von Fleischallergie identifiziert, der mit Stichen der Lone-Star-Zecke assoziiert ist. Die Zecke produziert Galaktose-α1,3-Galaktose (α-gal) und entlässt sie mit ihrem Speichel in die Stichwunde. Dieser Zucker findet sich auch in Lamm-, Rind- und Schweinefleisch, berichtete der Kollege.
Eine systematische Suche ergab, dass 6 von 70 Patienten (9 %) mit einer Anaphylaxie unklarer Ursache spezifisches IgE gegen Galaktose-α1,3-Galaktose gebildet hatten. Alle lebten in Regionen, in denen die Lone-Star-Zecke heimisch ist, und konnten sich an Zeckenstiche erinnern. Besonders gefährdet sind logischerweise Menschen, die sich viel in freier Natur aufhalten. Von Waldarbeitern mit mehr als 20 Zeckenstichen pro Jahr hatte jeder dritte sIgE gegen Galaktose- α1,3-Galaktose, wie eine spanische Studie ergab. „In Zecken-Endemiegebieten sollten Sie bei unerklärlichen anaphylaktischen Reaktionen auch an eine Fleischallergie denken“, riet Prof. Taube.
Übrigens darf man sich hierzulande nicht in Sicherheit wiegen, denn auch Ixodes ricinus kann gegen Fleisch allergisieren. So weit, so gut – trotzdem kommen Fleischallergien selten vor. Das Ganze hat aber schwerer wiegende medizinische Konsequenzen, betonte Prof. Taube. Der in der Onkologie eingesetzte Antikörper Cetuximab enthält ebenfalls Galaktose- α1,3-Galaktose, und es sind bereits allergische Reaktionen nach der Applikation beschrieben. Auch die Kardiologen müssen sich vorsehen: Die gängigen Rinder- und Schweineherzklappen enthalten Galaktose- α1,3-Galaktose. Erste Fälle von raschem Abbau der Bioklappe nach Sensibilisierung sind bereits vorgekommen.
Quelle: 15. Pneumologie-Update-Seminar
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